KSV1870: Konjunktur und niedrige Zinsen dämmen Insolvenzen ein

Firmenpleiten stagnieren, Privatkonkurse auf dem Rückzug.

Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) hat am Dienstag die Insol­venz­ent­wick­lung für das erste Halbjahr 2019 präsentiert. So sind in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt 2.587 Unternehmen insolvent geworden. Das entspricht dem Vorjahreswert von 2.584 Firmen.

"Hygienefaktor der Sonderklasse"

Die betroffenen Verbindlichkeiten lagen mit 895 Millionen Euro etwa ein Prozent unter 2018, wogegen die 8.300 betroffenen Dienstnehmer fast zehn Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2018 liegen. "Niedrige Zinsen und eine schleppende Konjunktur können sich noch die Balance halten", so der KSV1870.

Dass die eröffneten Verfahren minimal auf Kosten der nicht eröffneten Verfahren zugenommen haben, könne als kleiner Erfolg verbucht werden: "Denn jede Eröffnung bedeutetet für den Unternehmer eine Chance auf Sanierung des Unternehmens, und für die Gläubiger die Chance auf Quotenzahlungen in einem geordneten Umfeld."

Für die Allgemeinheit und die Wirtschaft als Ganzes seien Eröffnungen "ein Hygienefaktor der Sonderklasse". Schlecht wirtschaftende Betriebe werden geschlossen und verlassen den Markt, eventuell anfechtbare Handlungen werden recherchiert und korrigiert. Gab es im ersten Halbjahr 2018 acht Insolvenzen mit Passiva ab zehn Millionen Euro, so liegt dieser Wert 2019 schon beim Doppelten des Vergleichszeitraums 2018, also 16 Großverfahren.

Rückgang bei Privatkonkursen

5.082 Personen haben im ersten Halbjahr 2019 die Regulierung ihrer Schulden in Angriff genommen. Das ist ein Minus von 7,1 Prozent. Die Schulden sind um 32 Prozent deutlich gesunken. Die Novelle 2017 dürfte in der Realität angekommen sein: Die Verfahren nehmen ab, liegen aber immer noch spürbar über dem Niveau der Jahre vor der Novelle. Damit konnte augenscheinlich eines der Ziele der Novelle 2017 erreicht werden: ein leichterer Zugang zur Schuldenregulierung. 

"Die heiß diskutierte Novelle des Jahres 2017 trat mit 1. November 2017 in Kraft und das bedeutete, dass tausende Menschen mit ihren Anträgen bis zum Inkrafttreten der neuen Bestimmungen zuwarteten. Daher kam es 2017 zu einem Rückgang der Verfahren auf unter 7.000 Fälle. Ein Rückgang, der dann im Jahr 2018 als Nachholeffekt zu einer statistischen Verwerfung führte. Das Jahr 2019 ist folglich das erste Jahr nach der Novelle, das eine einigermaßen abgestützte Analyse ermöglicht“, so der KSV1870 Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner.

Eindrücke vom Pressegespräch des KSV1870 zur Insolvenzentwicklung des ersten Halbjahres 2019 finden Sie in unserer Fotogalerie. (as)

www.ksv.at

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