Vergangenen Montag, den 10. November 2025, holte der Verein "Courage2030 – Allianz für Flucht und Vernunft" zum bereits dritten Mal Personen und Organisationen, die sich herausragend für Schutz und Rechte geflüchteter Menschen eingesetzt haben, vor den Vorhang und würdigte ihr Engagement mit dem Paul-Weis-Preis. Benannt ist dieser nach dem österreichischen Völkerrechtler und Holocaust-Überlebenden Paul Weis (siehe Infobox) und wird in den drei Kategorien "Einsatz in Österreich", "Internationales Engagement" und "Journalismus" verliehen. Geehrt wurden die diesjährigen Sieger:innen im Rahmen einer großen Verleihungsgala in der Sky Conference der Raiffeisenbank International unter Anwesenheit zahlreicher Gäste.
Menschenrechte "gehen uns alle an"
Durch den Abend führte die Vorstandsvorsitzende des Vereins Courage2030, Schauspielerin Katharina Stemberger, die in ihrer Eröffnungsrede betonte, dass Menschenrechte nichts mit der politischen Gesinnung zu tun hätten. "Sie gehen uns alle an. Der Dialog muss also in der Mitte stattfinden und möglichst viele Menschen einbeziehen", appellierte die Initiatorin, und fügte hinzu: "Und wir wollen auch mit diesem Abend dazu einen Beitrag leisten, indem wir jene Menschen vor den Vorhang holen, die sich unermüdlich für unser aller Menschenrechte einsetzen, gegen Missstände auftreten und dabei oft viel riskieren."
Anschließend meldete sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen per Videobotschaft zu Wort – mit einem klaren Appell: "Wir sehen heute, dass viele auf der ganzen Welt die Menschenrechte in Zweifel ziehen oder gar abschaffen wollen. Damit beschädigen sie das Fundament unserer Gesellschaft, nämlich das Prinzip, dass wir alle dieselben Rechte auf Schutz vor Gewalt haben. Ich bedanke mich bei der Initiative Courage2030 für diesen wichtigen Preis und bei allen Preisträger:innen für ihre großen Verdienste um die Menschenrechte. Bleiben wir mutig, bleiben wir menschlich, trotz allem, selbst in schweren Zeiten – nach dem Vorbild des unerschütterlichen Menschenfreundes Paul Weis."
Die Preisträger:innen
Ausgewählt wurden die heurigen Preisträger:innen der drei Kategorien von einem Komitee bestehend aus Irmgard Griss (ehem. Präsidentin des Obersten Gerichtshofs), Christian Konrad (ehem. Generalanwalt des Raiffeisenverbandes), Cathrin Kahlweit (Publizistin) und Manfred Nowak (Generalsekretär des Global Campus for Human Rights).
In der Kategorie "Einsatz in Österreich" fiel die Wahl schließlich auf die "Freie Syrische Gemeinde" unter Vorstiz von Abduhlkeem Alshater. Diese leistet Integrationsunterstützung für die fast 100.000 Syrer:innen, die vor dem Krieg geflüchtet waren und in Österreich eine neue Heimat gefunden haben. Dabei beschränkt sich die Hilfe aber nicht nur auf die Geflüchteten, sondern auch auf die aufnehmende Gesellschaft, ganz im Sinne eines respektvollen und wertschätzenden Miteinanders.
Über den Preis in der Kategorie "Internationaler Einsatz" durfte sich Maximilian Steinbeis freuen, der auf seinem Verfassungsblog über Grund- und Verfassungsrechte aufklärt und so vielen Leser:innen ermöglicht, diese überhaupt erst einzufordern. Dabei sind alle Autor:innen Menschen mit profunder Sachkenntnis zu Recht, Staat und Verfassung und adressieren sachlich, aber klar all jene Themen, die einen genaueren, zumeist kritischeren Blick brauchen.
Nicht zuletzt ging die Auszeichnung in der Kategorie "Journalismus" an die georgische Journalistin Mzia Amaglobeli, die derzeit wegen ihrer regierungskritischen Arbeit unter widrigsten Umständen in Haft sitzt. "Als wir zu Beginn über Mzia Amaglobeli als würdige Preisträgerin sprachen, hatten wir noch die Hoffnung, dass wir sie heute Abend auf der Bühne begrüßen dürfen. Aber schon im Februar war ihre Situation sehr schwierig. Sie wurde aus offensichtlich politischen Gründen verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt", bedauerte Stemberger und überreichte den Preis stellvertretend an zwei Kollginnen der Preisträgerin, Nestan Tsetskhladze und Eter Turadze.
Hochkarätiges Publikum
Der Einladung zur Gala waren zahlreiche Gäste gefolgt, darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft, wie etwa Migrationsforscherin Judith Kohlenberger, Christoph Pinter (Leiter des UNHCR-Büros in Wien), Leo Ho (Präsident von Ärzte ohne Grenzen), Ex-Grünen-Vorsitzender Werner Kogler, Diakonie-Asylexperte Christoph Riedl, "Sag's Multi"-Erfinder Peter Wesely, Menschenrechtsanwalt Wilfried Embacher, Asylkoordinator und Paul Weis-Preisträger 2024 Lukas Gahleitner-Gertz, Ex-Raiffeisen-Generalsekretär Ferry Maier sowie Regisseurin Brigitte Fenko.
Zudem konnten erstmalig Angehörige von Paul Weis als Ehrengäste begrüßt werden: Seit drei Jahren hatte das Team um Stemberger schon versucht, Angehörige des Namensgebers zu finden – bislang ohne Erfolg. Kürzlich hat sich jedoch eine Dame aus der Schweiz namens Eva Bolliger gemeldet und berichtet, dass sie eine langjährige enge Freundin der Familie sei und auch noch in Kontakt mit der Schwiegertochter von Paul Weis stehe. Zur Gala waren nun sowohl Bolliger als auch Priska Weis, Witwe des vor vier Jahren verstorbenen Sohnes Julian, angereist.
Den passenden musikalischen Rahmen für die Gala lieferten die St. Marx Brothers mit Herbert Swoboda an der Klarinette und dem Piano, Karol Hodas am Kontrabass und Kurt Gold am Akkordeon.
Eindrücke der Verleihung finden Sie in unserer Galerie.
www.courage2030.eu
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