"Geld alleine schießt bekanntlich keine Tore"

ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider im Interview über den Kampf um die Sportrechte, den Wettbewerb zwischen Öffentlichen und Privaten, Vorwürfe rund um die Corona-Berichterstattung und warum der Sender eine neue "Initiative für mehr Bewegung" ins Leben gerufen hat.

LEADERSNET: ServusTV hat vor Kurzem die Initiative "Beweg Dich" ins Leben gerufen und will rund 15 Millionen Euro investieren. Was verbirgt sich dahinter?

Wegscheider: Der Wunsch, mehr Kinder und Jugendliche für Bewegung und Sport zu begeistern. Mehr als ein Drittel unserer Jugend ist bereits übergewichtig, die Entwicklung ist alarmierend. Entgegen der jahrelangen politischen Lippenbekenntnisse wurde das Bewegungsverhalten durch Corona-Einschränkungen und Verbote sogar noch einmal drastisch verschlechtert. Dieser Fehlentwicklung wollten wir nicht länger zuschauen. Deshalb haben wir die Initiative "Beweg Dich! Die Bewegung für mehr Bewegung" ins Leben gerufen. Nach dem Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

LEADERSNET: Sie arbeiten diesbezüglich mit 15.000 österreichischen Sportvereinen zusammen. Welchen Mehrwert haben diese von der Aktion?

Wegscheider: Ich denke, das erklärt sich von selbst: wir bieten Sportvereinen im Nachwuchsbereich finanzielle Unterstützung an. Damit werden Projekte gefördert, die Kindern und Jugendlichen zwischen dem sechsten und 16. Lebensjahr mehr oder bessere Möglichkeiten zur Ausübung ihres Lieblingssports ermöglichen.

LEADERSNET: Österreichische Sportler tragen die Initiative mit. Mussten Sie lange Überzeugungsarbeit leisten?

Wegscheider: Nein, im Gegenteil. Das Feedback zu unserer Initiative war durch die Bank euphorisch. Gerade Sportlern brennt das Thema seit Jahren unter den Fingernägeln.

LEADERSNET: Wie und wo wird die Kampagne sichtbar?

Wegscheider: Über alle ServusTV-Kanäle, also TV, digital und Social Media. Und natürlich greifen wir das Thema in vielen Formaten redaktionell auf.

LEADERSNET: Seit langem klagen Fußballfans über mangelnde Übertragungen im österreichischen TV. ServusTV war in den letzten Monaten sehr aktiv auf dem Sportrechte-Sektor und hat unter anderem die exklusiven Übertragungsrechte für die Fußball-Europameisterschaften 2024 und 2028 erworben. Wie kam es dazu?

Wegscheider: Wir haben immer gesagt, dass wir an attraktiven Sportrechten interessiert sind (lacht). Der Zuschlag an gleich zwei Europameisterschaften ist zweifelsohne etwas ganz Besonderes und kommt nicht von heute auf morgen. Wir haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich bewiesen, dass wir mit viel Leidenschaft, journalistischer Qualität und Akribie einen Mehrwert für das jeweilige Sportrecht und den Lizenzgeber erzielen können. Das beste Beispiel dafür ist die MotoGP. Dass künftig alle UEFA-Wettbewerbe gebührenfrei bei ServusTV zu sehen sind, ist nicht nur für ServusTV, sondern für alle Fußballfans eine gute Nachricht.

LEADERSNET: Sie investieren angeblich fast das Doppelte von dem, was der ORF bislang für die vergleichbaren Rechte bezahlt hat. Welche Strategie verfolgen Sie?

Wegscheider: Das ist – mit Verlaub – kompletter Blödsinn. Wir investieren nicht das Doppelte und geben in Summe auch weniger Geld als der öffentliche-rechtliche Rundfunk für Sportrechte aus. Geld alleine schießt bekanntlich keine Tore und man bekommt deshalb auch noch lange keine Premiumsportrechte. Das wird jetzt fälschlicherweise gerne so dargestellt. Entscheidend sind die Präsentation und die Perspektiven, die man dem Produkt bieten kann.

LEADERSNET: Stehen öffentliche und private Sender in einem fairen Wettbewerb?

Wegscheider: Nein. Der ORF spielt mit seinen vier Senderketten und Privilegien immer noch in einer eigenen Liga. Eine wirkliche Reform sehe ich nach wie vor nicht. Und selbst bei der täglichen Erhebung der Marktanteile mit einem technisch überholten System sind wir von einem fairen Wettbewerb noch weit entfernt.

LEADERSNET: Attraktive Sportrechte können einen Sender richtig pushen. Was erwarten Sie sich?

Wegscheider: In erster Linie wollen wir die Zuseher mit unseren Übertragungen begeistern. Dafür machen wir Fernsehen. Aber natürlich erhoffen wir uns als Sender auch ein sportliches Wachstum, keine Frage.

LEADERSNET: Mit welchen Quotensteigerungen kann man rechnen?

Wegscheider: Den Blick in die Zukunft beherrschen Wahrsager deutlich besser als ich …

LEADERSNET: Wird es Sublizenzen geben?

Wegscheider: Dagegen spricht grundsätzlich nichts.

LEADERSNET: Die Corona-Berichterstattung spielt derzeit im TV-Alltag überall eine große Rolle. Sie stehen für offene Diskussion, sind damit aber im Verlauf der Pandemie zu einer Plattform der Corona-Zweifler rund um Hauptfigur Sucharit Bhakdi geworden. Haben Sie damit eine Quoten-Nische gefunden?

Wegscheider: Uns geht es nicht darum, eine Plattform für irgendjemanden zu werden und schon gar nicht darum, auf diese Art Quote zu machen. Es entspricht unserem journalistischen Selbstverständnis, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen und Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

LEADERSNET: Stehen auch politische Motivationen dahinter?

Wegscheider: Nein. Wir berichten journalistisch kritisch, unabhängig und neutral.

LEADERSNET: Tüfteln Sie aktuell an neuen Formaten?

Wegscheider: Selbstverständlich. (jw)

www.servustv.com

Ready Player Two
Das lässt mich wieder beruhigt schlafen, wenn so ein extremer Rechtausleger wie Ferdinand Wegscheider seine Finger im Jugendsport hat. Aber wenn einer mit dem Red-Bull-Säckel daherkommt, fragt eh keiner mehr nach.

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