"Vor uns liegen nur noch willhaben, der ORF sowie die Kronen Zeitung"

| Tobias Seifried 
| 26.03.2023

Im LEADERSNET-Interview spricht Ligaportal-Chef Thomas Arnitz u.a. über den Aufstieg zur Nr. 1 der Branche, den Einfluss des Mehrheitseigentümers Styria sowie die Herausforderung, die App zu Spitzenzeiten am Laufen zu halten. Zudem verrät er, wie hoch sein Anteil an dem Portal noch ist und wie es sich finanziert.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Arnitz, Ligaportal.at hat im Oktober 2022 erstmals die Schallmauer von über zehn Millionen Visits (Besuche) durchbrochen. Haben Sie in der Anfangszeit damit gerechnet, dass die Plattform jemals so erfolgreich werden kann, oder hat das selbst Ihre optimistischsten Prognosen übertroffen?

Arnitz: Die Idee, ein Internetportal für den Amateurfußball ins Leben zu rufen, entstand im Juni 2007 während meines Wirtschaftsinformatik-Studiums an der Johannes Kepler Universität Linz. Nachdem ich zu dieser Zeit selbst in der Regionalliga Mitte kickte, wollte ich zunächst primär eine Plattform schaffen, die sich ausschließlich mit dem oberösterreichischen Fußball-Unterhaus beschäftigt. Wir merkten allerdings relativ rasch, dass der Zuspruch der Community nach dem Launch im August 2007 groß war, weshalb wir in den Folgejahren – mit der Unterstützung der Styria Media Group AG – den Roll-out auf die anderen Bundesländer zügig vollziehen konnten. Zu Beginn hatten wir ca. 50.000 Visits pro Monat auf der Plattform, im Oktober 2022 waren es knapp elf Millionen. Darüber hinaus konnte die offizielle Statistik der ÖWA über 70 Millionen Seitenaufrufe und 1,65 Millionen Unique Clients verzeichnen. Solche Zahlen darf man sich als Gründer einer Internet-Plattform zwar erhoffen, sie dann aber auch einmal zu erreichen, ist das Ergebnis harter Arbeit vieler Menschen.

LEADERSNET:  Was waren eigentlich die ausschlaggebenden Punkte, die Sie zur Gründung von Ligaportal.at bewegt haben? Ähnliche Angebote gab es ja bereits.

Arnitz: Das ist so nicht ganz korrekt. 2007 gab es noch keine Internetseite, auf der regelmäßig redaktionelle Inhalte zum Fußball-Unterhaus veröffentlicht wurden. Zu dieser Zeit waren die hunderttausenden Spieler, Trainer, Funktionäre und Fans froh, wenn sie am Montag in der Kronen Zeitung oder am Mittwoch in den regionalen Gratis-Zeitungen wie Bezirksrundschau oder TIPS über Ergebnisse und Tabellen der jeweiligen Klassen informiert wurden. Früher mussten die Funktionäre nach dem eigenen Spiel bei allen anderen Vereinen anrufen, um die aktuellen Ergebnisse in Erfahrung zu bringen. Das war zeitaufwendig und mühsam. Wir waren 2007 europaweit die Allerersten, die sich intensiv mit dem Thema "Redaktionelle Berichterstattung über den Amateurfußball im Internet" befasst haben. Live-Ticker oder Live-Videos von Unterhaus-Spielen gab es zu dieser Zeit nirgendwo anders. Und wenn wir nun auf die vergangenen 16 Jahre zurückblicken, darf man mit Stolz behaupten, dass wir die Berichterstattung im Amateurfußball grundlegend verändert und somit revolutioniert haben.

LEADERSNET:  Worin sehen Sie bei Ihrer Plattform die Alleinstellungsmerkmale und die größten Vorteile gegenüber den Mitbewerber:innen?

Arnitz: ligaportal.at berichtet über sämtliche 2.200 Fußballvereine von der österreichischen Bundesliga bis zur untersten Klasse (Männer, Frauen, Reserve und Nachwuchs). Auch alle internationalen Top-Ligen (Deutsche Bundesliga, Premier League, Serie A, Primera Division, Champions League, etc.) hat unser Sportportal im Portfolio. Pro Wochenende finden österreichweit knapp 1.200 Kampfmannschaftsspiele statt. Ein Großteil dieser Spiele wird von Ehrenamtlichen wie Funktionären, Stadionsprechern sowie Zusehern getickert. Im Ligaportal Live-Ticker-Center (ticker.ligaportal.at) sind aktuell über 300.000 User registriert, wovon ca. 10.000 als Live-Ticker-Reporter aktiv sind. Das bedeutet, dass diese Personen via Ligaportal-App live – direkt vom Spielfeldrand oder aus einem Stadion – über das Spiel berichten (Tore, Chancen, Wechsel, Karten, etc.). Zusätzlich publizieren wir über 80.000 eigene Artikel pro Jahr.

Ligaportal AppDie Ligaportal-App bleibt auf Erfolgskurs © Ligaportal

LEADERSNET: Wie viele Mitarbeiter:innen beschäftigen Sie direkt und wie schaffen Sie es, die tausenden Live-Ticker-Reporter:innen zu rekrutieren?

