Weltwirtschaft drückt auf Nachfrage
Bei Weinexporten ist das Glas halb leer

| Wolfgang Zechner 
| 24.03.2025

Nach acht Jahren Wachstum verzeichneten Österreichs Weinexporte im Vorjahr erstmals ein Minus. Durch die global schwierige Marktlage sank der Ausfuhrwert um sechs Prozent auf 233,3 Millionen Euro. Die Ausfuhrmenge gab um 1,7 Prozent auf 64,2 Millionen Liter nach.

Bereits Ende 2024 hatte sich abgezeichnet, dass Österreichs Weinexporte erstmals nach langer Zeit wieder einen Dämpfer erleiden werden. Nun liegen die offiziellen Zahlen der Statistik Austria vor: Insgesamt exportierte Österreich letztes Jahr 64,2 Millionen Liter Wein im Wert von 233,3 Mio. Euro. Die Exportmenge sank damit im Jahresvergleich um 1,7 Prozent, der Exportwert um sechs Prozent. Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM), erklärt: "2023 haben unsere Weinexporte mit 248 Mio. Euro an der Viertelmilliarde gekratzt. Hauptverantwortlich dafür waren einmalig hohe Flaschenwein-Exporte in unseren wichtigsten Exportmarkt Deutschland. Nachdem letztes Jahr wieder mehr günstiger Wein im Tank nach Deutschland verkauft wurde, haben wir bald bemerkt, dass wir den außergewöhnlich hohen Exportwert von 2023 nicht halten werden können. Dafür ist auch die gesamte globale Wirtschaftslage aktuell zu volatil."

© Österreich Wein Marketing

Deutschland brach ein

Konkret fiel der Exportwert in Deutschland durch den höheren Anteil preiswerter Tankweine um 13,6 Prozent auf 98,8 Millionen Euro. Er liegt aber weiterhin über dem Niveau von 2022 (94,5 Millionen Euro). Auch die exportierte Menge sank 2024 leicht um 4,4 Prozent. Dennoch bleibt Deutschland mit großem Abstand der wichtigste Exportmarkt für Österreich: 60,2 Prozent aller exportierten Weine gehen in die Bundesrepublik und generieren 42,3 Prozent des gesamten Exportwerts.

USA überholen Schweiz

Die Schweiz, 2023 noch an zweiter Stelle, verzeichnete 2024 schmerzhafte Verluste. Die exportierte Menge sank um ein Drittel (33,1 Prozent), der Exportwert um 18,2 Prozent. Generell importierte die Schweiz 2024 weniger ausländische Weine. Zudem schlug sich in dem traditionell wichtigen Rotweinmarkt die geringere Nachfrage nach Rotwein besonders stark auf die österreichische Gesamtbilanz nieder.

Den zweiten Platz der Schweiz übernahmen 2024 mit 8,5 Prozent Anteil am Gesamtexportwert die USA. Nach einem Minus 2023 stieg die Exportmenge in die Vereinigten Staaten im letzten Jahr wieder um 6,5 Prozent, der Exportwert um 6,2 Prozent. "Die Entwicklung in den USA, dem größten Weinimporteur der Welt, freut uns natürlich. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, welche Rahmenbedingungen die Trump-Administration für den Weinhandel mit Europa schaffen wird", bleibt Yorke vorsichtig.

Schwierige Rahmenbedingungen

Zur weiteren Entwicklung der Exporte, die für das Weinland Österreich von entscheidender Bedeutung sind, erläutert Yorke: "Alle Weinländer haben aktuell mit großen Herausforderungen zu kämpfen: stark gestiegene Kosten, eine geringere Konsumbereitschaft und ein geändertes Trinkverhalten der Verbraucher:innen global sind nur einige davon. Zudem ist die gesamtwirtschaftliche Lage aktuell sehr volatil und erschwert es, langfristige Absatzstrategien zu entwickeln. Im Export sind wir als ÖWM daher mehr denn je gefordert, treffsichere Maßnahmen zu entwickeln, die den größtmöglichen Effekt pro Markt bewirken. Das kann die Teilnahme an Fachmessen ebenso sein wie maßgeschneiderte Gastronomie- oder Consumer-Kampagnen."

Kleinste Erntemenge seit 14 Jahren

Eine rasche Erholung der Weinexporte ist dennoch nicht in Sicht. 2024 mussten sich Österreichs Winzer:innen mit der kleinsten Erntemenge seit 14 Jahren begnügen. Das sind keine guten Vorzeichen für die Exportwicklung 2025, erklärt Yorke: "Ein Minus beim Exportwert hatten wir zuletzt 2015. Verantwortlich damals: die kleine Erntemenge 2014. Der Blick in die Geschichte zeigt uns aber auch, dass der österreichische Wein langfristig eine Erfolgsgeschichte ist. Seit 2015 ist der Exportwert um satte 90 Mio. Euro gestiegen, also um mehr als 60 Prozent. Dass diese Erfolgsgeschichte möglichst rasch weitergeschrieben wird, daran werden wir in der ÖWM mit aller Kraft arbeiten."

www.oesterreichwein.at

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