"Es ist nie zu spät, so zu sein, wie man immer gern gewesen wäre"

Alpbach-Talk auf der Alm – "Die Presse" zu Individualisierung und dem Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung.

Am Mittwoch lud Die Presse zum Talk auf die Zirmalm – das Thema: "Individualisierung: Der Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung". Unter dem Motto "Es ist nie zu spät, so zu sein, wie man immer gern gewesen wäre" gaben sich Birgit Feldhusen von der Donau-Universität Krems, Erich Lehner von EY Österreich, Ralf-Wolfgang Lothert, von JTI Austria, Joachim von Schorlemer von der ING, Oliver Suchocki von Suchocki Executive Search und Markus Tomaschitz von der AVL List GmbH dem angeregten Diskurs hin.

 "Individualismus als Ego-Trip?"

Feldhusen widmete sich dem Ansatz "Individualismus als Ego-Trip?" und leitete den Begriff des  Individualismus mit der Erklärtung "Das Ich hat Vorrang gegenüber dem Kollektiv" her. Sie erklärte das Erreichen von Individualität mit dem Schritt von der Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung und schlüsselte die Bedeutung der beiden Begriffe für Unternehmen auf: Individualismus kann schädlich sein für die Unternehmenskultur, aber Selbstbestimmung ist wichtig, um die Unternehmen voranzubringen.

Lehner erklärte, dass ein Paradigmenwechsel stattgefunden habe: inzwischen gibt es bei AVL 32 Arbeitszeitmodelle. an die sich Unternehmen anpassen müssen. Die Jungen sind extrem gut ausgebildet und haben fundiertes Fachwissen, aber als Schattenseite fehle ihnen manchmal der Blick für das "Big Picture". Tomaschitz vertritt die Ansicht, dass die Erwartungshaltung des Arbeitnehmers an die Unternehmen gestiegen ist, die Bereitschaft, sich zu "synchronisieren" glleichermaßen gesunken sei, à la "Das ist super, das mach ich nicht!" – als Beispiel für eine berufliche Verpflichtung ins Ausland zu gehen,

"Agilität ist kein Selbstzweck"

Suchocki meinte, dass es Individualismus immer schon gab: diejenigen, die Rocket Science oder neue Geschäftszweige erfunden haben, nur die Menge der Individualisten sei gestiegen. Heutzutage wird alles in Frage gestellt; SAP kennt inzwischen 200 unterschiedliche Anstellungsmodelle. Schorlemer meinte, dass Agilität kein Selbstzweck sei. Prozessketten seien neu aufgebrochen und neu zusammengesetzt worden. "Individualismus hilft der Entwicklung des Unternehmens", so der Experte.

Lothert erläuterter, dass es schwierig sei, über Jahrhunderte etablierte, strenge Hierarchien aufzubrechen, denn: "wo zieht man die Grenze?Es brauche Kontrolle und jemanden, der führt", so der Head of Corporate Affairs. Viele Menschen würden keine neuen Strukturen wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten wollen, und manche würden sie gar nicht annehmen können. Sein Fazit: "Das richtige Setup muss gegeben sein, eine gewisse Kontrolle ist notwendig."

Eindrücke vom Talk auf der Alm von Die Presse finden Sie in unserer Fotogalerie. (red)

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