Nur noch neun von 186: Frauenanteil in Österreichs Vorständen geht weiter zurück

Könnte zu Problem für den Standort Österreich werden.

Der Anteil von weiblichen Vorstandsmitgliedern in Österreichs börsennotierten Unternehmen ist im Vergleich zum Vorjahr (Stichtag 6. Dezember 2017) weiter zurückgegangen: Mit Stichtag 1. Jänner 2019 waren nur neun Vorstandsmitglieder Frauen, vor einem Jahr waren es elf. Damit ging der Anteil der weiblichen Vorstände von sechs auf 4,8 Prozent zurück. Das geht aus dem "Mixed Leadership Barometer Österreich 1/2019" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervor.

In Österreich zeigt sich damit eine entgegengesetzte Entwicklung zu Deutschland: Dort stieg der Frauenanteil in Vorständen börsennotierter Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr erneut von 7,3 auf 8,6 Prozent an. Insgesamt stehen in den im Wiener Börse Index (WBI) notierten Unternehmen neun weibliche Vorstandsmitglieder 177 männlichen gegenüber.

Keine Fortschritte zu ausgewogenem Verhältnis in Chefetagen

"In Österreich gibt es weiterhin keine Fortschritte auf dem Weg zu einem ausgewogenen Verhältnis von Frauen und Männern in den Chefetagen. Im Gegenteil, die Anzahl der weiblichen Vorstände ist hierzulande sogar wieder gesunken, während es zum Beispiel in Deutschland seit vier Jahren einen laufenden Anstieg zu verzeichnen gibt", kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward" bei EY Österreich, die Ergebnisse.

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Österreichs Unternehmen würden es trotz des gesetzlichen Auftrags, im Corporate Governance Code anzugeben, welche Maßnahmen zur Förderung von Frauen im Vorstand, Aufsichtsrat und in den leitenden Stellungen der Gesellschaft gesetzt wurden, nicht gut und schnell genug schaffen, talentierte Frauen in die oberste Etage zu bringen, so Pelzmann: "Frauen sind in heimischen Vorständen immer noch die Ausnahme",

Problem für den Standort Österreich

Der insgesamt immer noch geringe Frauenanteil in den Top-Etagen der heimischen Wirtschaft könne zu einem Problem für den Standort Österreich werden, warnt Pelzmann – dann nämlich, wenn er die Innovationsfähigkeit der österreichischen Unternehmen beeinträchtige. Jene Unternehmen, die keine Frauen in Führungspositionen setzen, könnten dadurch für Frauen immer unattraktiver werden und daher den Kampf um die besten Köpfe, der künftig aufgrund des demografischen Wandels immer härter werden wird, verlieren.

Die meisten Frauen sind momentan in den Chefetagen von Handelsunternehmen anzutreffen, wo ihr Anteil bei 14 Prozent liegt. An zweiter und dritter Stelle folgen die IT- (elf Prozent) und Finanzbranche (zehn Prozent). Keine einzige Vorständin gibt es in sechs Branchen: Automobil, Energie, Immobilien, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport.

Frauenanteil in Österreichs Aufsichtsräten steigt deutlich

Entgegengesetzt entwickelt sich der Trend jedoch in Österreichs Aufsichtsräten: Seitdem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent in Kraft getreten ist, stieg der Frauenanteil in den Kontrollgremien der börsennotierten Unternehmen deutlich von 18,8 auf 23,2 Prozent. Von den derzeit 544 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten Unternehmen sind 126 Frauen. Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist zum dritten Mal in Folge gestiegen, in fast drei von fünf Unternehmen (59%) sind inzwischen mindestens zwei Aufsichtsräte Frauen.

"Auch wenn Quoten nicht das Allheilmittel sein können und die Einführung der gesetzlichen Frauenquote in vielen Unternehmen kritisch bis ablehnend betrachtet wurde, lässt sich ganz klar festhalten: Diese Quote zeigt Wirkung. Der Frauenanteil in Kontrollgremien steigt kontinuierlich, wodurch die Zusammensetzung vielfältiger und weniger homogen wird", ist Pelzmann überzeugt. (as)

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