Überraschender Abgang: SAP-Chef tritt zurück

Bill McDermott legt Amt nieder – Jennifer Morgan und Christian Klein zu neuer Doppelspitze bestimmt.

Bill McDermott, der Chef des deutschen Softwarekonzerns SAP, gibt nach zehn Jahren seinen Chefsessel auf. Wie der Konzern in der Nacht auf vergangenen Freitag bekanntgab, wird der 58-jährige seinen Vertrag nicht verlängern und von seiner Position als Vorstandsvorsitzender zurücktreten. Seine Nachfolge übernehmen mit sofortiger Wirkung die Vorstandsmitglieder Jennifer Morgan aus den USA und der Deutsche Christian Klein als Führungsduo.

McDermott werde bis Jahresende in einer "beratenden Rolle" im Unternehmen bleiben und so einen "reibungslosen Übergang" gewährleisten, erklärte SAP. Der US-Manager war 2002 zu dem Softwareriesen gestoßen und 2008 in den Vorstand berufen worden. Anfang 2010 übernahm er den Vorstandsvorsitz. Unter seiner Führung wurde SAP zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland: Der Konzern wird auf fast 130 Milliarden Euro geschätzt. McDermott war einer der Spitzenverdiener in der deutschen Wirtschaft.

Zeit für ein neues Kapitel

Der Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner dankte McDermott nun für seine Arbeit. "Ohne Bill McDermott wäre SAP nicht das Unternehmen, das es heute ist", erklärte der Konzern-Mitgründer. Der 58-jährige habe "maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen", unter anderem als die "treibende Kraft in Richtung Cloud".

McDermott äußerte sich "dankbar dafür, einem der weltweit besten Unternehmen vorzustehen". Jetzt sei allerdings der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Sein Vertrag lief ursprünglich bis 2021. Gründe für seinen Ausstieg wurden zunächst nicht genannt. Seine Nachfolgerin Morgan, die seit 2004 bei SAP ist, würdigte McDermott mit den Worten: "Bill ist der sprichwörtliche Gigant, auf dessen Schultern wir stehen - und wir freuen uns darauf, sein Erbe weiterzuführen."

Von langer Hand vorbereitet

Der Wechsel war nach Darstellung der Führungsspitze von langer Hand vorbereitet. Er habe mit McDermott vor mehr als einem Jahr erstmals über eine Nachfolgeregelung gesprochen, erklärte Aufsichtsratschef Plattner in einer E-Mail an die Mitarbeiter, die Reuters am Freitag vorlag.

Dann seien die ersten Schritte eingeleitet worden, um Morgan und Klein in neuen Führungspositionen auf ihre Aufgabe als neue Chefs vorzubereiten. McDermott erklärte seinerseits in einem Schreiben an die Beschäftigten, er habe Plattner im vergangenen Jahr darüber informiert, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wolle. Nach 17 Jahren bei SAP sei es Zeit, etwas Neues zu machen. "Mit der Zustimmung des Aufsichtsrates nahmen wir Veränderungen vor, damit die Führungskräfte ihre Aufgaben erweitern und neue Bereiche unseres Unternehmens kennenlernen konnten."

Laut den am Freitag veröffentlichten Unternehmenszahlen steigerte SAP seinen Umsatz im dritten Quartal um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 6,79 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg demnach um 30 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro. Die Aktie des Softwarekonzern legt am Vormittag deutlich zu. Um 11 Uhr lagen die Papiere um mehr als sieben Prozent im Plus. (red)

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