"Die Mobilität der ASFINAG ist nachhaltig und umweltschonend"

ASFINAG-Chef Hartwig Hufnagl im Interview über die Zukunft des österreichischen Verkehrs, wie dieser umweltschonender gestaltet werden kann und welche Rolle Künstliche Intelligenz in Zukunft auf den Autobahnen spielen wird.

LEADERSNET: Was ist die strategische Ausrichtung der ASFINAG für die Zukunft des österreichischen Verkehrs?

Hufnagl: Die strategische Ausrichtung der ASFINAG beruht auf einer ganz klaren Vision. Wir als Infrastrukturbetreiber haben die Aufgabe, nachhaltig und ökologisch dafür Sorge zu tragen, dass das hochrangige Straßennetz jederzeit in vollem Umfang zur Verfügung steht. Wir sehen, uns in erster Linie als Partner des öffentlichen Verkehrs. Die Kundinnen und Kunden möchten in Zukunft multimodal unterwegs sein. Ihnen ist es egal, ob sie am hoch- oder niederrangigen Straßennetz, mit den Wiener Linien, mit den ÖBB, mit der Westbahn, mit Bus, Straßenbahn oder U-Bahn unterwegs sind. Das Wichtigste dabei ist, dass wir als ASFINAG unglaublich viele Instrumente in der Hand haben, um diesen Betrieb und die Infrastruktur in Zukunft nachhaltig und umweltschonend gestalten zu können. Ein Auftraggeber kann in Zukunft Ausschreibungen so gestalten, dass die Realisierung möglichst in diesem Sinne – was den Infrastrukturausbau anbelangt – erfolgt.

Zum Zweiten können wir natürlich bewusstseinsbildend darauf einwirken, dass Mobilität umweltschonender und nachhaltiger abläuft. Hier kann man den Kunden mittels Verkehrsinformationen mitteilen, ob es beispielsweise einen Stau gibt und wie dieser vermieden werden kann, indem man etwa auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigt. Das Dritte ist, dass wir natürlich dafür Sorge tragen müssen, auf unserem Straßennetz die entsprechende E-Ladeinfrastruktur für die Autos der Zukunft zur Verfügung zu stellen. Die ASFINAG ist und wird auf immer mehr Ebenen ein Mobilitätspartner, der ökologisch und nachhaltig agiert.

LEADERSNET: Wie viele Mitarbeiter hat die ASFINAG und wie würden Sie die Kernaufgaben des Unternehmens zusammenfassen?

Hufnagl: Wir haben in der ASFINAG rund 2900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich tagtäglich im Interesse der Kundinnen und Kunden auf dem österreichischen hochrangigen Straßennetz einsetzen. Die drei Kernaufgaben der ASFINAG sind der Bau, der Betrieb und die Bemautung von Autobahnen und Schnellstraßen. Alle drei Segmente werden dementsprechend auch mit vielen strategisch zukunftsorientierten und vor allem nachhaltigen Maßnahmen flankiert.

LEADERSNET: Die Pandemie hat einen richtigen Digitalisierungsschub gebracht. Wie weit ist die ASFINAG in Sachen Digitalisierung?

Hufnagl: Die Digitalisierung hat längst vor der Pandemie Einzug gehalten. Die ASFINAG war somit schon auf einem guten Weg. Aber auch wir sind durch die Pandemie natürlich noch weiter nach vorne katapultiert worden. Die Digitalisierung hat ja ganz viele Facetten, sei es im HR-Bereich, in den täglichen Prozessen im Kernbetrieb oder bei Planung und Bau durch die Erstellung präzisester digitaler 3D-Modelle – Stichwort Building Information Modeling (BIM). Die Digitalisierung wurde bei uns in eine Strategie gegossen und wird in den nächsten zehn Jahren in unglaublich vielen verschiedenen Facetten Teil unserer Arbeit und Services sein.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt das Thema Künstliche Intelligenz (KI)? Wird es in Zukunft damit möglich sein, Verkehrsflüsse zu steuern – auch im Hinblick auf das Thema Autonomes Fahren?

