"Die Welt dreht sich jedes Jahr schneller – dem muss man gerecht werden"

LEADERSNET im Interview mit Fabian Polly, dem jungen Geschäftsführer und Neo-Eigentümer seines Eis-Familienunternehmens im 20. Wiener Bezirk.

LEADERSNET: Herr Polly, die neue Eissaison ist noch jung, Sie sind am 1. März gestartet – wie sind die ersten Tage und Wochen verlaufen? Wie geht es dem Eissalon nach dem "Relaunch"?

Polly: Obwohl wir heuer in die 37. Saison gestartet sind, ist jeder Eröffnungstag aufs Neue spannend. Die letzten kleinen Umbauarbeiten dauerten bis zum letzten Tag an, weshalb alles noch ein bisschen intensiver als sonst war. Zum Glück hat alles gut funktioniert und wir konnten pünktlich zum Start alle Gäste mit unseren Eiskreationen verwöhnen.

LEADERSNET: In ihrer neuen Position als junger Geschäftsführer drängt sich uns die Interessensfrage nach ihrem Werdegang auf: Wie sah ihr Weg hierhin aus?

Polly: Vom Kindergarten weg besuchte ich eine französische Schule in Wien, entschied mich jedoch später für eine Handelsakademie da ich schon damals wusste, dass ich eines Tages das Unternehmen weiter führen möchte.
Während der Schulzeit habe ich immer wieder zwischendurch im Betrieb gearbeitet und viele Erfahrungen sammeln können. 2012 Folgte die Matura mit anschließendem Wehrdienst. 2013 habe zusätzlich noch die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe bei der Wirtschaftskammer abgelegt. Mittlerweile bin ich seit 3 Jahren stolzer Geschäftsführer unseres Unternehmens und mit diesem Jahr auch Inhaber.

Fabian Polly © Polly Eis

LEADERSNET: Wo liegen die Anfänge des Familienbetriebs, wollen Sie uns seine Geschichte kurz umreißen?

Polly: Die Anfänge liegen im Jahr 1982. Meine Eltern gaben beide gute Jobs auf um sich nach vielen harten Jahren in der Eisbranche zu etablieren. Im 12. Bezirk angefangen, haben sie schnell das Potenzial von unserem heutigen Standort am Friedrich Engels Platz im 20. Bezirk bemerkt und diesen fortan immer weiter ausgebaut.

LEADERSNET: Mit dem Generationswechsel kommt auch immer ein neuer Führungsstil in ein Unternehmen: wie leiten Sie die Geschäfte und Geschicke des Eissalons, worauf legen Sie besonders wert und welche Aufgaben werden Ihnen noch zuteil?

Polly: Dadurch, dass wir alle täglich vor Ort sind hat sich nicht viel verändert. Man braucht täglich viel Feingefühl im Umgang mit seinem Personal und mit seinen Gästen. Wir legen sehr viel Wert auf Höflichkeit, schnellen Service und gut eingeschultes Personal. In dem Punkt will auch zukünftig nichts verändern da dies immer essenzielle Faktoren bleiben werden. Natürlich hat sich durch den technologischen Fortschritt das Marketing stark verändert. Diesen Part habe ich schon früh übernommen um möglichst auf jeder Ebene Neukunden anzusprechen und frischen Wind in unserem Betrieb zu bekommen.

LEADERSNET: Wie stark involviert sind ihre Eltern noch in das "Daily Business" involviert?

Polly: Meine Eltern sind nach wie vor im Daily Business involviert. Wir teilen uns viele Arbeiten untereinander auf umso produktiv wie möglich zu sein. Da wir eine 7 Tage Woche haben, ermöglichen wir uns auch somit ein bisschen Freizeit die sonst sehr eingeschränkt wäre. Jeder hilft jedem, deshalb funktioniert unser Betrieb schon so lange auf einem hohen Niveau. Außerdem ist es manchmal hilfreich auf die jahrelange Erfahrung meiner Eltern zurückgreifen zu können, wenn man nicht immer gleich eine Lösung für diverse Probleme findet.

© Polly Eis

LEADERSNET: Was möchten Sie verändern bzw. welche Veränderungen erachten Sie als zeitgemäß und notwendig? Was wollten und wollen Sie bewahren?

Polly: Prinzipiell will ich nicht allzu viel ändern. Natürlich überlegen wir jede Saison was wir verbessern oder erneuern können jedoch ist es wichtig nicht immer gleich alles umzukrempeln, sondern eher an verschiedenen kleinen Rädchen zu drehen um das bestehende Gesamtpaket zu behalten. Die Welt dreht sich jedes Jahr schneller und dem muss man auch gerecht werden. Social Media ist auch für uns ein großer Faktor geworden um eine breitere Zielgruppe anzusprechen, und das in Echtzeit. Eine moderne Umgebung ist gut, jedoch liegt unser Bemühen auch daran unser bestehendes Stammpublikum und ältere Generationen weiterhin als klassischer Wiener Eissalon täglich im gewohnten Stil zu verköstigen. Mir ist wichtig die Moderne mit unserer Tradition zu verbinden, und das will ich fortsetzen.

LEADERSNET: Mit dem Start in die neue Eissaison haben Sie auch dem Salon selbst ein neues Gesicht gegeben – es wurde groß umgebaut. Was genau ist passiert, was haben Sie verändert und warum?

