Wiens Hotellerie verzeichnete 2024 ein Rekordjahr: Knapp 18,9 Millionen Nächtigungen wurden gezählt, und damit so viele wie noch nie. Und auch die Nächtigungsumsätze erreichten neue Höchstwerte. Diese Zahlen seien als Bestätigung für die getroffenen Maßnahmen nach der Pandemie zu betrachten, erklärt Bürgermeister Michael Ludwig in einer Aussendung. "Jeder neunte Job in Wien ist der Tourismusbranche zuzurechnen und wir werden dafür sorgen, dass dies auch weiterhin so bleibt." Dennoch gäbe es "Potenzial auf weiteres Wachstum", merkt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, an.
Kongresstourismus muss "open minded" bleiben
Damit "noch mehr geht", ohne zugleich Gefahr zu laufen, dass es zu Overtourism kommt, brauche es allerdings einige Weichenstellungen, fordert der WKW-Präsident in einer Aussendung. "Klar ist, Wien muss weiterhin auf Qualitätstourismus setzen", betont er und weist dabei vor allem auf den Kongressbereich hin, da sich Wien mit mehr als 6.000 Kongressen im Jahr mit mehr als 600.000 Teilnehmer:innen zu einer der führenden Kongressmetropolen der Welt entwickelt hat. Diese Gäste seien vor allem deswegen essenziell für die heimische Wirtschaft, da sie pro Nacht die höchsten Umsätze, nämlich mehr als 500 Euro, lukrieren. "Wichtig ist dabei auch unser guter Ruf. Vor allem mit Blick auf den Kongresstourismus müssen wir open minded bleiben. Wien gilt als weltoffene Stadt. Und nur in ein solches Umfeld reisen vor allem die anspruchsvollen Kongressgäste", so Ruck.
Dem stimmt auch Bürgermeister Ludwig zu und betont: "Die Menschen kommen zu uns, weil wir eine weltoffene, soziale und lebenswerte Stadt sind", erläutert Ludwig. "Dieses internationale Wien des Miteinanders werden wir uns nicht zerstören lassen."
Neue Eventlocations gefordert
Zusätzlich zu den Kongressen müsse man auch verstärkten Fokus auf den Eventtourismus legen. Um mehr große Veranstaltungen und damit auch weitere Gäste nach Wien bringen zu können, bedarf es allerdings neuer Locations. Aktuell verfügt Wien über rund 180 buchbare Locations mit einem Fassungsvermögen von mehr als 400 Personen. Das reiche allerdings nicht aus, höre man laut Ruck immer wieder von Veranstaltern und Agenturen. "Wir brauchen die neue Multifunktionshalle, genauso aber auch noch mehrere Angebote für bis zu 1.000 Besucher. Dabei gäbe es aber genügend passende Locations und Räumlichkeiten, die aber nicht genutzt werden, weil es einerseits aufgrund behördlicher Restriktionen zu aufwendig ist und andererseits dadurch auch andere Nutzungen – wie etwa als Supermarkt – lukrativer sind", fordert er ein Umdenken bei Genehmigungen. Man müsse flexibler und auch schneller werden, da die Vorlaufzeiten für Event-Anmeldungen derzeit zu lange dauern würden.
Umdenken bei Großevents
Und auch hinsichtlich Großevents bedürfe es neuen Regelungen – allen voran im Wiener Ernst-Happel-Stadion, wo aktuell nur zehn Konzerte pro Jahr stattfinden dürfen. "Die Weltstars kommen heute nicht nur für einen Abend, sondern für drei oder vier Konzerte hintereinander. Bei den derzeitigen Regelungen gehen sich also pro Jahr nur zwei, vielleicht drei Konzertserien aus", gibt der WKW-Präsident zu bedenken und fordert eine Verdoppelung der erlaubten Events, um Wien für Großveranstaltungen wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Damit dann auch noch die großen Künstler:innen kommen, brauche es, wie in anderen Städten bereits erfolgreich eingeführt, ein entsprechendes Eventboard, meint Ruck. Diese Anmerkung stößt beim Bürgermeister auf Zuspruch: "Die Idee der Etablierung eines Vienna Eventboards ist durchaus begrüßenswert", so Ludwig. Ein solches, institutionenübergreifendes Gremium könnte noch mehr internationale Top-Events nach Wien holen und die Donaumetropole als führende Veranstaltungshauptstadt Europas etablieren. "Mit der Vienna Film Commission, und ebenso mit der Vienna Club Commission, haben wir ähnlich strukturierte Plattformen geschaffen, die ihre jeweiligen Zielgruppen servicieren." Die Erkenntnisse aus diesen beiden Erfolgsmodellen könnten gezielt in die Entwicklung eines Vienna Eventboards einfließen.
www.wko.at/wien
www.wien.gv.at
Kommentar veröffentlichen