Feudal Holes im mumok
Wenn Wehrtürme ihre Geschichte(n) erzählen

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 01.12.2025

Claudia Pagès Rabal erforscht koloniale Gewalt und ambivalente Identitäten an der Grenze zwischen christlichem Europa und maurischem al-Andalus.

Die katalanische Künstlerin Claudia Pagès Rabal (*1990) lädt uns in ihrer aktuellen Ausstellung im mumok zu einer faszinierenden Zeitreise ein. Im Zentrum steht die sogenannte "Spanische Mark" – jenes historische Grenzgebiet, das im 9. Jahrhundert als militärische Pufferzone zwischen dem heutigen Spanien und Frankreich fungierte. Ein Territorium mit volatilen Grenzen, in dem Muslime unter christlicher und Christen unter muslimischer Herrschaft lebten.

Türme als stumme Zeugen ambivalenter Geschichte

Ausgangspunkt der Installation sind sechs historische Wehrtürme in Katalonien, die angeblich zum Schutz vor den "Sarazenen" errichtet wurden. Doch die Künstlerin deckt auf: Die Narrative brechen zusammen. Viele dieser Türme wurden bereits vor der Zeit gebaut, die sie angeblich verteidigen sollten. Wem gehörten sie wirklich? Schützten sie vielleicht beide Seiten?

In der Videoarbeit Feudal Holes dringt Pagès Rabal mit einer Drohne in das Innere des Torre del Moro de Castellnou ein und macht Momente von Überwachung und Kontrolle an dessen architektonischer Form sichtbar. Der Widerspruch zwischen der Vertikale des Turms und seiner horizontalen Erscheinung auf Google Maps wird dabei zum zentralen Ankerpunkt.

Claudia Pagès Rabal
Claudia Pagès Rabal, Agrimensura. Conscience, Water, 2025, Detail, work in progress, Aluminium lightbox, smoking rice paper, ink and watercolour pencils © Courtesy of the artist Claudia Pagès Rabal

Bildmaschinen für unmögliche Kartografien

Die eigens für das mumok entwickelten Videoskulpturen – auf biegsamen LED-Panels montiert – wölben sich wie Möbiusbänder nach außen und bilden Flächen mit einem verschlingenden Loch im Zentrum. "Feudal Holes sind Formen topografischer Kontrollstrategien, die die Betrachter:innen in einer Schleife gefangen halten", erklärt die Künstlerin. Sie spricht von einem "Loch der Gewalt", für das wir noch kein neues Wort gefunden haben.

Die Installation ist eine Weiterentwicklung ihrer Londoner Ausstellung Five Defence Towers und Teil einer langjährigen Recherche über die Seidenstraße – jenes historische Netzwerk, auf dem nicht nur Güter, sondern auch Wissen zwischen Ost und West zirkulierte.

Claudia Pagès Rabal: Feudal Holes
4. Dezember 2025 bis 31. Mai 2026
mumok Wien

www.mumok.at

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Herausgeber von LEADERSNET-ART ist Gerhard Krispl.

 

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