Weichenstellung bei KTM-Mutter
Bajaj erhält Freigabe für Kontrolle über Pierer Mobility

| Tobias Seifried 
| 26.10.2025

Der indische Konzern muss den übrigen Aktionär:innen der KTM-Mutter kein Übernahmeangebot legen. Es gibt aber einige Auflagen, um sie abzusichern. Zudem müssen alle im Zusammenhang stehenden Geschäfte zwischen Bajaj und Stefan Pierer offengelegt werden.

Nachdem bei KTM nach der Wiederaufnahme des Vollbetriebs im heimischen Stammwerk (LEADERSNET berichtete) etwas Ruhe eingekehrt ist, gibt es nun neue Entwicklungen, bei denen es sich um Nachwehen der geglückten Sanierung handelt. Die österreichische Übernahmekommission hat den Einstieg von Bajaj bei Pierer Mobility genehmigt und das sogenannte Sanierungsprivileg bestätigt. Damit ist der indische Konzern nicht verpflichtet, den übrigen Aktionär:innen ein Übernahmeangebot zu legen.

Auflagen zur Absicherung 

Wie bei der Rettung von KTM vereinbart (LEADERSNET berichtete), übernimmt Bajaj sämtliche von der Pierer Industrie AG gehaltenen 50.100 Aktien an der Pierer Bajaj AG. Grundlage dafür sind ein Aktienkaufvertrag sowie eine Call-Optionsvereinbarung über bis zu 50.000 Aktien, die bereits im Frühjahr 2025 abgeschlossen wurden. Alle notwendigen Genehmigungen der Wettbewerbs- und Investitionsbehörden liegen vor.

Laut Bescheid der Übernahmekommission vom 23. Oktober 2025 führen die beiden Transaktionen gemeinsam zur mittelbaren Kontrolle über Pierer Mobility durch Bajaj. Der Erwerb erfolge zu Sanierungszwecken im Sinne des österreichischen Übernahmegesetzes, heißt es in einer Ad-hoc-Meldung.

Zur Absicherung der übrigen Anleger:innen wurden mehrere Auflagen verhängt. Bajaj muss die Kommission über das Wirksamwerden der Verträge informieren und den Kontrollwechsel umgehend veröffentlichen. Außerdem sind die Konditionen eines möglichen Anteilserwerbs der KTM AG an der MR Immoreal GmbH sowohl der Übernahmekommission als auch der Hauptversammlung offenzulegen.

Letzter Akt rund um Stefan Pierer

Bis Ende 2026 müssen zudem alle Geschäfte zwischen Bajaj und Stefan Pierer offengelegt werden, sofern sie im Zusammenhang mit der Übernahme stehen. Für den langjährigen Chef von KTM und Pierer Mobility gibt es mittlerweile keinen Platz mehr im Konzern. Er ist nach Abschluss des Sanierungsverfahrens im Sommer 2025 aus dem Vorstand der Pierer Mobility AG ausgeschieden. Seine Funktionen bei KTM hatte er bereits davor abgegeben.

Konkret heißt es dazu in der Ad-Hoc-Meldung: "Bajaj Auto International Holdings B.V. und alle mit ihr gemeinsam vorgehenden Rechtsträger gemäß § 1 Z 6 ÜbG haben weiters der Übernahmekommission unmittelbar nach Abschluss der jeweiligen Vereinbarung bzw. nach Vollzug des jeweiligen Rechtsgeschäfts sowie in den Hauptversammlungen der Pierer Mobility AG zu berichten, zu welchen Konditionen Vereinbarungen bzw. Rechtsgeschäfte zwischen Bajaj bzw. mit ihr gemeinsam vorgehenden Rechtsträgern einerseits und Stefan Pierer bzw. mit ihm gemeinsam vorgehenden Rechtsträgern andererseits bis einschließlich 31. Dezember 2026 abgeschlossen werden, die in einem wirtschaftlichen Zusammenhang mit dem Kontrollerwerb der Bajaj Auto International Holdings B.V. an der Pierer Mobility AG stehen."

Noch in erster Novemberhälfte

Bajaj erwartet, dass die letzten Bedingungen bis zum 10. November 2025 erfüllt sind. Danach soll die Call-Option über sämtliche 50.000 Aktien ausgeübt werden – womit das Unternehmen die alleinige Kontrolle über Pierer Mobility übernehmen würde. Die KTM-Mutter bezeichnete die Entscheidung als "wichtigen Schritt zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe".

www.ktm.com

www.pierermobility.com

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