Editorial des Herausgebers

Leben im Zeitalter des Zoll-Wahnsinns

Erst gestern hat Trump neue US-Zölle für Handelspartner weltweit angekündigt. Unter anderem kündigte er Zölle in Höhe von 20 Prozent auf Importe aus der EU an.

Man reibt sich die Augen angesichts der destruktiven Energie, mit der der US-Präsident ohne Not die bestehende Ordnung zerschlägt. Der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen erscheint im direkten Vergleich zu Trump wie ein filigraner Feinmechaniker. Die Rechnung werden wir alle, aber vor allem die amerikanischen Konsument:innen bezahlen müssen.

Politisches Augenmaß und Zusammenarbeit wären eigentlich das Gebot der Stunde. Stattdessen regieren Destruktivität und Unberechenbarkeit. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die protektionistische Zerstörungswut von rechtspopulistischen Regierungschefs ist eine gefährliche Sackgasse. Trotzdem bekommt Trump Applaus – unter anderem aus Österreich. Für die FPÖ ist Trump eine Lichtgestalt. Mehr muss man nicht wissen. Auch ein ehemaliger österreichischer Bundeskanzler tritt seit einiger Zeit als Mini-Tech-Bro und glühender Trump-Anhänger auf. Der gescheiterte Ex-Kanzler zeigt damit, wie viel er von Wirtschaft versteht. Man muss es aber positiv sehen: Hauptsache, er sitzt nicht mehr im Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz.

Bleibt zu hoffen, dass das amerikanische Wahlvolk bis zu den Midterms-Wahlen in zwei Jahren aufwacht. Auch die Demokratische Partei könnte den Panic Room langsam wieder verlassen. Bis es so weit ist, muss Europa versuchen, den Sturm zu überstehen. Und wer weiß? Vielleicht bietet die aktuelle Krise auch eine Chance. Europa muss sich endlich finden. Wann, wenn nicht jetzt? Der Hut brennt lichterloh.