"Ich habe lernen müssen enorm flexibel und agil in der Planung zu sein"

Gastro- und Eventprofi Johannes Paul Rittenauer im Interview über sein aktuelles Projekt "Palais Freiluft", seine Pläne für den Herbst und die Auswirkungen der Pandemie und des langen Lockdowns auf die Branche.

Johannes Paul Rittenauer ist seit vielen Jahren ein fixer Bestandteil der Wiener Gastronomie- und Eventszene. Er realisierte zahlreiche Projekte wie die "Freiluft"-Stadtterrasse im "Grand Hotel Wien", den Panoramaraum im "Hochhaus Herrengasse", den Dinnerclub am "Petersplatz 7", die "Heldenbar" vor dem Weltmuseum Wien, die mehrfach prämierte "Lvdwig Bar" am Naschmarkt, sowie die Gastronomie- und Eventflächen am Erste Campus Wien.

LEADERSNET: Herr Rittenauer, ihr neuester Wurf, das Sommer-Pop-up "Palais Freiluft", ist derzeit in aller Munde. Wie ist es zu diesem Projekt gekommen?

Rittenauer: Eigentlich ist dieses Projekt das Spontanste, das ich je gemacht habe (lacht). Von der Idee bis zur Eröffnung sind nicht mal sechs Wochen vergangen. Initiator war Marc Mosleitner: Er ist an Bert Jachmann, Friso Schopper und mich herangetreten, um ein Sommer-Pop-up im Garten des Palais Auersperg umzusetzen. Es war eine tolle Chance den historischen Garten endlich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Marke "Freiluft" ist seit Beginn an für ausgefallenen Locations bekannt und hat eine große Community – daher war es schnell klar mit dieser Marke ins Rennen zu gehen.

Das diesjährige Grundkonzept des "Shared Schanigarten" entstand in enger Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien rund um Obmann Peter Dobcak. Wir bieten allen Gastronomen, vorrangig der Wiener Bar-Szene, die Möglichkeit ihre Speisen und Getränke im Garten des Palais Auersperg anzubieten. Durch die Unterstützung der Wirtschaftskammer und unserer Sponsoren aus der Getränkeindustrie können wir die Gastroflächen zu Selbstkosten weitergeben. Dies ist eine große Hilfe für die krisengebeutelten Branche und die teilnehmenden Gastronomen freuen sich Ihre Gäste in einem wunderschönen Innenstadt-Garten empfangen zu können.

© Mila Zytka
Paul Rittenauer und Peter Dobcak © Mila Zytka

LEADERSNET: Welche Gastronomen sind dabei und wie lange wird das "Palais Freiluft" noch geöffnet bleiben?

Rittenauer: Aus der Wiener Bar-Szene sind die "Sign Lounge", die "Planters Bar", "Dosage Bar", "Ma Belle Bar & Bistro" und die "Lvdwig Bar" vertreten. Der Club Floor mit regelmäßigem DJ-Line-up wird unter dem Namen "Sasstronauten Picknick" von Gregor Imhof vom "Sass Club" bespielt.

Kulinarisch bieten wir Steckerlfisch vom "Dogenhof", "smashed" Burger vom "Xo-Beef", Sushi und Maki von "Haru", mexikanische Tacos von "Taqueria La Veneta", Krautfleckerl und Rindfleischsalat vom "Pichlmaier zum Herkner", Trüffel-Langos vom "Boxwood Restaurant" und veganes Softeis von "Wild Thinking Ice Cream" an. Im "Budweiser Urban Biergarten" gibt es auch regelmäßig Ausstellungen von zeitgenössischen Künstlern wie Mathias Hanin oder Martin Grandits. Bei schönem Wetter haben wir immer von Montag bis Samstag ab 16 Uhr geöffnet. Der letzte Tag der diesjährigen Freiluft-Saison wird der 13. September sein – deswegen würde ich allen raten, unbedingt noch vorher vorbeizukommen und sich selbst vom Flair des Palais Auersperg zu überzeugen!

LEADERSNET: Mit September geht auch die "Heldenbar" in die Winterpause – können Sie bereits ein Resumée zum diesjährigen Sommer ziehen?

