In einer Stadt wie Wien, die auf viele Jahrhunderte Bestehen zurückblickt, haben Marktplätze eine weitreichende Historie. Das älteste Zentrum des Kleinhandels etwa befand sich auf dem Hohen Markt, wo unter anderem Händler:innen mit venezianischen Glaswaren handelten, Wachsgießer:innen einen Platz fanden und im 14. Jahrhundert auch Landfleischhauer:innen, Bäcker:innen und Obsthändler:innen neben Schuster:innen, Tuchbereiter:innen und Gewandkramer:innen eine Rolle spielten. Der zweitbedeutendste städtische Marktplatz war wiederum Am Graben. Dort ging ab dem 13. Jahrhundert der Kleinverkauf von Mehl über die Bühne und der größere Mehl-, Getreide- und Buttermarkt, der erstmals 1234 erwähnt wurde, war am Neuen Markt platziert. Weitere Lebensmittelmärkte waren unter anderem beim Petersfreithof, am Kohlmarkt, auf der Brandstätte, dem Bauernmarkt und am Salzgries. Zu ihnen gesellten sich schließlich auch Viehmärkte, Markthallen und Gelegenheitsmärkte. Eine Vielzahl an Verkaufsmöglichkeiten also, die die Bedeutung der Wiener Märkte unterstreicht.
Nachdem Marktplätze in den vergangenen Jahrzehnten an Attraktivität eingebüßt hatten, erfreuen sie sich aktuell größerer Beliebtheit denn je. Das geht zumindest aus der vom Marktamt jährlich durchgeführten Evaluierung der Besucher:innen-Zahlen hervor. Wiens Märkte boomen also und im Zuge dessen haben sie sich zum Grätzlzentrum in den Bezirken entwickelt.
Steigerung von fast 20 Prozent
So wurden im Mai 2025 pro Woche 630.555 Menschen gezählt – hochgerechnet auf das Jahr ergibt dies rund 32,8 Millionen Kund:innen auf Wiens Märkten. Das entspricht einer Steigerung von 19,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Als beliebtester Markt kristallisierte sich der Brunnenmarkt in Ottakring heraus, der 123.544 Besucher:innen in der Woche zählt und der eine Frequenzsteigerung von knapp 22 Prozent erzielte. Den zweiten Platz nimmt der vergrößerte Viktor-Adler-Markt in Favoriten ein, mit knapp 86.248 Besucher:innen, gefolgt vom Naschmarkt, den etwa 80.497 Menschen passierten. Den stärksten Zuwachs verzeichnete wiederum der vergrößerte Kutschkermarkt mit einer Steigerung von 48 Prozent. Dahinter rangieren sich der Naschmarkt (+ 30 %), der Viktor-Adler-Markt (+42 %) und der Schlingermarkt in Floridsdorf (+22 %).
Stadträtin Ulli Sima, die seit 2015 für die Wiener Märkte zuständig war, betont, dass mit der Novellierung der Marktordnung im Jahr 2018 eine Trendwende eingeleitet wurde, bei der Kernöffnungszeiten und klare Quoten für den Lebensmittelhandel ein aktiver Beitrag gewesen seien. Die Öffnungszeiten wurden auf 21 Uhr erweitert und die Gastro ist auch sonntags geöffnet. "Die Wiener:innen lieben ihre Märkte und schätzen das frische Angebot. Unsere gemeinsamen Anstrengungen der letzten Jahre zur weiteren Steigerung der Qualität auf den Märkten haben sich gelohnt", zeigt sich Sima erfreut. "Die aktuellen Besucherzahlen zeigen, dass wir mit den Maßnahmen richtig liegen. Ich bedanke mich bei den Mitarbeiter:innen des Marktamts herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz."
NEOS in der Verantwortung
Mit der neuen Regierungsbildung 2025 sind die Zuständigkeiten nun an die NEOS übertragen worden. "Die Entwicklung der Wiener Märkte ist eine echte Erfolgsgeschichte und als Fortschrittskoalition haben wir viele wichtige Schritte gemeinsam gesetzt: Wir haben die Gebühren für Schanigärten halbiert, die verpflichtende Nachtlagerung abgeschafft und die Sonntagsöffnung ermöglicht", erklärt Markus Ornig, NEOS Wien Marktsprecher.
So seien aus fünf Märkten auf Probe fixe Wochenmärkte hervorgegangen und aus der "Langen Nacht der Wiener Märkte" sei ein beliebtes jährliches Event geworden. "Unsere Märkte sind heute lebendige Grätzlzentren, die Kulinarik, Nahversorgung und Gemeinschaft verbinden. Ich danke Ulli Sima, mit der wir in den letzten Jahren viele dieser Weichenstellungen gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Als Aufschwungkoalition werden wir diesen Weg fortsetzen und mit frischen Ideen weiter für Aufschwung auf Wiens Märkten sorgen", so Orning weiter.
