Die Klagen des Handels sind täglich zu hören: Die Menschen kaufen weniger, und wenn, dann möglichst billig. Oft nicht im Geschäft ums Eck, sondern online. Und obwohl die Konsument:innen eigentlich mehr Geld zur Verfügung hätten, geben sie es nicht aus, sondern horten es lieber unter der viel zitierten Matratze. Das ist nicht nur für den stationären Handel und die Gastronomie, sondern letztlich für die gesamte Volkswirtschaft fatal.
Planbarkeit und Optimismus fehlen
Neben der ohnehin hohen steuerlichen Belastung, fehlender Wettbewerbsfähigkeit und komplexen bürokratischen Rahmenbedingungen ist das Konsumverhalten mit einer der Gründe, weshalb Österreichs Wirtschaft derzeit kaum wachsen kann. Warum aber wird weniger konsumiert? Warum wird gespart – ausgerechnet jetzt? Die Antwort ist vielschichtig: Es ist die Angst vor der Inflation, die besonders in Österreich stark spürbar ist. Es ist das fehlende Vertrauen in die wirtschaftliche und politische Planbarkeit – sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Die Maßnahmen der Bundesregierung, ihre Spar- und Belastungspläne, wirken auf viele Menschen nicht nachvollziehbar. Planbarkeit und Optimismus fehlen, die Unsicherheit, was noch alles kommt, ist groß.
Hinzu kommt: Manche Preise, etwa in der Gastronomie, haben sich weit von denen unserer Nachbarländer entfernt. Ausgerechnet Deutschland scheint hier einen besseren Ton getroffen zu haben – zumindest, was die Rückkehr eines wirtschaftlichen Grundvertrauens betrifft.
Und nicht zuletzt mangelt es an finanzieller und wirtschaftlicher Bildung. Vielen Menschen fehlt das grundlegende Verständnis von Märkten, Preisen, Zinsen oder Investitionen. Meine geneigten Leser:innen kennen diese Punkte bereits aus früheren Gastkommentaren...
"Sparsamkeit ist eine Tugend, Geiz eine Todsünde."
Heute möchte ich jedoch auf eine andere Komponente eingehen: Wir als Gesellschaft, und insbesondere der Handel, tragen definitiv eine Mitschuld an der Misere. Der Startschuss fiel im Jahr 2002, als eine große Elektronikkette mit dem Slogan "Geiz ist geil" ein neues Zeitalter einläutete. Viele Marken zogen nach, sogar Branchengrößen wie L'Oréal adaptierten ähnliche Botschaften – etwa für ein Design-Gel: "Geiz. Formen Sie Ihre Instinkte." Damit wurde ein gefährliches Signal gesetzt und seither eine Generation von Geizhälsen großgezogen.
Warum ausgerechnet ich als Schwabe mich daran stoße, könnte Sie wundern, sind wir doch für unsere Sparsamkeit in aller Welt bekannt. Aber: Sparsamkeit und Geiz sind zwei grundverschiedene Dinge. Sparsamkeit bedeutet, mit Ressourcen bewusst umzugehen, auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu achten und dabei auch Wert auf Qualität zu legen. Wer sparsam ist, möchte nicht möglichst wenig ausgeben, sondern möglichst viel für sein Geld bekommen. Wer hingegen geizig ist, vermeidet Ausgaben um jeden Preis – ohne Rücksicht auf Qualität, Wert oder soziale Konsequenzen.
Geiz ist kleinkariert, kurzfristig gedacht und oft ein Zeichen von Misstrauen, auch anderen gegenüber. Deshalb sagt der Volksmund zu Recht: "Sparsamkeit ist eine Tugend, Geiz eine Todsünde." Letzteres sieht auch die Kirche so.
Dass Geiz auch zwischenmenschlich selten zu langfristigem Glück führt, ist leicht erklärt. Erinnern Sie sich an Alan Harper aus der Serie "Two and a Half Men"? Ein notorischer Geizhals, in seinen Beziehungen genauso scheiterten wie mit seinem Finanzgebaren. Der Humor der Serie ist überzeichnet, die Botschaft jedoch klar: Wer ständig spart, wo es menschlich oder wirtschaftlich unangebracht ist, zahlt am Ende drauf.
Der stationäre Handel hat das "Geiz-ist-geil"-Mantra lange Zeit selbst gefördert. Nachhaltigkeit, Qualität, Beratung – das alles wurde der reinen Preiskommunikation untergeordnet und fällt ihm nun buchstäblich auf den Kopf. Gegen die Billig-Onlineanbieter aus Fernost ist kaum noch anzukommen und die Kund:innen verstehen oft nicht mehr, warum lokale Preise höher sind oder steigen – auch nicht, wenn es gerechtfertigt wäre. Die Gastronomie hat sich vielerorts preislich an eine Grenze manövriert, die sowohl für Einheimische als auch Tourist:innen zunehmend unattraktiv wird.
Sparsamkeit ist keine Einschränkung, sondern ein Erfolgsprinzip
Wir müssen deshalb dringend gegensteuern, dazu braucht es aber ein gesellschaftliches Umdenken: Geiz ist eben nicht geil – Sparsamkeit sehr wohl. Nachhaltigkeit, Qualität, Langlebigkeit und sinnvolle Investitionen müssen wieder ins Zentrum gerückt werden. Die Preise müssen angemessen und nicht überzogen sein. Gleichzeitig braucht es mehr Service, bessere Aufklärung und zeitgemäße Rahmenbedingungen wie längere Öffnungszeiten – auch sonntags. Eine breit angelegte, branchenübergreifende Initiative könnte diese Wende einleiten – klar kommuniziert, langfristig angelegt und getragen von Handel, Gastronomie, Medien und Politik.
Und was für Konsument:innen gilt, gilt auch für Unternehmen: Sparsamkeit ist keine Einschränkung, sondern ein Erfolgsprinzip. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zeigt sich, dass der nachhaltige, bewusste Umgang mit Ressourcen langfristig stabiler macht – wirtschaftlich wie kulturell. Bei JTI Austria leben wir diesen Anspruch: Sparsamkeit heißt hier nicht, an der Qualität oder bei den Mitarbeitenden zu sparen, sondern klug zu wirtschaften, in zukunftsfähige Strukturen zu investieren und zugleich effizient zu bleiben. Wer auf kluge Investitionen statt auf kurzfristige Sparreflexe setzt, stärkt nicht nur die eigene Marktposition, sondern auch das Vertrauen in den Standort.
Denn eines ist klar: Ob im privaten oder unternehmerischen Kontext – Geiz mag kurzfristig reizvoll wirken, aber er führt langfristig in die Sackgasse. Sparsamkeit hingegen schafft Wert, im Optimalfall für alle.
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