Fotos & Video Inspire Energy Summit 2025
"Der Umbau der Energielandschaft ist vergleichbar mit einer Operation am offenen Herzen"

Drei Tage lang stand St. Wolfgang ganz im Zeichen der Energiewende. Beim Verbund Inspire Energy Summit 2025 diskutierten das Who's Who der Branche sowie Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Energietransformation. LEADERSNET.tv sprach mit Expert:innen über Chancen, Hürden, Versorgungssicherheit und Finanzierung.

Der Verbund lud von 8. bis 10. Oktober zu seinem alle zwei Jahre stattfindenden Inspire Energy Summit ins Eventresort scalaria am Wolfgangsee. Damit stand die Region rund um St. Wolfgang ganz im Zeichen der Energiewende. Bei der dreitägigen Veranstaltung diskutierten Branchenprofis sowie Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Energietransformation. Nationale und internationale Expert:innen nutzten die Gelegenheit, um über Energieversorgung, Digitalisierung, Finanzierung und gesellschaftliche Verantwortung zu sprechen.

Tag 1: Auftakt, Auszeichnungen und neue Impulse

Mit einem feierlichen Welcome Dinner eröffnete Verbund-CEO Michael Strugl die Konferenz und betonte die Rolle des Summits als Plattform für Austausch und Inspiration. Er erklärte, die vergangenen Jahre hätten energiepolitisch beinahe alles geboten, was möglich sei, was alle Beteiligten – auch die Politik – gefordert habe. Nun brauche es klare Rahmenbedingungen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten. Der erste Tag stand im Zeichen des Kennenlernens und Netzwerkens. Gleichzeitig wurden zwei besondere Initiativen vorgestellt.

Gegenüber LEADERSNET.tv betonte Strugl, dass der Summit ein Forum des Austauschs sei, bei dem Expert:innen aus Energiewirtschaft, Industrie, Politik und Wissenschaft zusammenkommen, um die großen Fragen der Transformation zu diskutieren. Es handle sich bewusst um ein Dialogformat, das den offenen Diskurs über Herausforderungen und Lösungswege fördere. Die Energietransformation sei eine enorme Aufgabe – auch für den Energiesektor selbst. Entscheidend sei dabei das richtige Gleichgewicht: Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Leistbarkeit müssten in Balance bleiben. Diese drei Dimensionen bildeten das Fundament des Erfolgs. "Wenn es hier zu einer Schieflage kommt, dann scheitert das", so der Verbund-CEO. Genau diese Ausgewogenheit stehe im Zentrum der Diskussionen beim Summit.

Der Roland-Langthaler-Preis wurde erstmals im Rahmen der Inspire verliehen. Die mit einem 5.000-Euro-Gutschein für die Österreichs-Energie-Akademie dotierte Auszeichnung würdigt Projekte, die Fairness, Verantwortung und Weitblick im Energiebereich verbinden. Erster Preisträger ist Matthias Salomon, PhD-Student am Wegener Center der Universität Graz. Seine Arbeit zeigt, wie Klimaziele und Wettbewerbsfähigkeit in der Energiewirtschaft Hand in Hand gehen können.

Zudem wurden die drei Gewinnerinnen des Verbund-FrauenstipendiumsLisa Fraunschiel, Johanna Reisinger und Elisabeth Seifried – geehrt. Das Stipendium unterstützt junge Frauen mit exzellenten Studienleistungen und Praxiserfahrung ein Jahr lang gezielt auf ihrem Karriereweg in der Energiewirtschaft.

Tag 2: Die Transformation im Mittelpunkt

Der zweite Konferenztag war den zentralen Herausforderungen der Energietransformation gewidmet – von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen über gesellschaftliche Akzeptanz bis zu Wasserstoff und Digitalisierung. Michael Strugl rief in seiner Eröffnungsrede dazu auf, auf die eigenen Stärken zu vertrauen und formulierte den Anspruch, eine kraftvolle Vision zu entwickeln. Inspire stehe für Begeisterung und Aufbruch – genau das brauche es für die Transformation. Der Verbund-CEO erklärte, dass Gespräche über Österreichs wirtschaftliche Zukunft unweigerlich bei zwei Begriffen landeten: Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz. Beide seien wichtig, politisch jedoch oft umstritten, und zu häufig würden sie gegeneinander ausgespielt. Die notwendige Transformation der Energieversorgung sei jedoch kein Hemmschuh der Wirtschaft, sondern ihr Verbündeter.

