Vermögensboom und Zinsrisiken
Private Banking in Österreich knackt erstmals die Billionen-Marke

| Tobias Seifried 
| 25.11.2025

Hierzulande wächst der Markt dynamisch – bis 2030 wird ein Anstieg auf 1,2 Billionen Euro erwartet. Kein Wunder, schließlich gibt es mehr als 10.600 Haushalte mit einem liquiden Vermögen von über drei Millionen Euro. Zinsrisiken könnten den Boom jedoch bremsen.

Österreichs Private-Banking-Vermögen stieg 2024 auf 974 Milliarden Euro und dürfte bis 2030 die Marke von 1,2 Billionen Euro überschreiten. Laut aktueller Analyse des Beratungsunternehmens zeb wachsen sowohl Vermögen als auch Kundenzahlen, während der Wettbewerb aufgrund der Zinsentwicklung spürbar zunehme.

Rund 76.200 Haushalte verfügen der Studie zufolge über ein liquides Vermögen ab 500.000 Euro, davon zählen 10.650 Haushalte zur Gruppe mit mehr als drei Millionen Euro. Beide Segmente wuchsen um sieben Prozent. Michaela Schneider, Managing Partner bei zeb Austria, erklärte, der Zuspruch eröffne ein "beachtliches Potenzial", während die verstärkte Dynamik den Handlungsdruck auf Anbieter:innen erhöhe.

Ertragswachstum auf Rekordniveau – Risiko Zinswende bleibt

Die Banken erzielten 2024 ein neues Ertragsallzeithoch. Das Ertragswallet im Private Banking und Wealth Management erreichte laut Analyse 3,17 Milliarden Euro – ein Plus von 8,9 Prozent gegenüber 2023 und ein Zuwachs von 83,2 Prozent seit 2019. Das durchschnittliche jährliche Wachstum lag bei 12,9 Prozent.

Treiber dieser Entwicklung waren demnach vor allem Einlagen, deren Ertragsbeitrag nach Jahren der Nullzinsphase stark zunahm. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 84,7 Prozent erreichte dieser Bereich 1,11 Milliarden Euro. Andere Ertragspositionen legten vergleichsweise moderat um 4,3 Prozent pro Jahr zu. Markus Bräckle, Senior Manager bei zeb, betonte, das aktuell erhöhte Zinsniveau habe sich zwar temporär verfestigt, doch bleibe das Risiko eines Zinsumschwungs "virulent".

Wettbewerb verschärft sich – strategische Investitionen gefordert

Während Deutschland und die Schweiz steigende Ertragsmargen verzeichneten, seien diese bei den österreichischen Instituten des untersuchten Samples 2024 leicht um zwei Prozentpunkte gesunken. Gründe sind den Expert:innen zufolge gestiegene Kosten und der Zinsverlauf. Dennoch liegen heimische Banken mit einer Cost-Income-Ratio von 61 Prozent weiterhin vor Deutschland (70 %) und der Schweiz (71 %).

Laut Michaela Schneider bestehe insbesondere auf der Provisionsseite Spielraum, um die Ergebnissituation abzusichern. Jetzt sei "der richtige Zeitpunkt, um strategische Investitionen zu tätigen".

Handlungsempfehlungen für die Branche

Neben den allgemeinen Ergebnissen identifiziert die Studie zentrale Themen, aus denen vier Empfehlungen für Privatbanken abgeleitet werden:

  • Kompetenzvermutung stärken: Exklusive und klar abgegrenzte Leistungsversprechen – etwa in Standort, Marke, Pricing und Services – sollen Vertrauen fördern.
  • Kanalübergreifende Betreuung: Im Fokus stehen eine umfassende Portfolioübersicht und individualisierte Beratung bei höherer Effizienz.
  • KI und holistisches Vermögensmanagement: Künstliche Intelligenz könne auf breiten Datensätzen aufbauen und hochpersonalisierte Lösungen ermöglichen.
  • NextGen-Management: Die 25- bis 39-Jährigen weisen andere Anforderungen auf und gewinnen im Zuge des Generationenwechsels stark an Bedeutung.

www.zeb-consulting.com

Zur zeb-Privat-Banking-Studie

Für die Studie wurden im Zeitraum von 2019 bis 2024 zehn traditionelle Banken mit eigenem Firmensitz in Österreich befragt. Das verwaltete Vermögen (Assets under Management, AuM) der erhobenen Banken lag im Bereich zwischen zwei Milliarden bis 32 Milliarden Euro. Neben der historischen Entwicklung der Erträge wurden Break-Even-Analysen im 5-Jahres-Szenario bis 2028 durchgeführt.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

Zur zeb-Privat-Banking-Studie

Für die Studie wurden im Zeitraum von 2019 bis 2024 zehn traditionelle Banken mit eigenem Firmensitz in Österreich befragt. Das verwaltete Vermögen (Assets under Management, AuM) der erhobenen Banken lag im Bereich zwischen zwei Milliarden bis 32 Milliarden Euro. Neben der historischen Entwicklung der Erträge wurden Break-Even-Analysen im 5-Jahres-Szenario bis 2028 durchgeführt.

leadersnet.TV