2020 war durch die Corona-Pandemie und die daraus erstandene globale Gesundheits- und Wirtschaftskrise deutliche Spuren in den Jahresbilanzen vieler Unternehmen hinterlassen. Verbunden den die stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten sah sich auch die nationale Luftfahrtindustrie gezwungen, ihre Produktion anzupassen.
Dementsprechend lässt sich die Krise auch aus dem Jahresfinanzbericht der FACC AG herauslesen, welcher Ende vergangener Woche vorgelegt wurde. Dennoch zeige man "Stabilität" und will mit einem "stringenten Kostensenkungsprogramm und einer strategischen Neuausrichtung die Weichen für die Zukunft stellen", so der Aerospace-Konzern im Rahmen seiner Bilanzpressekonferenz 2020.
Klare Schwerpunktsetzung und Stabilität in der Krise
"Wir haben 2020 rasch auf die geänderten Rahmenbedingungen reagiert und zwei wesentliche Schwerpunkte gesetzt. Erstens: Den gesundheitlichen Schutz unserer Belegschaft kompromisslos und jederzeit zu sichern. Und zweitens, unsere Kunden in gewohnter FACC Best-in-Class-Manier stabil zu versorgen und uns strukturell und strategisch so aufzustellen, dass wir gezielt in einen Wachstumsmodus zurückkehren können", berichtet Robert Machtlinger, CEO der FACC AG.
Im internationalen Krisenjahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 526,9 Millionen Euro und verzeichnete damit einen Umsatzrückgang in Höhe von 126,2 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr (Rumpfgeschäftsjahr). Der deutliche Rückgang basiert insbesondere auf negativen Anpassungen von Bauraten bei allen für FACC wesentlichen Flugzeugprogrammen. Waren die Umsätze vor allem im Juli und August von reduzierten Abrufen der Kunden geprägt, war ab September eine positive Dynamik erkennbar.
Das EBIT 2020 liegt bei minus 74,4 Millionen Euro (Rumpfgeschäftsjahr 2019: 22,1 Millionen Euro), wobei mit 47,6 Millionen Euro der Großteil von einmaligen Sondereffekten aufgrund von Wertminderungen, Schätzungsänderungen sowie Kosten für den Personalabbau im Zusammenhang mit der Covid-19 Krise ausgelöst wurde. Trotz der stark gesunkenen Umsätze war der Free Cashflow mit minus 2,4 Millionen Euro nahezu ausgeglichen, was das "Resultat eines strikten und schnell eingeleiteten Kostensenkungsprogramms und weitgreifender Optimierungsmaßnahmen" war, so Machtlinger.
"Kundenbeziehungen gestärkt, Effizienz erhöht, Auftragsstand hoch"
FACC verfügt laut eigenen Angaben auch nach dem Krisenjahr 2020 über eine "solide Finanzkraft": Eine gute Ausstattung mit liquiden Mitteln und nicht ausgeschöpfte freie Kreditlinien von 150 Millionen Euro ermöglichen die erforderliche Flexibilität, Marktpotentiale zu nutzen. So hat das Unternehmen im Juni 2020 mit der Aufnahme einer speziellen COVID-19-Finanzierungslinie der Österreichischen Kontrollbank die Liquidität um 60 Millionen Euro erhöht. Zudem wurde mit den Kernbanken eine Modifizierung der bestehenden Konsortialfinanzierung umgesetzt, die die geänderten Rahmenbedingungen der Luftfahrtbranche berücksichtigt.
FACC hat sich laut eigenen Angaben 2020 weiterin "erfolgreich als führender Anbieter von Aerospace-Technologie" positionieren können., hat Kundenbeziehungen "weiter intensiviert und gestärkt" und sich selbst als Unternehmen neu strukturiert und Effizienzsteigerungsprogramme umgesetzt. Wichtige bisher ausgelagerte Prozesse wurden als Kernprozesse in den Konzern geholt, um so noch effizienter und agiler auf Kundenwünsche zu reagieren.
Der Auftragsstand an bestellten Flugzeugen hat sich 2020 trotz Krise nur leicht reduziert. Zum 31. Dezember 2019 waren 13.106 nicht ausgelieferte Flugzeuge bestellt – dieser Wert hat sich zum Stichtag 31. Dezember 2020 auf 12.171 fix bestellte Flugzeuge reduziert. Der FACC Auftragsstand ist nach wie vor hoch und beträgt circa 5,7 Milliarden US-Dollar an auszuliefernden Produkten. Auch wurden im Verlauf des Jahres wichtige Projektmeilensteine umgesetzt wie z.B. der Fertigungsstart der A320 Airspace Entrance Area und der A220 Radoms sowie der Start eines neuen Drohnenprojekts.
15 Millionen Ausgaben für Innovation und Neue Strategie 2030
Auch das Forschungs- und Investitionsprogramm der vergangenen Jahre hat FACC 2020 konsequent fortgesetzt: So hat FACC 2020 die Ausgaben für diese Projekte "auf hohem Niveau" belassen. Als Leuchtturmprojekte fungieren dabei die Entwicklung aerodynamischer, leichter, treibstoffsparender Strukturkomponenten oder biologische Materialien für zukünftige Kabinenausstattungen bis hin zu neuen Entwicklungen im Bereich der Kabinenluftaufbereitung oder antimikrobiellen Materialien, Reinigungslösungen und berührungslosen Bedienelementen.
Parallel hat FACC im vergangenen Jahr mit der Überarbeitung der Konzernstrategie begonnen: Mit der Strategie "FACC 2030" wird das Unternehmen weiterhin auf das Kerngeschäft Aerospace setzen und in diesem Bereich neue Märkte erschließen. Zusätzlich zum Kerngeschäft wird FACC zukünftig die starken Wachstumspotentiale im Bereich der Urban Air Mobility und der Raumfahrt intensiv nutzen, um zusätzliches Wachstum zu generieren. Bis 2030 will sich FACC unter den Top-50 der Aerospace-Branche etablieren, erklärt Machtlinger.
Ausblick: "Ausgeglichenes" EBIT erwartet
"Wir rechnen damit, dass sich beginnend mit der zweiten Jahreshälfte der Markt langsam erholen wird. Die Nachfrage nach Mobilität wird sich entsprechend entwickeln. Maßgeblich hierfür wird aber die schnelle und weitreichende Impfung gegen COVID-19 sein", prognostiziert Robert Machtlinger als wichtige Maßnahme für die nahe Zukunft. Dennoch geht das Unternehmen von einer Zeitspanne von vier bis fünf Jahren aus, bis sich die Flugzeugbranche wieder auf Vorkrisenniveau erholt haben wird.
Für das laufende Jahr erwartet FACC aus jetziger Sicht ein ausgeglichenes EBIT. Der Umsatz soll sich auf einem Niveau ähnlich wie 2020 bei circa 500 Millionen Euro bewegen. Voraussetzung dafür ist eine stabilisierte Weltwirtschaft ohne weitere Krisenrückschläge und globaler Lockdowns und das konsequente Umsetzen der bereits im Jahr 2020 eingeleiteten geplanten Effizienzmaßnahmen.
Der komplette FACC-Jahresfinanzbericht steht unter diesem Link zum Download bereit. (red)
www.facc.com
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