Interview mit Helmut Mojescick
Ein Ereignis – zwei zerstörte Existenzen

| Redaktion 
| 05.11.2025

Ein strahlender Tag auf der Piste, Lachen, Tempo, Leichtigkeit – bis ein kurzer Moment alles verändert. Ob beim Skifahren, Radfahren oder auf dem E-Scooter: Ein Sturz genügt, und plötzlich gibt es Verletzte und eine:n Verursacher:in. Was als Freizeitspaß beginnt, kann für beide Seiten zum Albtraum werden – denn die Frage, wer am Ende haftet, entscheidet oft über viel mehr als nur Schmerzensgeld. In dieser Interviewserie gibt Helmut Mojescick, Obmann der Fachgruppe Versicherungsmakler in der WK-Wien, spannende Einblicke und zeigt, worauf es wirklich ankommt. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mojescick, viele von uns genießen ihre Freizeit aktiv – Skifahren, Radfahren, Laufen. Warum steckt in solchen Momenten oft mehr Risiko, als man denkt?

Helmut Mojescick: Weil ein einziger Augenblick genügt, um alles zu verändern. Man fährt auf der Skipiste ein wenig zu schnell, weicht einem anderen aus oder übersieht beim Radfahren einen Fußgänger – und plötzlich stürzt ein anderer. Kein Vorsatz, keine Bosheit, einfach ein Moment der Unachtsamkeit. Solche Situationen sind Alltag, und doch denkt kaum jemand darüber nach, welche Folgen sie haben können.

LEADERSNET: Die Folgen können sehr unterschiedlich ausfallen, oder?

Mojescick: Ganz genau. Ein gebrochener Daumen klingt zunächst harmlos. Aber stellen Sie sich vor, die verletzte Person ist Chirurg:in oder Zahnarzt bzw. Zahnärztin. Eine solche Verletzung kann möglicherweise das Ende der Berufsausübung bedeuten – mit enormen finanziellen Konsequenzen. Und nach österreichischem Schadenersatzrecht haftet der schuldhaft Verursachende eines Schadens dafür in voller Höhe, mit allem, was er besitzt – und künftig besitzen wird. Jede Person ohne Absicherung kann durch ein einziges Ereignis gleich zwei Existenzen zerstören – die des/der Geschädigten und die eigene.

LEADERSNET: Kann man sich dagegen absichern?

Mojescick: Ja, eine Privat- und Sporthaftpflichtversicherung deckt genau solche Fälle ab. In manchen umliegenden Ländern ist eine solche Versicherung unter Umständen sogar verpflichtend. In Italien darf man beispielsweise ohne Nachweis einer privaten Haftpflichtversicherung in der Höhe von fünf Millionen Euro nicht einmal einen Tagespass für die Skipiste kaufen. Dort ist man sich der Tatsache sehr bewusst, dass Freizeitaktivitäten große Risiken bergen können. In Österreich ist es anders: Hier ist eine private Haftpflichtversicherung nicht verpflichtend. Paradoxerweise braucht man in vielen Bundesländern für einen Chihuahua gesetzlich eine Haftpflichtversicherung – aber für sich selbst nicht. Dabei können die Schäden, die wir in unserer Freizeit verursachen, um ein Vielfaches gravierender sein.

LEADERSNET: Sollte man das nicht längst ändern?

Mojescick: Unbedingt – Das wäre nicht nur ein logischer Schritt, sondern eine dringende Notwendigkeit. Viele Menschen gehen fälschlicherweise davon aus, dass sie ohnehin versichert sind. Doch oft besteht kein Schutz, oder die bestehenden Verträge decken nicht das ab, was man glaubt. Das zeigt, wie wenig Bewusstsein für die Tragweite dieser Absicherung vorhanden ist.

LEADERSNET: Dabei ist der Schutz ja nicht teuer, oder?

Mojescick: Ganz im Gegenteil. Eine Privathaftpflichtversicherung kostet pro Jahr deutlich weniger als ein Streaming-Abo. Und doch kann sie im Ernstfall über den Unterschied zwischen finanzieller Sicherheit und lebenslangem Ruin entscheiden. Trotzdem verzichten viele darauf, weil sie das Risiko unterschätzen oder meinen, "so etwas passiert mir nicht". Aber genau darin liegt das Problem: Niemand rechnet damit, der/die Verursacher/in zu sein. Bis es passiert.

LEADERSNET: Warum gibt es Ihrer Meinung nach so wenig Bewusstsein für dieses Thema?

Mojescick: Weil die Menschen sich lieber mit angenehmen Dingen beschäftigen. Man plant den nächsten Skiurlaub, sucht das beste Hotel oder freut sich auf den ersten Tag auf der Piste – aber kaum jemand denkt darüber nach, was passiert, wenn etwas schiefläuft. Dieses Verdrängen ist menschlich, aber gefährlich. Es geht nicht um Angst, sondern um Verantwortung – für sich selbst und für andere.

LEADERSNET: Was würden Sie sich von der Politik wünschen?

Mojescick: Eine klare Regelung, die eine Privat- und Sporthaftpflichtversicherung zur Pflicht macht. Damit wäre allen geholfen: den Geschädigten, die nicht auf ihrem Schaden sitzen bleiben, und den Verursacher:innen, die nicht in den finanziellen Abgrund stürzen.

LEADERSNET: Ihr Appell an die Leser:innen?

Mojescick: Freizeit ist kein rechtsfreier Raum. Ein einziger unglücklicher Moment kann zwei Leben aus der Bahn werfen. Wer vorsorgt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Eine Haftpflichtversicherung ist kein Luxus – sie ist Ausdruck von Fairness und Rücksicht – und sie kostet einen minimalen Eurobetrag im Jahr. Wer darauf verzichtet, spart am falschen Ende.

www.wiener-versicherungsmakler.at

Zur Person und weitere Infos

KR Helmut Mojescick ist Obmann der Fachgruppe Versicherungsmakler in der WK-Wien, unterrichtet an diversen Universitäten und Fachhochschulen, ist gerichtlich beeideter Sachverständiger und Experte für Versicherungsfragen.

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