Hufnagl: Ja, das ist ja eine ganz klare Vision, die wir ja schon seit vielen Jahren verfolgen. Wir haben in Österreich die Besonderheit, dass wir neun Verkehrsmanagementzentralen haben, die gleichsam von Mensch und KI gesteuert werden. Wir versuchen schon jetzt mittels vieler Modelle die Verkehrsströme auf den Autobahnen intelligent durch Algorithmen, also Rechenprozesse zu steuern. Hier gibt es viele Synergieeffekte. Wir starten mit der A 1, es wird aber dann immer mehr Streckenabschnitte geben, wo den Kunden automatisierte, intelligente Verkehrsinformationen punktgenau und in Echtzeit mittels WLAN am Armaturenbrett zugänglich gemacht werden. Das reicht bis hin zum automatisierten Fahren. Ganz ohne Mensch wird es aber sicher nicht gehen, um die Verkehrssicherheit und den gesamten Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten. Aber KI ist absolut ein Thema, auf das wir in den nächsten Jahren ein großes Augenmerk werfen werden.

LEADERSNET: Ist es richtig, dass das Investitionsvolumen bis 2023 7,8 Milliarden Euro betragen wird?

Hufnagl: Nein, das stimmt nicht. Wir haben ein Bauprogramm von 2021 bis 2026 bei dem es schon ein Investitionsvolumen von 8,6 Milliarden Euro gibt. Das heißt, es wird wahrscheinlich in den Folgejahren aufgrund von inflationsbedingten Preissteigerungen und ähnlichem in unseren auf sechs Jahren ausgerichteten Rahmenprogrammen immer um rund neun bis zehn Milliarden Euro gehen.

LEADERSNET: Die ASFINAG ist für die Einhebung der Maut zuständig. Sind diese Einnahmen eigentlich zweckgewidmet?

Hufnagl: Ja, natürlich. Die ASFINAG ist in dieser besonderen Lage, mit den Erlösen aus der Streckenmaut, aus der Vignette und aus der LKW-Maut das gesamte Geschäft selbst ganz ohne Zuschüsse des Staates bedienen zu können. Und jede Mauteinnahme ist bei uns zweckgewidmet, wird also wieder für die Kunden in das Netz investiert.

LEADERSNET: Was sind die größten Projekte, die in den kommenden Jahren anstehen und auf welche Staus dürfen wir uns freuen?

Hufnagl: Also generell möchten wir als ASFINAG natürlich festhalten, dass wir uns über keinen Stau freuen. Das Wichtigste ist, das Netz jeden Tag so instand zu halten, dass unsere Kunden dies auch uneingeschränkt nutzen können. Bei der ASFINAG arbeiten täglich viele Menschen daran, dass unsere 18.000 Bauwerke, die wir als ASFINAG haben, auch tatsächlich im besten Zustand sind. Natürlich kommen gewisse Bauvorhaben dazu, die mit dem Ziel der Verkehrsentlastung von Wohngebieten realisiert werden – Stichwort A 26, also die Errichtung einer neuen Donaubrücke in Linz oder die S 7 Fürstenfelder Schnellstraße. Entscheidend ist auch zum Beispiel die Instandsetzung und Generalsanierung der A 23 Südosttangente in Wien, die 2022 ihren Abschluss finden wird. Es gibt also einige Projekte mit hohem Investitionsvolumen, die wir vorantreiben.

LEADERSNET: Sie sind jetzt seit zwei Jahren und zwei Monaten Vorstandsdirektor der ASFINAG. Ist es ein cooler Job?

Hufnagl: Es ist der tollste Job, den man sich vorstellen kann. Ich bin mittlerweile schon seit über 15 Jahren in der ASFINAG und habe die ASFINAG-DNA in mir. Das Schönste, was ich machen darf, ist es mit all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ASFINAG das Unternehmen weiterzuentwickeln.

www.asfinag.at

 

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