Dem einen oder anderen Wiener ist in den vergangenen Monaten aufgrund der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen wohl die Decke auf den Kopf gefallen. Dem wollen die beiden Bezirke Neubau (7) und Rudolfsheim-Fünfhaus (15) im Sommer ein wenig Abhilfe schaffen.
An einem der meistfrequentierten Verkehrsknoten Wiens – an der Kreuzung Felberstraße/Stollgasse, mitten zwischen den Gürtelfahrbahnen – entsteht unter freiem Himmel die "Gürtelfrische West", ein neuer, temporärer Erholungsraum für den Urlaub daheim – mit Freibad, Kultur- und Freizeittreffpunkt, Liegestühlen und Gastronomie. Die umliegenden Freibäder, in denen durch die Corona-Maßnahmen limitierte Besucherzahlen gelten, sollen mit der Aktion zum Höhepunkt des Sommers entlastet werden.
Kühle Oase mitten im Verkehrsdschungel
Täglich frequentieren weit mehr als 100.000 Menschen den Westbahnhof und den Europaplatz davor. Direkt angrenzend soll die "Gürtelfrische West" als kühle Oase mitten im Verkehrsdschungel einen Monat lang die Menschen einladen, eine kurze Sommerpause vom Alltag einzulegen. "Zusammen mit dem kürzlich eröffneten Sophienpark, der rund 5.200 Quadratmeter umfasst, und der 'Gürtelfrische West' mit fast 7.000 Quadratmetern, steht den Wienerinnen und Wienern ein fast 1,5 Hektar großer Kultur-, Freizeit- und Erholungstreffpunkt zur Verfügung", so die beiden Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (Rudolfsheim-Fünfhaus) und Markus Reiter (Neubau).
Das Freiluft-Angebot richte sich an alle Generationen – mit speziellen Schwimmzeiten für Kinder und Senioren, mit Kinder-Ferienspiel, Yoga, Tanzkursen, Filmvorführungen, Kulturaktionen und Workshops. Zusätzliche Begrünung und Kühlung sollen dabei für erträgliche Temperaturen und für Ruhe vom Gürtel-Verkehr sorgen. Alle Angebote werden kostenlos sein. Das detaillierte Programm wird im Juli vorgestellt werden.
Kontakte und Kultur fördern
"Das einzigartige Projekt ist das Ergebnis einer gelungenen Zusammenarbeit der Bezirke Rudolfsheim-Fünfhaus und Neubau und lässt unsere Bezirke, die durch den Gürtel getrennt wurden, wieder näher zusammenrücken. Die Gewinnerinnen und Gewinner dieser Kooperation über die parteipolitischen Grenzen und Bezirksgrenzen hinweg sind alle Wienerinnen und Wiener, vor allem aber die Bewohnerinnen und Bewohner des 15. und 7. Bezirks", erklärt Zatlokal. "Beide Bezirke haben wenige Grün- und Freiräume, die in Zeiten von Corona aber besonders wichtig sind. Am Westbahnhof kommen viele Fünfhauserinnen und Fünfhauser fast täglich vorbei. Daher ist hier ein idealer Ort, um gerade jetzt die Erholung, die Kontakte und die Kultur zu fördern."
Markus Reiter ergänzt: "Auch wenn wir noch weit weg sind von der Normalität, haben sich die Menschen nach den vergangenen Wochen in diesem Sommer ein bisschen Erholung und Freizeit so sehr verdient noch nie. Gemeinsam mit dem 15. Bezirk schaffen wir in der 'Gürtelfrische West' dafür den notwendigen Raum. Mitten in einem stark verbauten und besonders verkehrsbelasteten Teil der Stadt geben wir ein bisschen Platz den Menschen zurück, die diesen Platz jetzt dringend brauchen."
Kritik von Opposition
Kritik an dem Projekt kommt von den Wiener Oppositionsparteien. Sowohl die ÖVP als auch die FPÖ lehnen das Projekt in entsprechenden Pressemitteilungen ab. Mit seröser Stadtentwicklungspolitik habe diese "teure Autofahrerschikane" nichts zu tun, so die FPÖ. Die Stadt nehme mit diesem Projekt "den nächsten Verkehrskollaps in Kauf", moniert die ÖVP. Der umgeleitete PKW-Verkehr erzeuge zudem mehr CO2. "Mehr Bäume in der Gürtelmittelzone wären nachhaltiger", ist die Volkspartei überzeugt.
Die Bezirksvorstehung Neubau lässt diese Kritik nicht gelten und verweist darauf, dass in der Bezirkskulturkommission im 7. Bezirk alle Parteien – also auch Volkspartei und Freiheitliche – für die "Gürtelfrische West" gestimmt hätten.
www.wien.gv.at
www.artphalanx.at
Ich fänd eine dauerhafte Lösung vorteilhaft. Aber das Projekt ist schon ein Schritt in die richtige Richtung
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