Rittenauer: Den Platz vor dem Weltmuseum Wien bespielen Philip Keller und ich bereits in der vierten Saison. Dieses Jahr war sicherlich sehr speziell, da es kaum Planungssicherheit gegeben hat. Wir bemühen uns jedes Jahr aufs Neue ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, wofür es natürlich eine dementsprechende Vorbereitung braucht. Das war dieses Jahr sehr herausfordernd, denn bis in den Mai 2021 waren keine konkreten Covid-Auflagen bekannt. Ich habe lernen müssen enorm flexibel und agil in der Planung zu sein, am Ende haben wir ein vielfältiges Angebot an der "Heldenbar" realisiert: "Climate Nights" – klassische Musik am Heldenplatz, "Pride Night" im Rahmen der Vienna Pride, "Calle Libre Street Art Festival", das "Techno Café Female Special", "Dish Tennis Turnier", "Aperitivo Italiano" oder Viewings zur Fußball Europameisterschaft.

Vieles davon war nur mit der Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien und ihrer Clubkultur-Förderung möglich. Somit war es möglich, faire Gagen an Künstler, DJs und Nachwuchstalente zu bezahlen und ihnen einen Auftritt auf einem der schönsten Plätze der Wiener Innenstadt zu ermöglichen. Alles in allem war es, ein wirklich schöner Sommer an der "Heldenbar" mit tollen Veranstaltungen – ich bin unserem Team für die tolle Arbeit und dem Weltmuseum Wien für das Vertrauen sehr dankbar!

LEADERSNET: Wie haben Sie als Gastronom den Lockdown erlebt und welchen Blick werfen Sie in die Zukunft?

Rittenauer: Ich denke der Lockdown war für alle enorm schwierig – sowohl psychisch als auch finanziell. Einer der am meisten krisengeschüttelten Branchen war die Gastronomie, Hotellerie und Eventbranche, zu der auch meine Unternehmungen gehören. Die Unterstützungen der Bundesregierung waren gut und haben großteils auch reibungslos funktioniert. Das viel größere Problem sehe ich in den Nachwirkungen des Lockdowns: Es gibt einen akuten Fachkräftemangel, da viele Mitarbeiter:innen in andere Branchen abgewandert sind. Zudem hat sich auch das Konsumverhalten der Gäste geändert und es fehlt nach wie vor an Touristen – das ist vor allem in der Innenstadt zu spüren!

Es war eine mühsame Zeit, aber ich bin auch während des Lockdowns nicht untätig geblieben. Wir haben Bottled Cocktails mit "Drinks-At-Home" produziert und österreichweit verschickt, neue Eventformate wie das "Digitale Afterwork" oder auch Take-Away-Konzepte wie das "Wiener Innenstadt Picknick" an der 'Heldenbar" realisiert. Leider konnte ich diesen Sommer einige Großveranstaltungen wie den "Kleee Art Club" auf der Gloriette oder die "Club Exzessive Neustifter Kirtag" nicht umsetzen. Am Ende des Tages wird nur die Impfung die Pandemie besiegen. Eine Situation wie im Lockdown, möchte ich für unsere Branche nicht mehr erleben – daher ist mir auch jegliche Restriktion recht, Hauptsache wir dürfen weiterarbeiten.

LEADERSNET: Was sind Ihre Pläne für den Herbst?

Rittenauer: Nachdem die "Heldenbar" und das "Palais Freiluft" in den wohlverdienten Winterschlaf gehen, liegt meine volle Konzentration auf der "Lvdwig Bar" und natürlich bei neuen Projekten. Am 31. August haben wir die Ehre beim Forum Alpbach für coole Drinks zu sorgen. Vom 2. bis 4. September sind wir beim "Liquid Market" groß vertreten und am 18. und 19. September bei der "Gault & Millau Genuss-Messe 2021" im "Kursalon". Also vorbeikommen und tolle Cocktail-Kreationen von unserer mehrfach prämierten Isabella Lombardo genießen!

www.jpr-consulting.net

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