Kahlschlag am Stammsitz
Swarovski will in Wattens 400 Jobs abbauen

| Tobias Seifried 
| 06.11.2025

Während das Management des Tiroler Kristallkonzerns von notwendigen Entscheidungen zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft des Stammsitzes spricht, befürchten Kritiker einen schleichenden Rückzug.

Swarovski plant Anfang 2026 den Abbau von rund 400 Stellen am Standort Wattens. Betroffen sind laut Unternehmensangaben sowohl Büro- als auch Produktionsmitarbeiter:innen. Das Unternehmen begründet den Schritt mit einer Anpassung an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und will den Standort dennoch langfristig sichern.

Unternehmen spricht von "notwendiger Transformation"

Wie der Tiroler Kristallkonzern am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte, sei der Stellenabbau Teil der nächsten Phase der laufenden Transformation. Die Konjunkturabschwächung in der Luxusbranche sowie externe Faktoren wie steigende Rohstoffpreise, höhere Lohnkosten, Wechselkursschwankungen und Zölle hätten zu einer "erheblichen Unterauslastung" in Wattens geführt.

Jérôme Dandrieux, General Manager in Wattens und Chief HR Officer von Swarovski, bezeichnete die Entscheidung als "sehr schmerzlich, aber unerlässlich, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und den Standort zu schützen". Man werde die Transformation "mit Menschlichkeit, Respekt und Transparenz" umsetzen und weiterhin mit Mitarbeitenden, Partnern und lokalen Interessengruppen zusammenarbeiten. Trotz der geplanten Einschnitte betont das Unternehmen, dass Wattens "das globale Zentrum für das B2B-Geschäft" bleibe und weiterhin als Standort für Handwerkskunst, Technologie und Innovation gestärkt werden solle.

AK Tirol übt scharfe Kritik an den Plänen

Deutliche Kritik kommt von der Arbeiterkammer Tirol. AK-Präsident Erwin Zangerl sprach in einer Aussendung von einer "Bankrotterklärung für die Strategie der Konzernführung" und warnte, dass die Pläne "den gesamten Standort ohne Rücksicht auf Land und Leute gefährden" würden.

Zangerl verwies darauf, dass Bund und Land Swarovski über Jahrzehnte mit öffentlichen Mitteln unterstützt hätten. Nun zeige sich, dass die "Bekenntnisse zum Standort bloß Lippenbekenntnisse" gewesen seien. Er forderte die Konzernführung auf, "klar zu sagen, was die Pläne für Wattens sind", da eine zukunftsfähige Strategie nicht erkennbar sei. Darüber hinaus kritisierte Zangerl die von Swarovski ins Spiel gebrachte Arbeitszeitreduktion. Diese würde laut ihm die Beschäftigten "in die Ecke drängen", da sie mit Einkommenseinbußen verbunden sei und sich negativ auf Arbeitslosengeld und Pension auswirken könne.

Laut AK Tirol ist der Personalabbau bei Swarovski kein neues Phänomen: Seit 2007 seien rund 5.000 Arbeitsplätze weggefallen, davon etwa 600 allein zwischen Jänner 2023 und Oktober 2025. Zudem seien Arbeiten zunehmend ins Ausland verlagert worden.

Standort bleibt im Fokus

Während die AK Tirol einen schleichenden Rückzug aus Wattens befürchtet, betont Swarovski, weiterhin in den Tiroler Standort zu investieren. Der Fokus liege künftig auf Modernisierung, Innovation und neuen Geschäftsfeldern, um die langfristige Bedeutung des Standorts zu sichern. Den 400 betroffenen Mitarbeiter:innen hilft das freilich wenig.

www.swarovski.com

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