Media-Analyse 2021: 4,2 Millionen Leser:innen bleiben der Tageszeitung treu

| 14.10.2021

Die Nachrichten über den Tod der Printzeitung sind reichlich verfrüht. Über die Hälfte der Österreicher:innen greifen immer noch täglich zum gedruckten Wort. "Paukenschlag" bei Wochenzeitungen und Magazinen.

14.589 Interviews wurden im Zeitraum Juli 2020 bis Juni 2021 durchgeführt und bilden die Basis der aktuellen Media-Analyse, bei der sowohl Print- als auch E-Paper-Ausgaben erfasst werden. Ein Vergleich zu Vorjahreswerten ist diesmal wieder nicht möglich, da eine Gewichtungsadaption (Internetnutzung als neuer Gewichtungsfaktor seit 2020) durchgeführt wurde.

Qualitätszeitungen: "Standard" zieht "Kurier" davon

Auch wenn die Kronen Zeitung mit beinahe 25 Prozent ungeschlagen und -gefährdet auf dem ersten Platz residiert, dahinter tut sich einiges. Der Standard, der vor ein paar Jahren den Kurier von Platz drei verdrängte, legt zu, während das von Chefredakteurin Martina Salomon geführte Medium leichte Verluste hinnehmen muss. Allerdings: Am Wochenende greifen nach wie vor mit 7,9 Prozent mehr Lerser:innen zum Kurier, als zur Standard-Konkurrenz (7,1 Prozent). Daneben punktet der Kurier allerdings in seinem Stammgebiet Ostösterreich mit überdurchschnittlicher Performance. 384.000 Wiener:innen, Niederösterreicher:innen und Burgenländer:innen lesen täglich den Kurier und machen diesen zur Nummer zwei aller Kauf-Tageszeitungen im Osten Österreichs.

© Media Analyse

Von den drei österreichweiten Qualitätstageszeitungen liegt Die Presse mit 311.000 Konsument:innen und einem Marktanteil von 4,1 Prozent auf dem dritten Platz. Mit der Presse am Sonntag erreicht man 4,3 Prozent Marktanteil. Weiterhin sehr geschätzt werden die Zeitungen bei Akademiker:innen und Bestverdiener:innen, aber auch in der Altersgruppe 14 bis 19 Jahre kann man zugewinne erzielen.

Rainer Nowak, Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer von Die Presse meint dazu: "Kontinuität und Beständigkeit sind zu jeder Zeit gute Eigenschaften für eine Tageszeitungsredaktion und ein Zeichen für Qualitätsjournalismus. Unsere Leserinnen und Leser wissen das und lesen Die Presse, weil sie unsere Leistungen wertschätzen und anerkennen." 

 Die Presse Chefredakteur Rainer Nowak © Die Presse / Peter Riguard

Grund zur Freude würden die Ergebnisse in der Altersgruppe 14-19 Jahre mit 3,4 Prozent und der Altersgruppe 20-29 Jahre mit 4,4 Prozent bieten.  Bei Akademiker:innen (9,2 Prozent) und Bestverdiener:innen mit Nettoeinkommen von 4.000 Euro oder mehr (10,7 Prozent) ist man traditionell besser vertreten.

Regionalität ist Trumpf

Die Tiroler Tageszeitung (TT) bleibt erwartungsgemäß die meistgelesene Zeitung im Alpenbundesland. Mit tirolweit täglich 248.000 (und österreichweit 262.000) Leser:innen hält man den nächsten Verfolger – die Kronenzeitung mit 127.000 Konsument:Innen – auf Abstand. Die TT-Chefredakteure Mario Zenhäusern und Alois Vahrner sehen darin einen Vertrauensbeiweis: "In Nordtirol greifen drei von vier Tageszeitungsleser:innen täglich zu TT oder TT-Kompakt. Dafür möchten wir uns heute herzlich bedanken. Unser Anspruch ist es, ihnen täglich die beste und aktuellste Information Tirols zu liefern."

In Oberösterreich sicherten sich wieder die OÖNachrichten (OÖN) die Pole-Position unter den Tageszeitungen: 358.000 Leser:innen (Reichweite: 28,4 Prozent) greifen täglich zu den OÖNachrichten. Österreichweit kommt man auf einen Anteil von 5,2 Prozent (395.000 Konsument:innen). "Dass die OÖN ihre Position als Nummer eins in Oberösterreich festigen konnten, sehen wir dankbar als Resultat unseres Bemühens und auch als Effekt unserer digitalen Transformation. Es ist auch in politisch turbulenten Zeiten ein wichtiges Signal: Seriosität und Verlässlichkeit werden von den Leser:innen honoriert", sagt Chefredakteur Gerald Mandlbauer.

