Nagelprobe für heimische Betriebe
Arbeitskräftemangel bremst Österreichs Wirtschaft aus

Laut dem aktuellen Austrian Business Check wird die Personalnot zur Nagelprobe für heimische Unternehmen. Dennoch besetzen mehr als zwei Drittel der Betriebe aus finanziellen Gründen nicht alle der vielen offenen Stellen nach.

Der Arbeitskräftemangel bleibt heuer laut einer aktuellen Umfrage des KSV1870 eine der drängendsten Herausforderungen für die heimische Wirtschaft. Den am Mittwoch veröffentlichten Ergebnissen des Austrian Business Checks (siehe Infobox) zufolge sind 54 Prozent der österreichischen Unternehmen davon betroffen – knapp ein Viertel sogar in besonders hohem Ausmaß. Am stärksten ausgeprägt ist die Personalknappheit demnach in der Gastronomie und Hotellerie (85 %), gefolgt von der Bauwirtschaft (65 %) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (60 %).

Die Folgen reichten von steigenden Kosten zur Bindung bestehender Mitarbeiter:innen über hohe Zusatzbelastungen für die Belegschaft bis hin zu Umsatzeinbußen. Auch sinkende Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, ein eingeschränktes Leistungsangebot und der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit zählten zu den häufigsten Begleiterscheinungen.

"Die Kostenexplosionen der vergangenen Jahre fordern ihren Tribut. Viele Betriebe müssen an allen Ecken und Enden kürzen, um noch profitabel wirtschaften zu können", erklärte KSV1870-CEO Ricardo-José Vybiral. Gleichzeitig stelle sich die Frage, wie viel Optimierung Unternehmen noch vertragen, bevor Qualitätseinbußen zu weiteren Umsatzrückgängen führen. Nach mehreren Rezessionsjahren brauche es gezielte Wirtschaftsimpulse und ein koordiniertes Handeln von Politik und Wirtschaft, um den Spielraum für Neueinstellungen zu vergrößern.

70 Prozent besetzen Stellen nur eingeschränkt nach

Besonders deutlich zeige sich die angespannte Lage bei Nachbesetzungen: Sieben von zehn Unternehmen (69 %) füllen der Umfrage zufolge offene Stellen derzeit nicht vollständig auf. 30 Prozent verzichten gänzlich auf Nachbesetzungen, 39 Prozent ersetzen nur "absolut notwendige Positionen". Besonders restriktiv agieren demnach Betriebe im Immobilienwesen (84 %), in der Bauwirtschaft (75 %), in der Produktion (73 %) und im Handel (71 %). Am ehesten werden offene Positionen laut dem Kreditschutzverband im Finanz- und Versicherungsbereich sowie in der Informations- und Kommunikationsbranche vollständig nachbesetzt.

"Die Wahrung der wirtschaftlichen Stabilität ist für viele Unternehmen zum Kraftakt geworden. Daher stehen sie bei Nachbesetzungen auf der Bremse, obwohl gerade jetzt neues Personal frischen Wind bringen könnte", so Vybiral.

Kaum Pläne für Personalaufstockungen

Weiters zeigt der Austrian Business Check, dass angesichts einer unsicheren Auftragslage und teils rückläufiger Umsätze die meisten Betriebe zusätzliche Personalkosten vermeiden wollen. Nur 18 Prozent planen heuer, die Belegschaft zu vergrößern – am ehesten in den Bereichen IT, Vertrieb, Service/Produktion sowie im Gesundheits- und Sozialwesen.

Weiterbildung als strategische Antwort

Parallel setzen viele Unternehmen laut der Umfrage auf Qualifizierung: In den vergangenen fünf Jahren haben 20 Prozent ihr Weiterbildungsangebot ausgebaut, weitere 45 Prozent es zumindest stabil gehalten. Im Mittelpunkt stehen fachspezifische Fortbildungen (82 %), der Ausbau digitaler Kompetenzen (40 %) sowie Maßnahmen zur Persönlichkeitsentwicklung (22 %). Besonders aktiv seien hier der Finanz- und Versicherungssektor sowie die Informations- und Kommunikationsbranche.

www.ksv.at

Über die Umfrage

Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben im März 2025 rund 1.100 Unternehmen teilgenommen.

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Über die Umfrage

Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben im März 2025 rund 1.100 Unternehmen teilgenommen.

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