Eskalation im Skigebiet: Seilbahn-Chef hat keine Lust mehr auf betrunkene Skifahrer und kündigt

Großarl-Geschäftsführer will Verantwortung für Alko-Unfallserien nicht länger tragen, auch Sprengelarzt hat "Nase voll".

Die Skisaison ist in vollem Gange und viele, die die Lust auf Puderschnee und schnelle Schwünge gepackt hat, sind auch den Freuden des Après-Ski nicht abgeneigt. Leider übertreiben es immer mehr Skifahrer mit dem Jagatee und sind nach einem Übermaß des flüssigen Genusses nur noch motivierter, sich die Brettln anzuschnallen und die Pisten im wahrsten Sinne des Wortes "unsicher" zu machen. Wie unsicher, das zeigen die jüngsten Entwicklungen im Skigebiet Großarl im Pongau: hier hat ein Geschäftsführer der Bergbahnen Ende Jänner seinen Job gekündigt. Er wolle die Verantwortung für die vielen Betrunkenen nicht mehr übernehmen, die am Abend auf Ski ins Tal fahren und illegal die Arbeit der Pistengeräte stören. Immer wieder seien schwerste Unfälle nur knapp zu verhindern.

Bergbahnen-Chef und Arzt werfen das Handtuch

Leider sind schwere bis tödliche Unfälle mittlerweile keine Seltenheit mehr. Erst am 26. Dezember 2019 kam es zu einem solchen Unfall: ein stark betrunkener Skifahrer lag in der Dunkelheit im Schnee – der Raupenfahrer, der die Piste präparierte, bemerkte den Urlauber im letzten Moment. Der Vorfall war für den technischen Geschäftsführer der Großarler Bergbahnen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er kündigte, nachdem die Pistenraupe den Betrunkenen, der sich auf der Piste aufhielt, fast überfahren hatte, weil er die Verantwortung für den "Irrsinn" nicht mehr tragen wollte. Und dabei ist der nun ehemalige technische Chef der Bergbahnen der Großarler Bergbahn nicht allein: auch der Großarler Sprengelarzt hat seine Funktion zurückgelegt.

"Wir haben bis spät in die Nacht zum Teil stark betrunkene Gäste, die uns leider auf allen Pistenabschnitten irgendwo daherkommen. Wir müssen schwere Unfälle vermeiden, weil uns die Gesundheit der Pistenbenützer einfach sehr am Herzen liegt", sagte der kaufmännische Leiter der Großarler Bergbahnen, Josef Gruber. Neben den emotionalen und psychischen Belastungen für das Lift- und Pistenpersonal durch mögliche Schwerverletzte und Todesfälle, geht es auch im juristischen Sinn um mögliche Strafprozesse, Schuld, Mitschuld oder Unschuld.

Strengere Sperren gefordert

Die Bergbahnen fordern deshalb von der Kommunalpolitik strengere Pistensperren nach Betriebsschluss und effektive Kontrollen. Die Gemeinde Großarl sei um eine rasche Lösung bemüht, doch die rechtlichen Rahmenbedingungen seien kompliziert, sagte Bürgermeister Johann Rohrmoser: "Wir haben seit 2006 eine gültige Sperrverordnung für die Skipisten. Sie wurde schon mehrfach adaptiert, das letzte Mal im Dezember 2015. Das ist nicht ganz zufriedenstellend. Wir sind dabei, die Sperre anzupassen, und haben gestern ein sehr konstruktives Gespräch gehabt. Wir müssen noch einiges ermitteln und danach umgehend eine Gemeindesitzung machen. Da wird die Pistensperre dann angepasst."

Eben weil die Pistensperre bisher von offizieller Seite nicht umgesetzt worden sei, hat der praktische Arzt von Großarl, Ernst Toferer, seine Funktionen als behördlicher Sprengelarzt und ehrenamtlicher Bergrettungsarzt zurückgelegt. (red)

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