Teuerung heuer höher als gedacht
Notenbank rechnet mit zaghaftem Aufschwung und hartnäckiger Inflation

| Tobias Seifried 
| 14.09.2025

Laut der OEnB steht Österreich zwar nicht mehr in der Rezession, doch von einer kräftigen Konjunkturerholung sind wir noch weit entfernt. Anhaltend hohe Preise, budgetpolitischer Druck und externe Unsicherheiten bremsen den Aufschwung.

Die österreichische Wirtschaft hat nach fast zwei Jahren Rezession wieder den Weg ins Plus gefunden – doch die Erholung verläuft nur schleppend. Laut der am Freitag präsentierten Interimsprognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 lediglich um 0,3 Prozent zulegen. Erst in den Jahren 2026 und 2027 sei mit einer allmählichen Beschleunigung des Wachstums auf 0,8 bzw. 1,1 Prozent zu rechnen.

"Die heimische Konjunktur ist im ersten Halbjahr 2025 nach einer knapp zweijährigen Rezession wieder leicht gewachsen, die Aussichten für das zweite Halbjahr sind jedoch weiterhin verhalten", erklärte der neue OeNB-Gouverneur Martin Kocher bei der Präsentation. Für 2026 und 2027 werde zwar ein leichter Aufschwung erwartet, doch die Dynamik bleibe insgesamt bescheiden.

Rezession überwunden, aber nur zaghafte Erholung

Zwischen Ende 2022 und Herbst 2024 war die Wirtschaftsleistung sieben Quartale in Folge geschrumpft oder stagniert – insgesamt um 2,8 Prozent. Erst im Schlussquartal 2024 setzte eine leichte Erholung ein. In der ersten Jahreshälfte 2025 lag das Wachstum leicht über den Juni-Erwartungen der Notenbank, nun deutet jedoch das schwächere internationale Umfeld – vor allem US-Zölle und eine Aufwertung des Euro – auf ein schwierigeres zweites Halbjahr hin.

Für den Arbeitsmarkt zeichnet die OeNB ein vergleichsweise robustes Bild. Die Arbeitslosenquote dürfte – wie bereits im Juni prognostiziert – auf knapp 7,5 Prozent steigen.

Inflation bleibt hartnäckig hoch

Besonders aufmerksam verfolgt die OeNB die Preisentwicklung. 2025 soll die Inflation im Jahresdurchschnitt auf 3,5 Prozent klettern. Der Anstieg sei vor allem auf den Wegfall staatlicher Hilfsmaßnahmen wie die Strompreisbremse zurückzuführen, die bisher dämpfend auf die Energiekosten gewirkt hatten.

2026 fällt dieser Basiseffekt weg, wodurch die Inflationsrate auf 2,4 Prozent sinken dürfte. Dennoch bleibt die Teuerung in Österreich im Vergleich zum Euroraum relativ hoch: Für 2027 erwartet die Notenbank noch immer 2,3 Prozent. Ausschlaggebend sei laut der Prognose die hartnäckige Dienstleistungsinflation, die eng mit der Lohnentwicklung zusammenhängt.

"Die höhere Inflation in Österreich im Vergleich zum Euroraum ist – wie schon historisch – in erster Linie auf die höhere Dienstleistungsinflation zurückzuführen", betonte die OEnB. Indexierungen etwa bei Mieten oder Versicherungen hätten hingegen nur einen geringen Einfluss, da lediglich rund 13 Prozent des Warenkorbs betroffen seien.

Herausforderung Budgetkonsolidierung

Auch die budgetäre Lage bleibt demnach angespannt. Die OeNB rechnet weiterhin mit einem Defizit von minus 4,2 Prozent des BIP für 2025, gefolgt von minus 3,8 Prozent im Jahr 2026 und minus vier Prozent 2027. Zwar wirken stärkeres Wachstum und stabile Einnahmen positiv, doch höhere Sozialausgaben und langsamer sinkende Subventionen belasten die Staatsfinanzen.

Im Rahmen des laufenden EU-Defizitverfahrens seien zusätzliche Konsolidierungsmaßnahmen erforderlich, die in der Prognose noch nicht berücksichtigt sind.

Risiken durch US-Zölle und Inflation

Die OeNB verweist auf erhebliche Abwärtsrisiken für die Wachstumsprognose. Vor allem die unsichere US-Handelspolitik belaste die Exportaussichten. Bereits kurz nach Abschluss einer EU-US-Handelsvereinbarung Ende Juli wurden die US-Zölle auf Stahl und Aluminium auf weitere Produkte ausgeweitet. Weitere industriespezifische Maßnahmen, etwa in der Pharma- oder Halbleiterbranche, könnten folgen.

Als innenwirtschaftliches Risiko nennt die OeNB die "wiederaufflackernde Inflation". Diese könne die Konsumstimmung drücken und die Erholung der Binnennachfrage bremsen - zuletzt übersprang sie hierzulande wieder die 4-Prozent-Marke (LEADERSNET berichtete). Umgekehrt könnte ein Rückgang der hohen Sparquote den privaten Konsum beleben und das Wachstum stützen.

www.oenb.at

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