Polly: Nicht alles ist für den Kunden sichtbar jedoch sehr viel. Das komplette Lager und Küche inkl. Boden. Im Lokal wurde auch der Holzboden aufbereitet. Elegante Granittische und neue Eiskarten mit modernen Design runden das erste Erlebnis für den Kunden ab. Weiters haben wir das ganze Lokal, sowohl innen und außen, mit modernster LED-Technik ausgestattet um mehr Licht und neue Optische Akzente zu setzen. Die bestehenden Sitzgarnituren wurden auch komplett aufbereitet und zusätzlich haben wir einen riesigen Deckenventilator adaptiert. Dieser ist nicht nur ein Hingucker sondern auch sicher hilfreich in den heißeren Sommermonaten. Das ganze Geschäft hat natürlich auch einen frischen und helleren Anstrich bekommen. Zum Schluss haben wir die Außenportale erneuert und die Fassadenbeleuchtung durch LED ersetzt.
Unser Eissalon wirkt wie neu, sehr modern jedoch auf eine coole Retro Art. Ich wollte unbedingt den Spagat zwischen der Moderne und dem klassischem Stil schaffen. Ich glaube es ist uns sehr gut gelungen und jeder Gast wird sich bei uns sehr wohl fühlen.

LEADERSNET: Das "Eis-Business" als sehr saisonales Tagewerk ist vielen äußeren Faktoren unterworfen. Wie herausfordernd ist es, einen Eissalon erfolgreich und profitabel zu führen und wie verbringen Sie die kalte Jahreszeit wenn Sie nicht gerade umbauen?

Polly: Speziell in der Eisbranche sind wir natürlich stark wetterabhängig aber darauf haben wir leider keinen Einfluss.
Zusätzlich kommt auch immer die Personalfrage ins Spiel. Neben dem Stammpersonal, ist es jedes Jahr schwierig gute neue Kräfte zu finden und diese dann perfekt einzuschulen damit sie effizient arbeiten können. Wareneinkauf, Werbung und viele andere Punkte sind zusätzliche Herausforderungen denen man sich fast täglich im Alltag stellen muss. Während der Winterzeit sind wir hauptsächlich in unserer Eisknödelfabrik. Diese ist ganzjährig im Einsatz da wir mit unseren Marilleneisknödel österreichweit im Groß- und Einzelhandel vertreten sind.

© Polly Eis

LEADERSNET: Zur besonderen Spezialität (Marillen-)Eisknödel. Diese werden ja nach wie vor gern mit der Konkurrenz in Verbindung gebracht – ohne zu viel zu verraten: was ist das Besondere an Ihrer Rezeptur, wo und wie werden Sie vertrieben?

Polly: Wir verwenden ausschließlich österreichische Rohstoffe. Zusätzlich hilft uns natürlich auch unsere mittlerweile große Abnahmemenge: dadurch können wir qualitativ hochwertige Rohstoffe zu einem besseren Preis einkaufen um unseren Konsumenten ein Top Produkt zu einem fairen Preis anzubieten. Viele Gastronomiebetriebe vertrauen seit Jahren auf unsere Qualität – wie zum Beispiel das Schweizerhaus in Wien. Zusätzlich erreichen wir über Kastner, Adeg, AGM, Billa und Merkur sowohl Wirte als auch private Endkonsumenten in ganz Österreich. Unser Marilleneisknödel ist ein tolles Convenience Produkt zu jedem Anlass egal ob als Dessert oder klassisches Eis für zwischendurch.

LEADERSNET: Jedes Jahr bringt neue Trends – das ist beim Eis genauso wie in der Mode. Nach Frozen Yoghurt, Waffeleis und schwarzem Eis in den letzten Jahren, was ist heuer besonders "in"?

Polly: Das Rad kann natürlich nicht neu erfunden werden jedoch sind wir bemüht unsere Gäste jede Saison mit neuen Sorten und Aktionen zu überraschen. Dieses Jahr haben wir schon mit einem neuen traumhaften Tiramisu Eis angefangen. Die Menschen wollen ausgefallenes. Deshalb wollen wir unsere Gäste im Laufe der Saison noch mit den neuen Sorten "Matcha Green Tea" und "Kürbis" überraschen. Der Trend geht natürlich immer mehr in Richtung gesündere Ernährung, weshalb wir auch hier Variationen von zuckerfreiem Eis und Proteineis testen möchten, um eine größere Zielgruppe ansprechen zu können.

LEADERSNET: Stichwort "Thinking big": Welche Märkte könnten Sie, welche wollen Sie erschließen?

Polly: Mein Ziel ist es, in Zukunft europaweit den Groß- und Einzelhandel mit unseren Marilleneisknödel zu beliefern. Dies ist in absehbarer Zeit durchaus realistisch. Sollte dies klappen, würde ich mir sogar überlegen Märkte außerhalb Europa zu erschließen. Außerdem sind unsere Marilleneisknödel perfekt für Caterings und Großkantinen geeignet.
Wir haben ein qualitativ hochwertiges und preislich gut abgestimmtes Produkt, welches sich durchaus auch für diese Segmente eignet. Die jahrelange Partnerschaft mit der Kantine der Raiffeisen Bank International Zentrale in Wien bestätigt das. Mein Ziel hier ist es neue Kontakte zu knüpfen um weitere Geschäfte in diesem Bereich voranzutreiben.

LEADERSNET: Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was sind ihre Wünsche, was Ihre Pläne und Hoffnungen für die Zukunft für den Eissalon Polly?

Polly: Wünschen kann ich mir nur hoffentlich lange gesund und glücklich zu sein. Die Arbeit ist täglich hart jedoch mache ich sie gerne und ich hoffe das bleibt so. Jede Saison birgt neue Herausforderungen und ich stelle mich ihnen gerne. Ich freue mich jeden Tag Menschen mit unseren Eiskreationen zu bewirten und glücklich zu machen. Ich wünsche mir in eine erfolgreiche Zukunft blicken zu können und werde weiterhin mein Bestes dafür geben.

www.polly-eis.at

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