Derzeit erlebe man eine tektonische Verschiebung: Industrieländer, die frühzeitig in klimafreundliche Technologien investierten, könnten sich Wettbewerbsvorteile auf Jahrzehnte sichern – eine Chance, die noch nicht alle erkannt hätten. Gleichzeitig gestand Strugl ein, dass der Umbau der Energielandschaft alles andere als einfach sei. Bildlich gesprochen gleiche er einer Operation am offenen Herzen, bei der alle lebenswichtigen Funktionen während der Intervention gewährleistet bleiben müssten. Dies gelte auch für die Energieversorgung, die jederzeit und überall gesichert sein müsse – zum Wohle der Gesellschaft und der Wirtschaft.

Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr betonte in seiner Keynote die Bedeutung einer sicheren, CO₂-freien und leistbaren Stromversorgung. Dafür brauche es funktionierende Märkte, Investitionen und eine klare Industriestrategie. Sigrid Stagl ergänzte, dass die Akzeptanz der Transformation von spürbaren Vorteilen wie Versorgungssicherheit und Beschäftigung abhänge und nur durch faire, transparente Entscheidungsprozesse gefestigt werden könne.

Im Gespräch mit LEADERSNET.tv betonte Wolfgang Hattmannsdorfer, dass Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen müsse. In den vergangenen Jahren habe man sich unter anderem wegen hoher Energiekosten aus dem Markt gedrängt. Um wirtschaftlichen Aufschwung und ein Comeback in Leistung und Wettbewerb zu ermöglichen, sei es entscheidend, insbesondere der Wirtschaft und der produzierenden Industrie leistbare Strompreise zur Verfügung zu stellen. Hattmannsdorfer führte aus, dass eine Anpassung der Energiepolitik notwendig sei: Energie- und Klimapolitik hätten sich in der Vergangenheit in puncto Strompreise teuer bezahlt gemacht. Für die Zukunft brauche es eine ausgewogene Trias, bei der ökologischer Schutz, leistbare Preise und Versorgungssicherheit stabiler Netze gleichermaßen berücksichtigt werden. "Und das ist genau die neue Energiepolitik in Österreich", so Hattmannsdorfer.

Im Rahmen des PwC-Marktchecks Energiewende hob Michael Sponring hervor, dass Finanzierung der Treibstoff der Transformation sei. Ohne sie blieben alle Ausbauziele reine Theorie. Verzögerungen gefährdeten nicht nur die Klimaziele, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.

In einer anschließenden Paneldiskussion mit Barbara Schmidt, Andree Simon Gerken, Alfons Haber und Marian Rappl wurde betont, dass Fortschritte sichtbar seien, aber noch mehr Tempo und klare Rahmenbedingungen nötig seien. Barbara Schmidt zeigte sich zuversichtlich und verglich die gemeinsame Arbeit an der Energiewende mit einem Ruderboot, in dem alle im gleichen Takt arbeiten müssten.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Wertschöpfungskette von Wasserstoff. Expert:innen aus Wirtschaft und Forschung identifizierten großes Potenzial in Nordafrika, Skandinavien und Osteuropa. Adithya Bhashyam von BloombergNEF mahnte an, dass hohe Kosten und geringe Nachfrage derzeit noch bremsen, Wasserstoff aber dennoch eine Schlüsselrolle in der Energiewende einnehmen werde.

Auch die digitale Transformation wurde intensiv diskutiert. Carsten Wagner vom ZfK & VKU Verlag unterstrich, dass Künstliche Intelligenz den Menschen nicht ersetze, sondern verändere. Der Mut zur Transformation bleibe Aufgabe des Menschen. Gudrun Heidenreich-Pérez von Deloitte und Martina Saller von Microsoft betonten die Verantwortung von Führungskräften, innovative Umgebungen zu schaffen und Raum für Experimente zu geben.

Verena Jackson von der Universität der Bundeswehr München warnte zugleich vor neuen Sicherheitsrisiken durch Digitalisierung. Energieinfrastruktur sei in hybriden Konflikten zunehmend ein mögliches Ziel. Energieversorgung bedeute Macht, und genau deshalb müsse sie besonders geschützt werden.

Beim "Insprie Hike" setzte Wirtschaftsphilosoph Anders Indset mit seinem Konzept des "Possibilismus“ einen inspirierenden Akzent. Er sprach von der Kunst, das Mögliche zu denken und aktiv zu gestalten, und betonte die Bedeutung von Lebendigkeit und Tatkraft. Den Abschluss des zweiten Tages bildete das Gala Dinner mit einer Keynote von Holger Jung, Gründer von Jung von Matt. Er sprach über Markenführung, die digitale Revolution und glaubwürdige Kommunikation. Die beste Strategie, so Jung, sei jene, die auf Echtheit basiere – man solle sagen, was man denke, und tun, was man sage.

