"Technologieoffenheit ist der Schlüssel zur zukünftigen Mobilität"

Alexander Susanek, Geschäftsführer vom BMW Group Werk Steyr, im Interview über den Strukturwandel der Branche, die Stärkung des Forschungs- und Entwicklungsstandortes Österreich, die Leidenschaft der Mitarbeiter und die "Power of Choice" der Kunden.



LEADERSNET: Wie hat sich die Corona-Krise auf das BMW Group Werk Steyr ausgewirkt?

Susanek: Eine Pandemie wie diese konnte natürlich keiner vorhersehen. Trotzdem sind wir als Unternehmen und am Standort in Steyr gut durch diese Situation gekommen, haben die Ruhe bewahrt und die richtigen Maßnahmen gesetzt.

Die Nachfrageschwankungen in der Corona-Krise haben alle Automobilunternehmen vor immense Herausforderungen gestellt. Trotz dieser schwierigen Zeit sehen wir aktuell eine positive Absatzentwicklung – anders als zu Beginn der Pandemie erwartet. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Auslastung in unserem Werk aus. Zurzeit befinden sich ein Großteil unserer 14 Fertigungslinien und 9 Montagebänder wieder im regulären Zweischichtbetrieb – einige sogar im Dreischichtbetrieb. Entscheidend für eine anhaltend hohe Auslastung der Produktion ist, dass sich ein positiver Trend bei der Fahrzeugnachfrage verfestigt.

LEADERSNET: Das BMW Group Werk Steyr ist der weltweit größte Motorenproduzent der BMW Group. Werden Sie am Standort weiter Verbrennungsmotoren entwickeln und produzieren?

Susanek: Aktuell befinden wir uns in einem Strukturwandel: Verbrennungsmotoren werden die nächsten Jahre weiterhin eine wichtige Rolle spielen – aber generell werden in den nächsten Jahren verschiedene Antriebsarten nebeneinander existieren. Daher ist für die BMW Group Technologieoffenheit der Schlüssel zur zukünftigen Mobilität. Unsere Kunden haben sehr unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse und wir wollen jedem Kunden die effizienteste Antriebsart für seine Bedürfnisse zur Verfügung zu stellen. Der Kunde soll entscheiden: wir nennen das "Power of Choice". Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, brauchen wir daher sowohl die Weiterentwicklung unserer Verbrennungsmotoren als auch die Erweiterung unserer Palette an elektrifizierten Modellen. Deshalb konzentrieren wir uns in großem Umfang auf beide Technologien – auch in der Forschung und Produktion an unserem Standort Steyr. Die erst kürzlich kommunizierte Verlagerung der Motorenproduktion von München nach Steyr unterstreicht die Bedeutung unseres Standorts.

LEADERSNET: Was bedeutet das für das Werk, dass der Trend in Richtung E-Mobilität geht? Wie sieht die elektrische Entwicklung in Steyr aus? Was ist das Ziel?

Susanek: Im BMW Group Werk Steyr ist bereits in allen Bereichen der Einstieg in die Elektromobilität gelungen. In der Motorenmontage bauen wir knapp ein Drittel aller Hybridmotoren für die BMW Group. In der Mechanischen Fertigung werden die Gehäuse für alle neuen Elektroantriebe der BMW Group (wie dem iX3, iX, i4, etc.) exklusiv bei uns am Standort gefertigt. Aktuell bauen wir die Linie um 25,7 Millionen Euro aus, um die Kapazitäten weiter zu erhöhen. Auch nächstes Jahr sind noch umfangreiche Investitionen in diesem Bereich geplant. Im Entwicklungszentrum arbeiten bereits 70 der 700 Mitarbeiter an Umfängen für Elektromobilität. Also ja, es wird auch bei uns im Werk kräftig in alternative Antriebe investiert.

LEADERSNET: Das BMW Group Werk in Steyr entwickelt sich mehr und mehr zum Kompetenzzentrum für alle Antriebe. Was ist für diesen Wandel erforderlich?

Susanek: Wichtig ist eine nachhaltige Strategie, wie dieser Wandel funktionieren kann. Daher war dieses Jahr wichtig, dass wir trotz aller Auswirkungen der Corona-Krise unsere Strategiearbeit nicht vernachlässigen. Damit haben wir uns heuer sehr intensiv auseinandergesetzt. Unerlässlich sind außerdem gute und kompetente Fachkräfte, die den Wandel mittragen und vorantreiben können.

Des Weiteren haben wir auch heuer an unseren geplanten Investitionen festgehalten. Denn mit Investitionen in moderne Anlagen, Digitalisierung sowie Forschung und Entwicklung wird das Werk auch weiterhin ein wichtiger Produktionsstandort der BMW Group bleiben und auch in Zukunft den Forschungs- und Entwicklungsstandort Österreich stärken.

LEADERSNET: Gibt es denn genügend Fachkräfte im Werk Steyr, um den Wandel bei den Antrieben auch umsetzen zu können?

Susanek: Das BMW Group Werk Steyr war schon immer für seine herausragenden Fachkräfte bekannt. Das große Know-how und die Leidenschaft unserer Mitarbeiter sind bei unseren anspruchsvollen Produkten wichtige Erfolgsfaktoren. Weiterbildung und Qualifizierung unserer Mitarbeiter spielen daher für den Transformationsprozess, in dem sich unsere Branche befindet, eine zentrale Rolle. Deswegen werden wir in dieses Thema in der Zukunft noch stärker investieren. Sie sehen, wir bereiten uns sehr systematisch auf den Wandel vor. Wir haben dabei vieles selbst in der Hand. Und deswegen blicke ich zuversichtlich auf das Jahr 2021.(jw)


www.bmwgroup-werke.com/steyr

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