Fotos & Video "Peter & Paul" mit Christian Strasser
"Wir dürfen als Europa nicht den Kopf in den Sand stecken"

Im Wirtschaftstalk spricht Christian Strasser (Präsident der IV-Burgenland und Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH) u.a. über die Stärkung des Industriestandorts, die Chancen durch nachhaltige Energieversorgung, aktuelle geopolitische Herausforderungen für exportorientierte Unternehmen sowie das Potenzial von Recyclinglösungen für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft. 

Der neue "Peter & Paul"-Wirtschaftstalk dreht sich dieses Mal rund um das Thema "Stärken, Strategien und Lösungen für den Industriestandort Burgenland". Dazu spricht Paul Leitenmüller (CEO, Opinion Leaders Network) mit Christian Strasser (Präsident der Industriellenvereinigung Burgenland und Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH). Gedreht wurde die aktuelle Folge in der IV-Burgenland-Zentrale in Eisenstadt und somit beim Gast, der dadurch auch zum Gastgeber wurde.

Burgenland als Industriestandort stärken

Christian Strasser fungiert seit Jänner 2025 als Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Burgenland. Sie kooperiert mit nationalen und europäischen Partner:innen, um wirtschaftliche Rahmenbedingungen mitzugestalten und ihre rund 120 Mitglieder bei betrieblichen Anliegen zu unterstützen. Die IV-Burgenland pflegt zudem den Austausch mit Politik, Verwaltung und Bildungseinrichtungen, informiert über relevante Entwicklungen und bietet eine Plattform für Vernetzung und Austausch innerhalb der Industrie. Ziel sei laut dem Präsidenten, den Wirtschaftsstandort Burgenland zu attraktiveren und zu stabilisieren.

Insgesamt vertritt Strasser die Ansicht, dass die Industrie einen wichtigen Beitrag für den Wohlstand des Burgenlandes leistet – immerhin betrage der Wertschöpfungsanteil im industriellen Bereich rund 28 Prozent. "Außerdem werden hier Arbeitsplätze geschaffen, die ganzjährig konstant und stabil vorhanden sind. Solche finden wir vor allem im industriellen Bereich – anders als etwa im Tourismus, wo es saisonale Schwankungen gibt. Das bedeutet aber nicht, dass das eine das andere ersetzen soll – wir brauchen beides", betont Strasser. Leider befinde man sich aktuell aber in einer sehr schwachen Position – Stichwort Rezession –, wobei das Burgenland sowohl im Bundesländervergleich als auch in Europa stets im hinteren Feld mitspiele. "Genau das zu ändern, sehen wir als unsere Aufgabe", meint der IV-Burgenland Präsident.

Chancen durch nachhaltige Energieversorgung

Allerdings müsse man hier laut Strasser realistisch bleiben: "Im Burgenland wird man energieintensive Industrieunternehmen derzeit wohl kaum langfristig ansiedeln und betreiben können. Das könnte sich jedoch ändern, wenn es uns gelingt, eine zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen samt geeigneter Speichertechnologie aufzubauen. In diese Richtung gibt es bereits vielversprechende Bestrebungen, die wir sehr begrüßen. Dann könnten sich künftig auch energieintensivere Betriebe – wie etwa Datencenter oder auch Metall sowie Glas verarbeitende Industrie – bei uns ansiedeln."

In diesem Bereich der nachhaltigen Energieproduktion habe das Burgenland in den vergangenen Jahren zwar schon viel erreicht – der Industriestandort selbst würde aber noch zu wenig davon profitieren. Um das zu ändern, brauche es verstärkte Investitionen in Speichertechnologien, die eine planbare, lokale Nutzung erneuerbarer Energie ermöglichen. Diese Strategie sei laut dem IV-Burgenland Präsidenten langfristig sinnvoller, als ausschließlich auf den Ausbau von Stromnetzen zu setzen.

Stärken erkennen und nutzen

Ein weiteres Thema, das das Burgenland zurzeit beschäftige, seien die aktuellen geopolitischen Spannungen. Gerade die Situation in den USA – und primär Donald Trump –, sorge dabei regelmäßig für Überraschungen, etwa durch Ankündigungen, die bestehenden Märkte und Handelsbeziehungen infrage zu stellen oder gar auszuhebeln, erläutert Strasser. "Auch wenn viele dieser Maßnahmen kurzfristig wieder revidiert werden, führen sie zu massiver Verunsicherung – und Verunsicherung ist nie gut für die Märkte." Das betreffe letztlich auch das Burgenland, wo der Exportanteil bei knapp 60 Prozent liege – davon rund drei Viertel innerhalb Europas, der Rest international. "Wir sind also nicht überdurchschnittlich, aber doch spürbar vom Weltmarkt abhängig. Als einzelnes Bundesland können wir dem wenig entgegensetzen, aber gemeinsam mit unserer Bundesvertretung müssen wir unsere Kräfte bündeln. Und ganz grundsätzlich gilt: Wir dürfen als Europa nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen unsere Stärken erkennen, nutzen und den europäischen Binnenmarkt weiter festigen. Genau das kann in dieser Situation auch eine große Chance sein", so der IV-Burgenland Präsident.

Recycling als große Chance

Große Chancen sehe er auch im Thema Recycling. Bereits seit 2006 ist Strasser nämlich als Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH mit Sitz in Müllendorf tätig, die eine moderne Recyclinganlage für PET-Flaschen betreibt und damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft leistet. Als Gesellschafter beteiligt sind führende Unternehmen der österreichischen Getränkebranche, darunter Coca-Cola, Vöslauer und Rauch.

Strasser kritisiert, dass aktuell viele Produkte – besonders im Konsumgüterbereich – nur für den schnellen Gebrauch und das Wegwerfen konzipiert sind, obwohl die verwendeten Materialien eigentlich für eine viel längere Nutzung geeignet wären. Gerade bei Einwegverpackungen wie Getränkeflaschen fehle oft der nachhaltige Gedanke. Dabei sei es durchaus möglich, Kreisläufe zu schließen – etwa mit PET-Flaschen, die fast ausschließlich aus einem einzigen, gut recycelbaren Material bestehen. Wenn man Verpackungen einfach und sortenrein gestalte, könnten sie effizient gesammelt, recycelt und wiederverwendet werden. In Österreich sei mit dem seit 1993 bestehenden Sammelsystem (z. B. Gelber Sack) dabei bereits eine solide Grundlage geschaffen worden, und die Einführung des Pfandsystems für Flaschen und Dosen sei laut ihm ein konsequenter nächster Schritt, um noch mehr Verpackungen in den Kreislauf zurückzubringen. Vor allem, weil Menschen sorgsamer mit Verpackungen umgehen, wenn sie dadurch einen finanziellen Anreiz haben.

Was Christian Strasser zum Thema "Stärken, Strategien und Lösungen für den Industriestandort Burgenland" noch sagt, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast. Zwischen den Themenblöcken gibt es im Video wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal das Sommerfest der IV-Burgenland.

 

Alle "Peter & Paul"-Folgen zum Nachschauen finden Sie hier.

Fotos vom Dreh sehen Sie in der Galerie.

www.burgenland.iv.at

www.pet2pet.at

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