Tag 3: E-Mobilität, grüne Finanzierung und ein Blick nach vorn

Am dritten Tag sorgte der Österreichische Ruderverband mit einem gemeinsamen Morgensport für Energie und Teamgeist. Passend zum Motto "Gemeinsam in einem Boot" starteten die Teilnehmenden motiviert in den Abschlusstag, der noch einmal zentrale Zukunftsthemen bündelte: E-Mobilität, grüne Finanzierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

In seiner Keynote zeigte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research, auf, wie China seine Vorreiterrolle in der Elektromobilität ausbaut. Er erwartet, dass Elektroautos noch vor 2030 preislich mit Verbrennern gleichziehen werden. Im anschließenden Panel berichtete Wolfgang Pfarl von der Österreichischen Post, dass Wien als erste europäische Metropole ihre Fahrzeugflotte bis 2030 vollständig auf Elektromobilität umstellen wird.

Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des German Institute of Development and Sustainability, lenkte den Blick auf gesellschaftliche Aspekte der Transformation. In einer zunehmend multipolaren Welt brauche es neue Kommunikationsstrategien, die auf Kooperation, Frieden und Gemeinwohl abzielen. Europa müsse, so Hornidge, stärker gemeinsam denken und handeln.

Das Thema Digitalisierung und KI wurde von Achim Kaspar, COO der Verbund AG, und Erin Beilharz, Principal Consultant bei Lufthansa Systems, aufgegriffen. Beide betonten, dass technologische Innovation nur dann erfolgreich sei, wenn der Mensch im Mittelpunkt bleibe. Achim Kaspar erklärte, der Einsatz modernster Technologien sei notwendig, um wettbewerbsfähig und effizient zu bleiben, zugleich wolle man den Mitarbeiter:innen die besten Werkzeuge an die Hand geben.

Roberta Boscolo, Leiterin der Climate and Energy Unit der World Meteorological Organization, sprach über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Energiebranche. Verlässliche meteorologische Daten seien entscheidend, um Schwankungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien zu prognostizieren und zu steuern. Angesichts der Entwicklungen empfahl sie einen verstärkten Datenaustausch und den Blick von der Vergangenheit in die Zukunft zu richten.

Im Panel zu grüner Finanzierung eröffnete Verbund-CFO Peter Kollmann per Videobotschaft. Er hob hervor, dass Green Finance nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile biete. Durch nachhaltige Finanzierungsstrategien habe der Verbund neue Investor:innen gewonnen und günstigere Konditionen am Kapitalmarkt erzielt. In weiteren Impulsen sprachen Gerhard Marterbauer, Michaela Keplinger-Mitterlehner, Felix Müsgens und Anton Burger über die Rolle der Finanzwirtschaft in der Energiewende. Einigkeit herrschte darüber, dass die Transformation nur durch klare Strategien, Transparenz und konsequente Umsetzung gelingen kann.

Zum Abschluss fasste Michael Strugl die drei Konferenztage zusammen. Die Transformation sei eine große Herausforderung und komplex, aber machbar, wenn man sie richtig angehe – nämlich gemeinsam. Der Verbund habe das Commitment, das Know-how, die Mittel und den Willen, Österreich bei dieser entscheidenden Aufgabe voranzubringen. Das sei der Spirit von Inspire.

Fazit

Der Verbund Inspire Energy Summit 2025 machte deutlich: Die Energiewende ist kein Zukunftsprojekt mehr, sondern gelebte Realität. Doch sie verlangt Tempo, Kooperation und Zuversicht. Drei Tage intensiver Diskussionen und praxisnaher Impulse zeigten, dass Österreichs Energiebranche bereit ist, gemeinsam, entschlossen und inspiriert Verantwortung zu übernehmen.

Unsere Interviewpartner

LEADERSNET.tv holte neben Michael Strugl und Wolfgang Hattmannsdorfer noch Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), Sigrid Stagl, Ökonomin und Professorin für Umweltökonomie und -politik an der WU Wien, Roberta Boscolo, Head of the Climate and Energy Unit - World Meteorological Organization, Verena Jackson, Rechtsanwältin & Researcher Center for Intelligence & Security Studies (CISS) Universität der Bundeswehr München, und Anders Indset, Wirtschaftsphilosoph und Investor, vor die Kamera.

Fotos vom Verbund Inspire Energy Summit 2025 sehen Sie in unserer Galerie.

www.verbund.com

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