Arnitz: Ligaportal verfügt aktuell über ca. 100 eigene Mitarbeiter:innen (Fixangestellte und Freelancer) und wie erwähnt über 10.000 aktive Live-Ticker-Reporter. Zentrales Element ist ein Incentive-Modell, das wir bereits vor langer Zeit entwickelt haben. Je mehr Bonuspunkte ein User sammelt, desto höher ist sein Ansehen bei den Fans; wir unterscheiden hier Anfänger-Reporter vs. Profi-Reporter. Jene User, die regelmäßig tickern, haben laufend die Möglichkeit auf den Gewinn toller Preise. Pro getickertem Spiel gibt es maximal 50 Bonuspunkte. Heute gibt es User, die sich im Laufe der Zeit bereits mehr als 250.000 (!) Punkte erarbeitet haben. Das ist schon überragend und zeigt den enormen Stellenwert des Fußballs in Österreich.

LEADERSNET: Wie wird sichergestellt, dass die Informationen von den Live-Ticker-Reporter:innen korrekt sind? Gibt es eine spezielle Kontrolle, oder setzt Ligaportal.at diesbezüglich vor allem auf Vertrauen?

Arnitz: Zum einen verfügen wir über ein gut funktionierendes Meldesystem, auf dessen Basis Fehler rasch erkannt werden, zum anderen kontrollieren mehrere Administratoren täglich die Live-Ticker und sorgen für Ordnung und exzellente Informationsqualität.

LEADERSNET: Ligaportal.at gehört mehrheitlich zur Styria Media Group. Wie läuft die Zusammenarbeit und haben Sie bei den Entscheidungen weitestgehend freie Hand?

Arnitz: Die Styria Media Group ist ein großartiger Partner, der uns seit 2010 unterstützt. Ohne ihr stünde die Plattform mit Sicherheit nicht dort, wo sie jetzt steht. Dementsprechend sind wir auch sehr dankbar für die großartige Unterstützung in den vergangenen 13 Jahren. Und ja, ich habe als Geschäftsführer weitestgehend freie Hand und verfüge mit Alfred Brunner, den die Styria als sogenannten "kontrollierenden Geschäftsführer" installiert hat, einen sehr kompetenten und erfahrenen Partner, mit dem ich mich jederzeit austauschen kann.

LEADERSNET: Wäre der doch sehr aufwendige und ressourcenintensive Betrieb ohne einen starken Partner im Hintergrund in der aktuellen Form eigentlich zu stemmen?

Arnitz: Durch den Verkauf von 30 Prozent an die Kleine Zeitung / Styria AG im Jahr 2010 erhielten wir ein sehr gutes Investment, mit dessen Hilfe es uns gelang, den Roll-out auf ganz Österreich zu vollziehen. 2015 erhöhte die Styria dann auf 74,9 Prozent, seither sind mein Kollege Michael Lattner (IT-Chef, 6,9 Prozent) und ich (18,2 Prozent) noch beteiligt – wir halten somit nach wie vor eine Sperrminorität. Selbstverständlich gab es in den vielen Jahren immer wieder Herausforderungen, die ohne einen derartigen Partner kaum alleine zu lösen gewesen wären. Der Aufbau war doch kapitalintensiv, der laufende Betrieb ist es natürlich auch. Es freut mich als Gründer sehr, dass Ligaportal seit vielen Jahren ein profitables Digital-Unternehmen ist, das sich nach wie vor und somit seit fast 16 Jahren über ein starkes User-Wachstum freuen darf. Das ist keine Selbstverständlichkeit im oftmals schnelllebigen Internet-Business.

LEADERSNET: Vor welchen Herausforderungen steht das Ligaportal tagtäglich?

Arnitz: Eine Herausforderung ist es, die Stabilität des Gesamtsystems am Wochenende zu gewährleisten. Während den Spielen sind wir enormen Spitzen an Zugriffen ausgesetzt, die es zu bewältigen gilt. Wir haben hier aber natürlich technisch vorgesorgt, IT-Chef Michael Lattner und sein Team leisten tagtäglich exzellente Arbeit. Am Samstag- und Sonntagnachmittag hatten wir zuletzt teilweise bis zu 50.000 User zeitgleich online. Die Ligaportal-App ist laut der offiziellen ÖWA-Statistik seit geraumer Zeit die viertgrößte österreichische App – vor uns liegen (in den Fußballmonaten März bis November) nur willhaben, ORF sowie die Kronen Zeitung. Unsere App wird zudem in Österreich bald die 1-Million-Marke bei den Downloads knacken.

Ligaportal LattnerMichael Lattner © foto.media

LEADERSNET: Wie verdient ligaportal.at sein Geld?

Arnitz: Ein Großteil der Einnahmen wird durch Werbung generiert. Der wesentliche Vorteil von Ligaportal ist, dass wir die Kampagnen nicht nur österreich- oder bundeslandweit, sondern auf Liga- und sogar Ortsebene ausspielen können. Das macht das Werben für Unternehmen besonders wirksam und somit interessant, unsere Kunden haben kaum Streuverluste. Darüber hinaus haben wir mit dem Ligaportal-Webshop, dem Verkauf von Fußballreisen sowie der Ligaportal-Modekollektion einige zusätzliche Monetarisierungskanäle.

www.ligaportal.at

www.ligaportal.at/fussball-app

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