Interview mit Alf Netek
"Auf der Expo werden heimische Produkte einem Weltpublikum präsentiert"

Im LEADERSNET-Interview erklärt Alf Netek, Projektleiter der Expo 2025 Österreich in Osaka, wieso die Weltausstellung gerade in Zeiten des Zollkonflikts äußerst wertvoll ist, welche heimischen Unternehmen sich im Österreich-Pavillon präsentieren, was es mit dem Motto "Composing the Future" auf sich hat, wie wichtig Japan für uns als Exportland ist und welche Innovationen auf Besucher:innen am "Austro-Stand" warten.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Netek, die Expo 2025 ist inmitten eines Zollkonflikts – ausgelöst von US-Präsident Donald Trump – gestartet, bei dem sich zuletzt zwar eine leichte Entspannung abgezeichnet hat, der aber trotzdem für große Verunsicherung in der Weltwirtschaft sorgt. Wie stark macht sich das bei den Teilnehmer:innen der Weltausstellung bemerkbar?

Alf Netek: Weltausstellungen sind Orte des globalen Dialogs, der Zukunftsvisionen und der gemeinsamen Problemlösung. Im gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Umfeld können sie Impulse für Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis setzen. Die Expo 2025 präsentiert Innovationen, Kulturen und Visionen – nicht im Wettbewerb, sondern im Austausch – was besonders zur aktuellen Zeit sehr wertvoll ist.

LEADERSNET: Wie viele heimische Unternehmen sind im Österreich-Pavillon vertreten und was erhoffen sich diese vom Auftritt?

Netek: Wir haben eine Vielzahl an Kooperationspartnern, die bei der Gestaltung, Ausstattung und Umsetzung unseres Pavillons sowie dessen Betrieb und seiner Bewerbung beteiligt sind – insgesamt sind das über 40 Unternehmen und Institutionen. Darunter sind Traditionsbetriebe wie Bösendorfer, Lobmeyr, Wittmann Möbeldesign oder die Porzellanmanufaktur Augarten, innovative Start-ups, aber auch Kulturinstitutionen wie die Universität Mozarteum, die Wiener Staatsoper oder die Schönbrunn Group. Natürlich sind bekannte österreichische Marken aus dem Gastro-Bereich im Pavillon vertreten: von Julius Meinl, Recheis, Sonnentor und PEZ bis zu Riedel Gläsern sowie namhaften Weingütern wie Lenz Moser oder Bründlmayer.

Durch die Beteiligung an der Weltausstellung werden heimische Produkte einem Weltpublikum präsentiert und österreichische Unternehmen haben die Möglichkeit, wertvolle Kontakte und langfristige Partnerschaften zu knüpfen. Die EXPO ist eine einzigartige Bühne und der österreichische Pavillon ein starker Rahmen für eine gelungene Präsenz.

LEADERSNET: Das österreichische Motto in Osaka lautet "Composing the Future". Wieso hat man sich dafür entschieden und wie wird das umgesetzt?

Netek: Österreich ist in Japan schon seit dem Beginn der bilateralen Beziehungen für klassische Musik bekannt – und auch heute dafür sehr beliebt. Was für uns vielleicht stereotypisch wirken mag, hat bei den Japaner:innen eine enorme Anziehungskraft, die wir für uns nutzen wollten – und man darf nicht vergessen, dass fast 90 Prozent unserer Besucher:innen aus Japan kommen. Musik ist ein verbindendes Element der Szenografie und verknüpft Tradition und Innovation.

LEADERSNET: Die Expo selbst firmiert unter dem Thema "Designing Future Society for Our Lives". Welche Ideen und Lösungen zur Gestaltung einer prosperierenden Zukunft unserer Gesellschaft kann Österreich hier vermitteln?

Netek: Wir präsentieren im Rahmen unserer Ausstellung das "Innovation Lab Austria", das sind 90 innovative und zukunftsweisende Projekte, Start-ups und Unternehmen aus zehn Themenbereichen – von Green Tech über Gesundheit, Biowissenschaften und Halbleiter & Smart Factory bis hin zur Kreativwirtschaft. Sie spiegeln Österreichs Innovationskraft, Kreativität und Lösungsorientierung wider und sind Kern unseres Beitrags zum Motto der Weltausstellung. Dazu zählen wirklich erstaunliche Ideen und Entwicklungen: Etwa ein schwimmendes Solarsystem für die Stromgenerierung auf Wasseroberflächen, nachhaltige Holzmodulbauten, die wie Baukästen flexibel gestalteten Wohnraum schaffen, elektrisch betriebene eCopter für individuellen Flugverkehr im urbanen Raum, KI-basierter Blutdiagnostik zur Erkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und vieles mehr.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt Japan eigentlich für Österreichs Exportwirtschaft?

Netek: Japan ist nach China unser zweitwichtigster Handelspartner in Asien, im vergangenen Jahr betrug unser Exportvolumen 1,58 Milliarden Euro. Die wichtigsten Warenbereiche für österreichische Exporte nach Japan sind Maschinenbauprodukte, hier vor allem Pkw, aber zunehmend auch Anlagen für die japanische Halbleiterindustrie. Aber auch Holz, elektrische und mechanische Geräte, Metallwaren, Chemikalien oder Lebensmittel sind relevante Warengruppen.

LEADERSNET: Japan ist ein Land, bei dem Tradition und Innovation äußerst ausgeprägt aufeinandertreffen. Können sich die heimischen Unternehmen davon etwas abschauen?

Netek: Stimmt, manches in der japanischen Kultur ist durchaus ein Vorbild. Aber auch in Österreich wird die Verbindung von traditionellem Know-how und technologischer Leistung zum Teil schon gelebt. Die Unternehmen in unserem Innovation Lab wie Andritz, AVL List, KEBA oder backbone.one – um nur ein paar zu nennen – stehen exemplarisch für diese Haltung und wurden gezielt von unserer Fachjury danach ausgewählt. Von Japan können wir dennoch lernen, wie klar und selbstverständlich diese Verbindung gelebt wird – etwa in der konsequenten Integration neuer Technologien in bestehende Strukturen und im Denken über Generationen hinweg.

LEADERSNET: Die Weltausstellung läuft bis zum 13. Oktober 2025. Was muss in den kommenden Monaten im Österreich-Pavillon passieren, damit Sie am Ende ein positives Fazit ziehen können?

Netek: Damit wir am Ende ein positives Fazit ziehen können, soll der Österreich-Pavillon über diese sechs Monate hinweg als Ort der Inspiration, des Dialogs und der Begegnung wirken. Wichtig ist, dass wir die Vielfalt und Leistungsfähigkeit unseres Landes sichtbar machen, nachhaltige Eindrücke hinterlassen und neue Impulse für Kooperationen setzen – sei es in Wirtschaft, Forschung oder Kultur. Wenn es uns gelingt, Menschen für Österreich zu begeistern und bestehende Verbindungen zu stärken sowie neue Verbindungen zu schaffen, dann war unser Auftritt ein Erfolg.

Fotos von der Eröffnung des Österreich-Pavillons in Osaka sehen Sie in der Galerie.

www.expoaustria.at

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