Anwesenheit ist nicht Arbeit

| 06.06.2018

Paul Leitenmüller: expressis verbis.   

Ich bin aus der Generation der "Nachkriegsenkel" und musste in frühester Kindheit am Ende des Monats hin und wieder einen leeren Kühlschrank erleben. Gut, dass dies heute nicht mehr so ist! Eines hat mir das Licht des Kühlschranks jedoch gelehrt: "Mit viel Disziplin und Lust an der Arbeit ist man für Erfolg selbst verantwortlich."

Tätigkeiten, die man gerne und mit viel Spaß tut, gehen einem leicht von der Hand und die Zeit vergeht wie im Flug. Ohne sich einer politischen Partei anbiedern zu wollen erlaube ich mir dennoch ein Plädoyer für die "Lust an der Arbeit" zu halten: Sich nach einem erfüllenden Job zu sehnen, sich entsprechend auszubilden, sich hin und wieder zu arrangieren und dennoch bei seinen Werten zu bleiben sind die Zutaten für einen coolen Job. Wer die Verantwortung "Gerne arbeiten zu gehen" seinem Arbeitgeber überlässt, darf sich nicht wundern in einer Leistungsgesellschaft täglich ein Stück mehr Frust aufzubauen.

Hat man in den letzten Jahrzehnten zunehmend "Anwesenheit" mit "Arbeit" verwechselt, so erlaube ich mir heute der Jugend zu wünschen, die Lust am "Arbeiten mit Spaß" wieder zu finden.

Ob dies nun dann 8 oder 12 Stunden am Tag sind, ist nicht die Frage – die einzige Frage, die sich mir stellt: Wie kann die vorhandene Arbeit so aufgeteilt werden, dass jeder sinnvolle Erfüllung in seinem Job findet und dass die vorhandene Arbeit gerecht aufgeteilt wird und Spaß macht.

Arbeit ist in erster Linie immer noch broterwerb. Vorgesetzte, die wollen dass man dauernd Spaß dabei hat, sind hochgradig suspekt. Das riecht nach ausbeute a la "es gefällt dir eh so gut bei uns mach noch ein paar extra Stunden!" Auch als Angestellter habe ich den Spaß bitteschön immer noch wann ich will
Grundsätzlich:Ja.Freude an der Arbeit=extrem wichtig und essentiell dafür das man seinen Job gut macht.Allerdings:Angesichts Branchen,in denen das Prekariat Gang und Gäbe ist..qualifizierte Leute als "Praktikanten" mit lächerlichen Löhnen abgespeist werden,von denen niemand trotz materieller XL Bescheidenheit leben kann.. also das was gerade Medien&Verlagshäusern aktuell durchaus gerne machen..angesichts dessen also von Arbeitnehmerverantwortung und Glückes eigener Schmied zu reden,halte ich dann fast schon für zynisch und realitätsfremd. (Ich brenne übrigens nach wie vor für meinen desaströs bezahlten Medienjob.)
Christian Reichhold
... gilt BESTIMMT für LandschaftsgärtnerInnen, LEADERSNET-MitarbeiterInnen & Parkraumsheriffs - aber für MüllkutscherInnen, KanalarbeiterInnen, PolitikerInnen etc. ...?
Lust am "Arbeiten mit Spaß" baut auch auf den Grundpfeilern der Konsistenzregulation persönliche Grundbedürfnisse des Menschen
• Bedürfnis nach Bindung
• Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung
• Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung/-schutz
• Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle auf.
Diese zu ermöglichen, erscheinen mir für ArbeitgeberInnen als große Herausforderung und als Grundlage um MitarbeiterInnen mit Eigenantrieb zu finden und zu binden.
Klaus Eckenfellner
Diesen Artikel ist nichts hinzuzufügen.

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