Auch bei den Magazinen zeigt sich, dass ein Fokus auf die Region von den Leser:innen guttiert wird. 326.000 Österreicher:innen lesen die Magazine der Bundesländerinnen, zu denen die Titel Tirolerin, Oberösterreicherin, Steirerin, Kärntner Monat, Burgenländerin, Niederösterreicherin, Vorarlbergerin (Kooperation), Look! wienlive und Unser Salzburg gehören. Das entspricht einer nationalen Reichweite von 4,3 Prozent. Mit diesem Wert erreichen die Magazintitel von Moser Holding und Styria Media Group 38.000 mehr Leser:innen als der Mitbewerber Woman, der auf eine Reichweite von 3,8 Prozent kommt.

Die Medien der RegionalMedien Austria weisen gesamt eine Print-Reichweite von 42,3 Prozent aus. Die 129 regionalen Wochenzeitungen (darunter die Bezirksblätter und -rundschauen) liefern den Leser:innen in allen Regionen des Landes relevante Nachrichten aus der jeweiligen Lebensumgebung, meint Vorstand Georg Doppelhofer: "Lokale Berichterstattung ist gefragter denn je. 3.208.000 Leser:innen bestätigen die hohe Relevanz unserer Medien in allen Regionen Österreichs."

Auch das oberösterreichische Nachrichtenportal Tips.at kann sich über Zuwächse freuen. Die einzige regionale Wochenzeitung, die sich in OÖ-Besitz befindet, weist eine Reichweite von 59,3 Prozent und damit 746.000 Leser:innen auf. "Wir feiern heuer 35 Jahre Tips und unsere gelebte und ehrliche Regionalität wird sowohl von Lesern als auch von Kunden besonders geschätzt", , freut sich Tips-Chefredakteur und -Geschäftsführer Josef Gruber. "Wie groß das Vertrauen in Tips ist, zeigten und zeigen auch die Zugriffszahlen und Reaktionen auf die regionale Corona-Berichterstattung. Um die Nähe zur Region zu gewährleisten, haben wir 16 Geschäftsstellen in unserem Erscheinungsgebiet Oberösterreich und im Mostviertel. Wir sind und bleiben die meistgelesene Zeitung in Oberösterreich und konnten unsere Stärke auch in Niederösterreich mit 203.000 Lesern zeigen, was einer Reichweite von 14,1 Prozent projiziert auf gesamt Niederösterreich entspricht, obwohl wir nur die Bezirke Amstetten (wöchentlich), Scheibbs und Melk sowie die Statutarstadt Waidhofen an der Ybbs (jeweils monatlich) mit Tips streuen."

"Österreich am Sonntag" mit starken Zugewinnen, "Heute" auf Platz 1

Die Leser:innenzahlen für die tägliche Ausgabe von Österreich sind mit früheren Media-Analysen nicht vergleichbar, weil die Media-Analyse im laufenden Jahr die Erhebungsmethode für Österreich geändert hat. Wurden im 2. Halbjahr 2020 die Kaufzeitung Österreich und die Gratis-Zeitung oe24 mit zwei getrennten Titelkarten erhoben, so erfolgte die Erhebung im 1. Halbjahr 2021 – entgegen dem Wunsch der Mediengruppe Österreich – nur mehr mit einer gemeinsamen Titelkarte Österreich/oe24. Der ausgewiesene Wert ist deshalb ein nicht vergleichbarer Mischwert aus den beiden unterschiedlichen Erhebungen.

Österreich Herausgeber Wolfgang Fellner © LEADERSNET

Dennoch freut sich Herausgeber Wolfgang Fellner und sieht Österreich am Sonntag als "einen der wenigen klaren Gewinner." Die Sonntags-Ausgabe steigerte ihre Leser:innenzahl nach dem Redesign mit zwei neuen Farb-Magazinen um mehr als zehn Prozent auf 451.000, davon 215.000 in Wien.

Heute konnte – in der Kategorie Gratis-Tageszeitungen – mit 663.000 Leser:innen die Nummer-1-Position einnehmen. In Wien wurde in der Kategorie Tageszeitungen – also sowohl Kauf- als auch Gratiszeitungen – mit 330.000 Konsument:innen sogar die Spitzenposition erreicht.

"Falter" überholt "profil"

Bei Wochenzeitungen und Magazinen kam Die ganze Woche auf 8,9 Prozent (676.000 Leser). Den viel zitierten "Paukenschlag" gibt es bei den politischen Wochen-Titeln: Hier kommt profil nur mehr auf 3,3 Prozent (247.000 Leser), während der Falter nun aber 3,4 Prozent (254.000 Leser) einfährt. Damit ist die Wochenzeitung, die ihren Schwerpunkt auf Wien gelegt hat jetzt auch Österreichweit die Nummer 1. Weit abgeschlagen auf Platz 3 ist News, das es nur auf 2,1 Prozent (159.000 Leser) schafft.

Aus dem Red Bull Media House kam Servus in Stadt & Land auf 10,8 Prozent und The Red Bulletin auf 7,6 Prozent. Zählt man alle Titel des Red Bull Media House zusammen ergeben sich allerdings 21,5 Prozent beziehungsweise rund 1,6 Millionen Leser. (ca)

www.media-analyse.at

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