Jedes Jahr erkranken in Österreich rund 45.000 Menschen an Krebs. Besonders häufig treten dabei Brustkrebs bei Frauen sowie Prostatakrebs bei Männern auf, aber auch Lungen-, Darm- und Hautkrebs werden äußerst oft diagnostiziert. Somit ist Vorsorge von besonders großer Bedeutung – aber nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus ökonomischer und gesundheitspolitischer Sicht. Ebendies war jüngst Thema bei den zweiten Gipfelgesprächen der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS). Rund 130 Gäste aus Sozialversicherung, Politik, Verwaltung und Wirtschaft folgten der Einladung in die SVS-Lounge und diskutierten gemäß dem Thema "Die Kraft der Prävention".
Motivation zur Prävention
Wie essenziell Prävention ist, erläuterte Peter Lehner (Obmann, SVS) im Gespräch mit LEADERSNET.tv: "Die Kraft der Prävention ist riesig, denn sie hat eine vielfältige Wirkung: Einerseits ist sie natürlich das effektivste Mittel für die eigene Gesundheit, andererseits aber auch ein Hebel für die Volkswirtschaft. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation und Rezession braucht es gesunde Unternehmer:innen und gesunde Menschen, um neue Kraft entfalten zu können. Der Schritt hin zur Prävention ist daher ein besonders wertvoller." Ein besonderes Anliegen sei der SVS die Krebsvorsorge – so habe man heuer 40 Millionen Euro budgetiert, um die Versicherten zu entsprechenden Untersuchungen zu motivieren: "Jede:r Versicherte und auch deren Angehörige bekommen heuer 100 Euro, wenn sie eine Krebsvorsorgeuntersuchung durchführen lassen", erklärt der SVS-Obmann. Dadurch wolle man die Anzahl der Krebsvorsorgeuntersuchungen um 30 Prozent steigern (LEADERSNET berichtete).
Zwölf Empfehlungen gegen Krebs
"Prävention bedeutet, dass jede:r Einzelne – ob Frau, Mann oder Kind – aktiv etwas dafür tun kann, um im besten Fall gar nicht erst an Krebs zu erkranken. Zusätzlich ermöglicht uns die Früherkennung bei bestimmten Krebsarten, die Prognose deutlich zu verbessern. Jede:r kann also wesentlich zur eigenen Gesundheit beitragen", meint Paul Sevelda (Präsident, Österreichische Krebshilfe) gegenüber LEADERSNET.tv, und ergänzt: "Laut dem Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung lassen sich durch zwölf einfache Empfehlungen bis zu 50 Prozent aller Krebserkrankungen vermeiden. Dazu zählen unter anderem ein gesundes Körpergewicht, der Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum sowie die regelmäßige Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen." Alle zwölf Empfehlungen finden Sie hier.
Vorsorge als gesellschaftliche Verantwortung
Warum es wichtig ist, dass das Angebot der SVS auch für die Angehörigen der Versicherten gilt, lässt sich am Beispiel von Andrea Pitzschke (Economica Institut für Wirtschaftsforschung) gut veranschaulichen. Wie sie im LEADERSNET.tv-Interview betont, sei Prävention nämlich nicht nur eine persönliche, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung: "Aus volkswirtschaftlicher Perspektive ist es wichtig, dass sowohl ich selbst an der Vorsorge teilnehme, als zum Beispiel auch mein:e Nachbar:in. Denn wenn er bzw. sie erkrankt und ins Spital muss, schlägt sich das in den Gesundheitsausgaben des Staates nieder. Diese Mittel fehlen schließlich im staatlichen Budget – und das trifft am Ende uns alle, unabhängig davon, ob man selbst von Krebs betroffen ist oder nicht."
Wie eine gemeinsame, aktuelle Studie der SVS und dem Wirtschaftsforschungsinstitut Economica zeigt, bewegen sich die volkswirtschaftlichen Belastungen von Krebserkrankungen in Millionenhöhe (LEADERSNET berichtete). Demnach verzeichnete Österreich zuletzt alleine für die vier Krebsarten Darmkrebs, Prostatakrebs, Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs 65.000 Hospitalisierungen pro Jahr mit insgesamt 388.000 Tagen Spitalsaufenthalt. Allein die dadurch entstandenen Kosten lassen sich laut Studie mit 510 Millionen Euro beziffern - hinzu kommen die Medikamentenkosten, die hierzulande schwer kalkulierbar seien. Natürlich könne man durch Prävention nicht jeden einzelnen Fall verhindern, betont Pitzschke – allerdings könne der Verlauf des Krebses durch eine Früherkennung gebremst werden, wodurch sich die Kosten langfristig senken lassen würden.
Unsere Interviewpartner:innen
Neben Peter Lehner (Obmann, SVS), Paul Sevelda (Präsident, Österreichische Krebshilfe) und Andrea Pitzschke (Economica Institut für Wirtschaftsforschung) holte LEADERSNET.tv auch noch Martina Rosenmayr-Khoshideh (Direktorin, SVS), Alexander Biach (Generaldirektor, SVS) und Arne Johannsen (Wirtschaftsjournalist) vor die Kamera.
Eindrücke vom Event finden Sie in unserer Galerie.
www.svs.at
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