GSV Forum zur Dekarbonisierung: Der Vielfalt gehört die Zukunft

Weltweit nur vier Prozent der Energie aus erneuerbarer Energiequellen.

Beim GSV Forum "Energiewende – Potentiale alternativer Kraftstoffe" gingen Keynote Speaker Jens Müller-Belau, Energy Transition Manager der Deutschen Shell Holding, und ein hochrangig besetztes Expertenpodium der Frage nach, wie die immer restriktiver werdenden politischen Vorgaben erfüllt und die Dekarbonisierung im Verkehrssektor Realität werden können. Was ist in absehbarer Zukunft machbar?

Gigantische Herausforderung

Müller-Belau betonte in seiner Keynote, dass die Dekarbonisierung als globales Thema gesehen werden müsse. Nur vier Prozent der weltweiten Energieproduktion kommen zurzeit aus erneuerbaren Quellen. Das beschlossene Limit für die Erderwärmung sei jedenfalls eine "gigantische Herausforderung". Shell habe sich längst von einem Ölunternehmen zu einem breit aufgestellten Energieunternehmen weiterentwickelt. So habe man z.B. 18 Milliarden Dollar in eine Gasverflüssigungs-Anlage (GTL, Gas to Liquid) investiert, deren Kapazität einer großen Raffinerie entspricht und die bis heute weltweit die einzige Anlage dieser Größenordnung ist.

Der Verbrennungsmotor habe, so Müller-Belau, durchaus noch Potential, es brauche aber eine Weiterentwicklung bei den Kraft- und Schmierstoffen. Bei Shell glaubt und hofft man, dass Wasserstoff in der Mobilität eine große Rolle spielen kann. Allerdings: derzeit gibt es weltweit nur 290 Wasserstofftankstellen. Und: Wasserstoff mache nur Sinn, wenn er nachhaltig – durch Elektrolyse mittels "grünem" Strom – erzeugt werde. Heute werden noch rund 95 Pozent aus fossilen Energieträgern erzeugt.

Keine Alternative zum Diesel

Bei der Podiumsdiskussion waren sich die Experten – Lars Hentschel, Leitung Vorentwicklung Ottomotoren bei VW, AVL List GmbH-Senior Business Manager Martin Rothbart, BMNT-Sektionschef Energie und Bergbau Michael Losch sowie MAN-Sprecher der Nutzfahrzeugimporteure in Österreich Franz Weinberger – einig, dass zukünftig alle Antriebsformen – konventionelle und alternative – nebeneinander bestehen werden, letztendlich wird der Kunde entscheiden. Bei schweren Fahrzeugen werde es in absehbarer Zukunft keine Alternative zum Diesel geben. Gas könnte eine Brückentechnologie sein, so Michael Losch, wurde vom Konsumenten aber bislang nur wenig angenommen.

"Die Fahrzeuge waren nicht attraktiv, es hapert beim Fahrzeugvertrieb und es fehlt immer noch ein flächendeckendes Tankstellennetz", kritisierte Lars Hentschel. Franz Weinberger wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Stadt Salzburg ihre Linienbusse mit Gas betreibe, Wien hingegen wieder auf Dieselbusse zurückgegangen sei. "Rein elektrisch fahrende Busse und LKW sind noch kein Business Case, die Kunden verlangen aber danach – aus Furcht, irgendwann nicht mehr in die Ballungsgebiete fahren zu dürfen. Derzeit befinden wir uns allerdings in einer Feldversuchsphase und nicht in einer Serienproduktion, wir sind somit weit von einer raschen Austauschphase entfernt. Am schnellsten wird Elektromobilität bei den Bussen Einzug halten", so Weinberger.

Mario Rohracher, Generalsekretär der GSV, hielt abschließend fest, dass seitens der Politik realistische und planbare Ziele für die Zukunft vorgegeben werden müssen. Wesentlich sei ein technologieneutraler Zugang und das weitere Bekenntnis zu leistbarer Mobilität. Wer bei der Veranstaltung alles mit dabei war, sehen Sie in unserer Galerie. (as)

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