Internationale Automobilausstellung: IAA startet mit neuem Konzept

Die weltbekannte Messe findet erstmals in München statt und will eigentlich gar keine Messe mehr sein. LEADERSNET hat sich auf die Suche nach den Zukunftsthemen und automobilen Highlights gemacht.

Ein neues Mobilitätskonzept ersetzt die klassische Auto-IAA und soll einen Neubeginn im Messewesen darstellen. Die IAA 2021 wird zur Ausstellung, "zur zukunftsgerichteten Mobilitätsplattform und zum Dialogforum zugleich", so die Veranstalter. Das Konzept, das erstmals in München statt Frankfurt realisiert wird, beruht auf drei Säulen: Summit (Marken- und Produktpräsentationen sowie Konferenzen für Professionals), Open Space (Münchens schönste Plätze in der City werden zu Foren des Austauschs über Mobilitätskonzepte der Zukunft und zu Bühnen erlebbarer Technologien) und Blue Lane (eine Teststrecke, auf der zukunftsorientierte Mobilität im wahrsten Sinne "erfahrbar" wird).

"Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen, und das in allen Facetten zu erfüllen, ist eine immer größere Herausforderung für unsere Gesellschaft, der sich Wirtschaft und Politik stellen müssen. Die neue IAA wird Wege aufzeigen, wie diese Mobilitätsaufgaben verbunden werden können: effizient, wirtschaftlich, sozial und ökologisch", so Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), beim Startschuss der IAA, die bis 12.September 2021 stattfindet. 

Kernthema Nachhaltigkeit

Zum Einstieg debattiert Herbert Diess (Vorstandsvorsitzender VW) auf der Mobility Stage mit Gästen zum Thema: "European Electrification Infrastructure". Danach folgt eine Diskussionsrunde zum Themenschwerpunkt "Transformation der Mobilität". Mit dabei unter anderen Ola Källenius, (Vorstandsvorsitzender Daimler AG), Stefan Hartung (Geschäftsführer Bosch) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr. 

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Kernthema der IAA Mobility und das spiegelt sich bei unzähligen Programmpunkten wider. Wichtigster Treffpunkt für Vordenker, Nachhaltigkeitsexperten und Interessierte an diesem Bereich ist den Veranstaltern zufolge die Sustainability Lounge presented by PwC Deutschland. Mobilitäts-Experte Hans-Peter Kleebinder hat das Konferenzprogramm hierfür kuratiert. Wichtige Schwerpunkte sind für ihn zur Zeit: Circular Economy, Smart Factory und Mobility Data. "Kurz gesagt: das nachhaltige Wirtschaften", so Kleebinder.  An jedem Tag sind mehrere jeweils 90-minütige Events mit einem Podium und anschließender Diskussion geplant.

Schärfere CO2-Ziele

Auch die BMW Group macht Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) und nachhaltige urbane Mobilität zum Leitmotiv der IAA Mobility 2021. Entsprechend zeigt das Unternehmen im Rahmen seiner Messeaktivitäten konsequent auf, welche Ziele es sich für mehr Nachhaltigkeit und weniger CO2 setzt – und mit welchen konkreten Maßnahmen und Konzepten es diese Ziele erreichen will.

Das Unternehmen verpflichtet sich auf einen Kurs, der dem 1,5 Grad Ziel zur Begrenzung der globalen Erwärmung entspricht. Zusätzlich treibt die BMW Group mit der Neuen Klasse die Nutzung von Sekundärmaterial sowie die Prinzipien einer Kreislaufwirtschaft massiv voran und setzt sich für bessere Rahmenbedingungen für den Aufbau eines Markts für Sekundärmaterial ein.

Bei der beschleunigten CO2-Reduzierung liegt der Fokus auf der Nutzungsphase der Fahrzeuge, die mit mehr als 70 Prozent den bei weitem größten Anteil in der weltweiten CO2-Bilanz der BMW Group ausmacht. Bis 2030 soll der CO2 Ausstoß je Fahrzeug und gefahrenem Kilometer gegenüber dem Jahr 2019 nun mindestens halbiert werden.

Modelle der Elektro-Offensive

Mit dem BMW iX und dem BMW i4 sind im Rahmen der IAA Mobility 2021 zwei  Kernmodelle dieser Elektro-Offensive erstmals für die breite Öffentlichkeit erlebbar. In den kommenden Jahren folgen unter anderem vollelektrische Versionen der volumenstarken BMW 5er Reihe und des BMW X1. Hinzu kommen die BMW 7er Reihe sowie der Nachfolger des MINI Countryman. So wird die BMW Group bereits 2023 in rund 90 Prozent ihrer heutigen Marktsegmente jeweils mindestens ein vollelektrisches Modell auf der Straße haben.

Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Beim Thementag "Sustainability" der Audi Media Days im Vorfeld der IAA präsentierte Audi unter anderem seine Vision eines klimaneutralen Werks und zeigte, wie Nachhaltigkeit in der Lieferkette umgesetzt wird. Bis spätestens 2050 will Audi als Unternehmen bilanziell CO2-neutral sein. Bereits bis 2025 plant das Unternehmen, mehr als 20 vollelektrische Batterieautos im Angebot zu haben.

Die Hyundai Motor Company hat bekannt gegeben, bis 2045 klimaneutral zu werden. "Im Rahmen unserer Unternehmensvision "Fortschritt für die Menschheit" ist Hyundai entschlossen, das Richtige für die Welt zu tun. Der Klimawandel ist eine unbestrittene Herausforderung, die die größte und dringlichste Aufmerksamkeit von allen erfordert. Hyundai verpflichtet sich daher, seine globalen Produkte und Betriebe bis 2045 klimaneutral auszurichten, und wir werden in sauberere Transportmittel und umweltfreundlichere Energielösungen investieren, um so eine bessere und nachhaltigere Zukunft für alle zu gewährleisten", sagt Jaehoon (Jay) Chang, Präsident und CEO der Hyundai Motor Company.

"Der ruhigste Platz im Alltagsstress ist jener hinter dem Lenkrad"

Enthüllt werden auch der Ford Mustang Mach-E GT, der VW ID.5, der Kompaktwagen Renault Mégane E-Tech, die Limousine Mercedes EQE. Mit dem Audi Grandsphere Concept gibt es einen konkreten Ausblick auf den kommenden, rein elektrischen A8, der 2024 in den Handel kommen soll.

Für Aufsehen sorgt das Elektro-Leichtfahrzeug Microlino, das an die Isetta aus den Fünfzigerjahren erinnert. Künftig soll der "Schweizer Autoknirps" in Ballungsräumen eingesetzt werden.

Gerade in Zeiten der Pandemie empfinden viele Autofahrer ihren Wagen als sicheren Hafen und Rückzugsort vor den gestiegenen Herausforderungen und Belastungen des Alltags: als einen Raum der Ruhe und der Besinnung, während sich das eigene Zuhause in den persönlichen Arbeitsplatz oder das Klassenzimmer für den Nachwuchs verwandelt hat. Ford kommt diesem Trend entgegen und präsentiert eine spezielle Studie, die genau diese Entwicklung aufgreift: das Ford Mindfulness Car Concept. 

Es basiert auf dem Ford Kuga und rückt den besonderen Wert der Achtsamkeit gezielt in den Mittelpunkt. "Ein Auto kann von sich aus nicht achtsam sein, es geht viel mehr darum, wie das Auto genutzt wird und wie es selbst das Verhalten seines Fahrers unterstützt. Ford möchte mit diesem Concept-Car Erfahrungen sammeln, die größere Achtsamkeit ermöglichen", unterstreicht Mark Higbie. Der Senior Adviser der Ford Motor Company hilft bei der Einführung von Achtsamkeits-Prinzipien in den Arbeitsbereichen des Unternehmens. "Ford zeigt den Fahrern und Passagieren seiner Fahrzeuge hilfreiche Wege auf, wie sie in ihrem Leben achtsamer agieren können."

Zudem stellt Ford in einem Modellversuch den automatisierten Parkhaus-Parkservice der Zukunft vor. Für die Kunden bedeutet dies: Sie geben ihren Wagen am Eingang des Parkhauses ab, von wo aus er seinen Abstellplatz automatisiert ansteuert und wieder zurückkehrt, sobald er benötigt wird.

Player treffen auf Start-ups

Außerdem erleben die Fachbesucher hier die Zukunftsideen der Finalisten der #NextLevel IAA Mobility Startup Challenge 2021 von PwC Deutschland. Denn der Mobilitätswandel braucht innovative Ideen – und eine enge Kooperation zwischen etablierten Playern und Startups.

Innovationen gab auch Polestar im Rahmen seiner globalen Expansionspläne bekannt. Bis Ende 2022 strebt die schwedische Elektro Performance Marke an, in 30 globalen Märkten präsent zu sein. Polestar hatte im Juli bereits die Verdoppelung seiner Märkte im Jahr 2021 von neun auf 18 realisiert. Bis 2022 will sich das Unternehmen in weiteren zwölf Märkten etablieren.

Die Zukunft?

Volkswagen-Chef Herbert Diess prognostiziert: "The next, much more radical change, is the transition towards much safer, smarter and finally autonomous cars." Das autonome Fahren werde dem Experten zufolge die Auto-Industrie wie nichts anderes zuvor verändern. Robotaxis seien demnach die Zukunft.

Im Messewesen müsse vielleicht noch ein bisschen am Konzept gearbeitet werden: "Es sind viele Fahrräder hier, es sind viele Themen hier, aber vielleicht sind es zu viele Themen und man sollte sich doch stärker auf das Auto konzentrieren. Denn das Auto hat eine Riesen-Zukunft", sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. (jw)

www.iaa.de

 

 

 

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