Konjunktureller Branchenüberblick
Österreichs Wirtschaft zeigt sich schwach, aber stabil

Während sich die Industrie laut aktuellem Branchenüberblick vorsichtig erholt, bleibt die Bauwirtschaft ein Sorgenkind. Dienstleistungen erweisen sich heuer hingegen als wichtigste konjunkturelle Stütze.

Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria hervorgeht, tritt die österreichische Wirtschaft auch 2025 auf der Stelle. Nach einem leichten Plus von 0,1 Prozent im ersten Quartal wiederholte sich die minimale Expansion im Frühjahr. Im Jahresvergleich liegt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dennoch um 0,2 Prozent unter dem Vorjahr.

"Das leichte Wirtschaftswachstum seit dem Jahresbeginn ist vor allem der Belebung in der Industrie zu verdanken, die jedoch im Frühjahr stark abflaute", erläutert UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Während die Bauwirtschaft weiter schrumpfte, sei der Dienstleistungssektor zur treibenden Kraft geworden – allerdings mit sehr unterschiedlichen Entwicklungen: Finanz- und Immobiliendienstleistungen legten zu, konsumnahe Branchen wie Handel oder Tourismus hingegen stagnierten.

Industrie erholt, aber Risiken bleiben

Nach zwei Jahren mit Rückgängen konnte die Industrieproduktion in der ersten Jahreshälfte demnach real um 2,6 Prozent zulegen. Vor allem Pharma, Nahrungsmittel und Teile der Investitionsgüterindustrie entwickelten sich positiv. Auch die Kfz-Produktion drehte zunächst ins Plus, habe aber bald an Schwung verloren. Belastet blieben Maschinenbau und Metallwaren.

Ökonom Walter Pudschedl rechnet für das Gesamtjahr mit einem realen Produktionsplus von rund 1,5 Prozent, warnt aber: "Angesichts gesunkener Wettbewerbsfähigkeit, einer schwachen Investitionskonjunktur und der US-Zollpolitik liegen die Erwartungen weiter unter dem langjährigen Durchschnitt."

Bauwirtschaft in der Krise

Im Bau setzt sich die Schwäche der Analyse zufolge fort. Während der Tiefbau im ersten Halbjahr kräftig um fast 15 Prozent zulegen konnte, sei der Hochbau um über zehn Prozent ins Minus gerutscht. Auch Ausbaugewerbe und Bauinstallationen litten unter gestrichenen Förderprogrammen.

"Die Krise im Hochbau geht in die Verlängerung", sagt Pudschedl. Hoffnungsschimmer seien günstigere Finanzierungsbedingungen, die vor allem den Nichtwohnungsbau stützen könnten. Insgesamt aber blieben die Aussichten "sehr verhalten".

Branchenklima Österreich© UniCredit Bank Austria

Dienstleistungen als Stütze

Der Dienstleistungssektor zeige sich hingegen robuster und bleibe Wachstumsstütze. Tourismus und Verkehr profitierten von stabiler Nachfrage, während baunahe technische Dienste und Arbeitskräfteüberlassung unter Druck geraten, so die Ökonomen. Trotz höherer Inflation und schwächelndem Arbeitsmarkt habe sich die Stimmung im zweiten Quartal spürbar aufgehellt.

"Das Branchenklima im Dienstleistungssektor hat sich kontinuierlich verbessert", so Pudschedl. Er erwartet, dass die Dienstleistungen in der zweiten Jahreshälfte "mit etwas höherem Tempo" wachsen werden.

Handel nur knapp im Plus

Der Handel habe im ersten Halbjahr ein nominelles Umsatzplus von knapp zwei Prozent verzeichnet, preisbereinigt sei davon kaum mehr als ein halbes Prozent übergeblieben. Großhandel und Teile des Einzelhandels schwächelten, während Lebensmittel und Elektronik stabile Nachfrage zeigten. Im Kfz-Bereich beurteilen die Unternehmen ihre Lage zwar als stabil, die Erwartungen haben sich jedoch deutlich eingetrübt.

Schwaches Wachstum mit wenig Dynamik

"Schwach, aber stabil schwach, zeigt sich die Konjunktur derzeit in Österreich", resümiert Pudschedl. Nach zwei rückläufigen Jahren sei immerhin wieder ein minimaler BIP-Anstieg von 0,1 Prozent im Bereich des Möglichen. Neue Impulse sind kurzfristig nicht in Sicht – die heimische Wirtschaft bleibt von Risiken im Export, einem schwachen Arbeitsmarkt und zurückhaltendem Konsum geprägt.

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