Falsche Strategien & persönliches Verschulden
Managementfehler bleiben Hauptgrund für Firmenpleiten

Laut einer aktuellen Analyse gehen in Österreich knapp zwei Drittel der Unternehmensinsolvenzen auf das Konto der Führungsetage. Hier nahmen vor allem strategische Fehler zu. Doch auch Gründer:innen unterschätzen häufig die Risiken.

Die Ursachen für Unternehmensinsolvenzen in Österreich haben sich im Jahr 2024 offenbar erneut deutlich im Bereich des Managements verdichtet. Laut einer aktuellen Analyse des KSV1870, deren Ergebnisse am Dienstag (15. Juli) veröffentlicht wurden, waren 63,8 Prozent aller Firmenpleiten im Vorjahr auf operative und strategische Fehler sowie persönliches Verschulden zurückzuführen – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber 2023. Damit geht demnach knapp zwei Drittel der Firmenzusammenbrüche auf Fehlentscheidungen oder mangelnde Kompetenzen der Geschäftsführung zurück.

Insbesondere operative Ursachen machten mit 42,3 Prozent (+ 5,2 Prozentpunkte) den größten Anteil aus. Hier spielten Finanzierungsschwächen, Liquiditätsprobleme sowie Absatzschwierigkeiten die entscheidende Rolle. Wie der KSV1870 in seiner Auswertung von rund 4.000 eröffneten Firmenpleiten des Jahres 2024 festgestellt habe, fehlte es häufig am nötigen Rüstzeug für das Tagesgeschäft. "Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es auf die fachliche Kompetenz im Management an. Insbesondere die Fähigkeit, auf komplexe Problemstellungen zu reagieren, ist gefragt. Das Anforderungsprofil an das Top-Management ist in Zeiten multipler Krisen ohne Zweifel hoch und dem konnten viele nicht entsprechen", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Fehler im "daily business" als Haupttreiber

Die größte Steigerung innerhalb der operativen Ursachen sei mit 13,4 Prozent auf Finanzierungsschwächen entfallen. "Bei vier von zehn Firmenpleiten werden mangelhaft gelöste Aufgaben im 'daily business' zur Hauptursache für den finanziellen Kollaps. Es fehlt das Handwerkszeug", so Götze weiter. Er verweist auf zentrale Schwachstellen wie Absatzprobleme, steigende Kosten, unzureichende Planung und fehlendes Controlling, die in der Folge zu Liquiditätsengpässen führten. Hinzu komme, so der Insolvenzexperte, dass häufig auch das notwendige Kapital fehle, um Projekte zu finanzieren, die für eine erfolgreiche Zukunft essenziell wären.

Strategische Fehler nehmen zu

Ebenfalls als Managementversagen bewertet der KSV1870 strategische Fehlentscheidungen, die im Vorjahr in 11,5 Prozent der Fälle (+ 1,9 Prozentpunkte) zur Insolvenz führten. Am häufigsten sei hier die mangelnde oder verspätete Anpassung an veränderte Marktbedingungen ausschlaggebend gewesen. Das persönliche Verschulden des Managements – etwa durch Vernachlässigung klassischer Geschäftsführungsaufgaben oder strafbare Handlungen – sei mit zehn Prozent (2023: 11,1 Prozent) nahezu konstant geblieben.

Gründungsfehler als zweitgrößter Risikofaktor

Neben dem Management spielt auch die Phase der Unternehmensgründung eine erhebliche Rolle. Gründungsfehler machten demnach im Vorjahr jede fünfte Pleite (20 Prozent) aus. Hier sieht der Kreditschutzverband vor allem fehlendes branchenspezifisches Know-how (10,5 Prozent), unzureichende betriebswirtschaftliche Kenntnisse, fehlende persönliche Eignung (4,9 Prozent) oder zu wenig Eigenkapital (4,6 Prozent) als Hauptursachen. Götze dazu: "Um als Unternehmer erfolgreich zu sein, benötigt es nicht nur entsprechendes Fachwissen hinsichtlich der Unternehmensgründung und -führung, sondern auch detaillierte Expertise über die jeweilige Branche. Beides ist in der Praxis, neben der monetären Grundausstattung, häufig nicht immer ausreichend vorhanden."

Rückgang unbeherrschbarer Umstände

Deutlich rückläufig zeigten sich dagegen "unbeherrschbare Umstände" wie Naturkatastrophen, Pandemien oder Kriegshandlungen. Ihr Anteil als Hauptinsolvenzgrund sei auf 11,2 Prozent gesunken – ein Minus von 7,8 Prozentpunkten gegenüber 2023. Besonders markant sei dabei der Rückgang in der Kategorie "Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Terrorismus, Pandemien" gewesen, die nun nur noch bei 6,4 Prozent liegt. "Die Corona-Krise als Hauptursache für eine Firmenpleite ist bis auf einige wenige Einzelfälle de facto hinfällig und in Summe lediglich eine Randnotiz", erklärt der KSV-Experte.

Gründe für Firmenpleiten 2024

Rekordpleitenjahr

Insgesamt mussten 2024 rund 6.600 Unternehmen Insolvenz anmelden (LEADERSNET berichtete) – ein Ausdruck des herausfordernden Umfelds, das durch eine schwache Auftragslage und hohe Kosten geprägt war, so die Expert:innen. Abschließend lässt sich anhand der Analyse festhalten, dass gerade in schwierigen Zeiten die Kompetenz des Managements über Fortbestand oder Scheitern entscheidet.

www.ksv.at

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