Zum Erfolg beitragende Maßnahmen
Begründet werden die starken Zuwächse auf den Märkten unter anderem mit den Verbesserungen der Infrastruktur in den vergangenen Jahren. Am Brunnenmarkt und Yppenplatz wurden zudem neue Bäume gepflanzt und in Floridsdorf entsteht gerade ein klimafittes Vorzeigeprojekt am Schlingermarkt, dessen Neugestaltung der Oberflächen, die Errichtung von Grünoasen und die Konstruktion der schattenspendenden Nexorade bis Ende August fertiggestellt sein sollen – ein weiterer Meilenstein, der zur Attraktivierung des Marktes beiträgt, heißt es.
Auch der Kutschkermarkt hat ein Update bekommen und wurde über die neugestaltete Schulgasse hinaus um weitere vier fixe Stände vergrößert. Am ebenfalls ausgebauten Bauernmarkt gibt außerdem neue Bäume und neue Sitzmöglichkeiten. Zu guter Letzt bekam der Viktor-Adler-Markt zusätzliche mobile Stände, und auf dem Naschmarkt haben die Kund:innen mehr Auswahl an Obst- und Gemüseständen.
Aufwertung der Märkte
Darüber hinaus wird am Naschmarkt aktuell ein neuer "Marktraum" geschaffen, sodass regionalen und lokalen Produzent:innen bei der Kettenbrückengasse ein neuer Hotspot zur Verfügung gestellt wird (LEADERSNET berichtete). Ziel dieser Maßnahmen sei es, ein gänzlich neues Markterlebnis mit innovativen Impulsen zu schaffen, bei dem der beliebte Bauernmarkt erhalten bleibt und der Vorplatz zum neuen Marktraum in die Neugestaltung integriert wird. Zugleich werde die Nahversorgungsfunktion und die Vielfalt der Märkte gestärkt. So wurden etwa ein Verbot von Souvenirshops und eine "Anti-Wasabi-Nuss"-Regelung beschlossen, deren Übergangsfrist Anfang 2028 endet. Doch damit nicht genug: auch weitere Märkte sollen umgestaltet werden – beispielsweise der Volkertmarkt im zweiten Bezirk. Man beabsichtige, weitere Begrünungs- und Beschattungsoffensiven umzusetzen.
Zur Aufwertung der Märkte trägt aber auch die Vielzahl an Events bei – wie die "Lange Nacht der Wiener Märkte", die heuer am 29. August bereits zum vierten Mal stattfindet und die im vergangenen Jahr mit rund 200.000 Gästen einen Besucher:innen-Rekord aufstellte (LEADERSNET berichtete). Aber auch Halloween und das Familienfest am Schlingermarkt sowie die Sommermärktekinos zählen zu den Veranstaltungsklassikern der Wiener Märkte. "Das Marktamt lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen, um auf unsere tollen Märkte aufmerksam zu machen", so Andreas Kutheil, Marktsamtdirektor. "Mit den spannenden Events und dem fantastischen Angebot bauen wir den Kundenstamm sukzessive weiter aus. Frischeste Lebensmittel gemeinsam mit einem tollen Kulturangebot bilden ein harmonisches Duo."
Ausbau des gastronomischen Angebots und Märkte auf Probe
Als ein Meilenstein zur Attraktivierung der Märkte und infolgedessen der jeweiligen Grätzl werden die Sonn- und Feiertagsöffnungszeiten gesehen, die es Besucher:innen ermöglichen, selbst an diesen Tagen das gastronomische Angebot wahrzunehmen.
Zum zeigte sich, dass die in den vergangenen Jahren als Märkte auf Probe in der Bevölkerung getesteten Wochenmärkte erfolgreich von den Wiener:innen angenommen wurden. So konnten sie der Marktordnung unterstellt und zu regelmäßigen Wochenmärkten umgewandelt werden – dazu zählen jene neben dem Neubaumarkt im siebenten Bezirk, der Matznermarkt im 14. Bezirk, der Alszeilenmarkt im 17. Bezirk und der Servitenmarkt am Alsergrund. Auch der Mazzuccomarkt in der Seestadt Aspern wurde mit der letzten Novellierung der Wiener Marktordnung ein fixer Bestandteil der Wiener Wochenmärkte.
Neuer Service
Zu den Neuerungen zählt aber auch der seit letztem Jahr angebotene neue Service für Standler:innen, mithilfe dessen Interessierte noch einfacher einen Marktstand reservieren können. Die neue Software namens "MAVIS" ermöglicht es nämlich, die gesamte Administration benutzerfreundlich online von Zuhause aus zu erledigen.
www.wien.gv.at
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