Johann Strauss im MAK

Wenn der Walzer zur Revolution wird

Das MAK Wien feiert den 200. Geburtstag von Johann Strauss auf unerwartete Weise – nicht mit Musik, sondern mit Tanz. Die Ausstellung Johann Strauss: Rausch und Ekstase. Feministischer Ausdruckstanz im Plakat 1900–1933 zeigt seit 17. Juni bis 2. November 2025, wie der Wiener Walzer zur Inspirationsquelle für eine radikale künstlerische Revolution wurde.

Rebellion im Reformkleid

Das Wien zwischen 1900 und 1930 war ein Schmelztiegel des Umbruchs. Während Freud die Psychoanalyse entwickelte und die Secession die Kunst revolutionierte, begannen Frauen im Tanz ihre Fesseln abzuwerfen – buchstäblich. Das steife Korsett wich fließenden Gewändern, die starren Ballettschuhe wurden gegen nackte Füße getauscht. Der expressionistische Ausdruckstanz war geboren.

Die Ausstellung im MAK Plakat Forum präsentiert über 40 Plakate, die diese künstlerische Revolution dokumentieren. Sie zeigen nicht nur ästhetische Meisterwerke des Plakatdesigns, sondern auch ein faszinierendes Kapitel feministischer Selbstermächtigung.

MAK Ausstellungsansicht, 2025, Johann Strauss: Rausch und Ekstase. Feministischer Ausdruckstanz im Plakat 1900– 1933, MAK Plakat Forum © MAK/Riessland Stella

Die Pionierinnen des freien Tanzes

Die Schwestern Wiesenthal – Grete, Elsa und Berta – rebellierten gegen den Drill der Wiener Hofoper und schufen bei der Eröffnung des Cabaret Fledermaus einen Tanzstil, der das Publikum elektrisierte. Grete Wiesenthals künstlerisches Schaffen, unterstützt von ihrem Mann, dem Grafiker Erwin Lang, wurde zum Akt der Selbstbestimmung.

Gertrud Bodenwieser führte den Ausdruckstanz zu internationalen Höhen. Ihre eindrucksvollen Gruppenchoreografien thematisierten soziale Probleme der Moderne – bis der Nationalsozialismus sie 1938 zur Emigration zwang und damit ein abruptes Ende dieser künstlerischen Bewegung in Österreich markierte.

Johann Strauss: Rausch und Ekstase
bis 2. November 2025
Museum für angewandte Kunst
www.mak.at