Atradius sieht nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie Veränderungen bei Betrugsversuchen im Firmengeschäft. In Österreich, aber auch in Deutschland und in der Schweiz hat der internationale Kreditversicherer zuletzt eine höhere Zahl an verdächtigen Bestellungen bei Metallunternehmen festgestellt als noch vor der Krise. Im Auslandsgeschäft ist vor allem der so genannte Identitätsbetrug auf dem Vormarsch, konstatieren die Experten für Zahlungsausfallrisiken. Atradius empfiehlt Lieferanten und Dienstleistern unter anderem, ihre Betrugsprüfungsprozesse weiter auszuarbeiten und diese auch dann einzuhalten, wenn die Restriktionen der Pandemie vollständig auslaufen.
"Die vollkommen neue Situation im März vergangenen Jahres hat auch den Aktionsradius der Betrüger zunächst stark eingeschränkt. Bis zum Sommer 2020 haben wir einen Rückgang von betrugsverdächtigen Anfragen gehabt“, sagt Franz Maier, Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa von Atradius. „Mittlerweile ist die Frequenz von auffälligen Geschäften in Österreich sowie in der Schweiz und in den Balkanländern höher als vor Corona. In Österreich und in der Schweiz fällt uns derzeit etwa einmal pro Woche ein Abnehmer mit einer potenziell verdächtigen Bestellung auf. Auch in Deutschland haben die Betrugsaktivitäten mittlerweile wieder Vorkrisenniveau erreicht."
Mehr sonderbare Bestellungen im Metallbereich
Häufigste Betrugsform ist immer noch der sogenannte Stoßbetrug: Kriminelle bestellen dabei Ware auf Rechnung, ohne die Absicht, diese jemals zu bezahlen. Fragen die Lieferanten einige Zeit nach Auslieferung dann nach dem Zahlungseingang, sind die Strippenzieher bereits verschwunden. Am häufigsten von diesem Betrugsmuster betroffen ist immer noch der Lebensmittelbereich, insbesondere Händler von hochwertigem Fleisch und Fisch, zudem Anbieter von Obst und Gemüse. Zuletzt gab es vermehrt Betrugsversuche bei Baumaterialien sowie bei Metallen.
"Seit Sommer vergangenen Jahres haben sich die verdächtigen Bestellungen bei hochwertigen Metallen wie zum Beispiel Kupfer gemehrt", sagt Franz Maier. "Österreichische Lieferanten und Dienstleister sollten generell vorsichtig sein, wenn eine Lieferung an einen noch unbekannten Kunden ins angrenzende Ausland geliefert werden soll, der Abnehmer eine C/o-Adresse hat, er zuletzt häufiger die Anschrift gewechselt hat oder aus einer Branche bestellt wird, für die die eigene Ware eigentlich überhaupt nicht geeignet ist. Verdächtig ist es auch, wenn ein Abnehmer innerhalb kürzester Zeit viele Bestellungen bei verschiedenen Lieferanten aufgibt. Letzteres können wir als Kreditversicherer häufig sehr gut und schnell erkennen."
Identitätsbetrug nimmt auch im Ausland erheblich zu
Im Ausland beobachtet der Kreditversicherer ebenfalls eine starke Zunahme von sogenannten Identitätsbetrugsversuchen. Hierbei werden zum Beispiel Firmenkontaktdaten in einem E-Mail-Abbinder sowie Mail-Adressen gefälscht. Mit dieser falschen Identität geben sich die Betrüger zum Beispiel als Mitarbeiter von großen Handelskonzernen aus und tätigen Bestellungen in deren Namen. Nach der Auslieferung der Waren erlischt dann der Kontakt. (sk)
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