Austrian Power Grid fordert Tempo beim Ausbau des Stromnetzes

In den ersten drei Monaten 2022 musste rund alle 1,3 Tage eingegriffen werden, um Energieengpässe zu vermeiden.

Viele Expert:innen gehen davon aus, dass es in absehbarer Zeit in Europa zu einen Blackout - also einen flächendeckenden Stromausfall - kommen wird. Die Energieversorger wollen das natürlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern.

Ausgleichsmaßnahmen gehen ins Geld

Laut der Austrian Power Grid (APG) würden eine sichere Stromversorgung und vor allem die Transformation hin zu einem nachhaltigen Energiesystem dringend eine kapazitätsstarke und robuste Strominfrastruktur brauchen. Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Eingriff mittels Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.

"Derartige Maßnahmen mussten bis Ende März bereits an 70 von gesamt 90 Tagen ergriffen werden. Mit einem Intervall von 1,3 Tage verzeichnen wir die höchste Tagesanzahl seit 2018", sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Ein Umstand der zu bedenken gibt und auch teuer kommt. "Durch die für die sichere Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen sind im ersten Quartal 2022 Kosten in der Höhe von rund 11 Millionen Euro angefallen. Wir reden hier von Kosten, die einen weiteren Kostenfaktor für die Verbraucher darstellen", erklärt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

APG Redispatch Kosten

Tempo beim Ausbau gefordert

Moderne und kapazitätsstarke Strominfrastruktur ist umfassender Lösungsansatz – gerade auch in Krisenzeiten Grund für die hohe Anzahl an Eingriffen sei das für den Stromimport zu schwache Stromnetz. „Jetzt ist die Zeit, um beim Ausbau der Erneuerbaren und parallel beim Ausbau des Stromnetzes aufs Tempo zu drücken. Es braucht eine österreichweite und gesamthafte Systemplanung, damit eine sichere, nachhaltige und unabhängige Transformation des Energiesystems gelingen kann. Die Uhr tickt – es ist Zeit vom Reden ins Tun zu kommen", betont Christiner. Die rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem sei das Gebot der Stunde. Dazu brauche es eine Gesamtsystemplanung sowie entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion, Reserven und digitale Plattformtechnologien zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles müsse umgehend erfolgen.

"Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel. Nur dann kann das APG Investitionsprogramm in die heimische Strominfrastruktur seinen Beitrag zur Energiewende, der sicheren Transformation sowie der Elektrifizierung aller Sektoren leisten", betont Karall die Notwendigkeit der raschen Umsetzung aller Projekte. Die aktuellen Investitionen der APG in den Aus- und Umbau der heimischen Strominfrastruktur würden alleine 2022 rund 370 Millionen Euro und in den nächsten 10 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro umfassen. "All diese Investitionen sind wesentlich für eine sichere Stromversorgung jetzt und in Zukunft sowie der Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft und dadurch für das Gelingen der Energiewende", so Karall.

Erneuerbare decken gut die Hälfte des heimischen Verbrauchs

Der heimische Strombedarf betrug im März (KW9 bis KW13) rund 6.395 Gigawattstunden (GWh). Damit lag man mit plus einem Prozent fast auf Vergleichsniveau aus dem Schnitt von 2017 bis 2021. Rund 54 Prozent davon, das entspricht 3.478 GWh, konnten durch nachhaltig produzierten Strom gedeckt werden. Und das obwohl die Produktion von Windstrom, verglichen zu den windstarken Monaten Jänner und Februar, mit rund 710 GWh leicht zurückging. Zudem war der März ein sehr trockener Monat, wodurch die Laufwasserkraft mit 1.949 GWh nach wie vor leicht unter dem langjährigen Schnitt lag. Differenz erfordert weiterhin Stromimporte Auch im März galt Österreich als Stromimporteuer. Stromeinkäufe sind unter anderem notwendig, um die Differenz an verfügbaren erneuerbar produziertem Strom und dem tatsächlichen Strombedarf zu kompensieren. Insgesamt wurde im März eine Energiemenge von 1.159 GWh importiert. Verglichen zum März des Vorjahres (1.395 GWh) sind das rund 17 Prozent weniger Stromimport.

APG-Netz als Rückgrat

Das überregionale Stromnetz der APG diene als Lebensader für die sichere Stromversorgung Österreichs. Über das jeweilige Verteilernetz eines Bundeslandes, könne dieses überschüssig produzierten Strom in das APG Netz speisen und somit österreichweit nutzbar machen. Bei Produktionsengpässen, könne ein Bundesland aber auch den erforderlichen Strom aus dem Netz der Austrian Power Grid beziehen. Im März war das Gesamtbild beim Energieaustausch innerhalb der Grenzen überwiegend von einer Stromentnahme der Bundesländer aus dem überregionalen Netz geprägt.

So gut wie alle Bundesländer hätten mehr Strom bezogen als rückgespeist. Allen voran die Steiermark: Das Bundesland konnte rund 9 GWh an das APG-Netz abgeben und musste rund 240 GWh beziehen, das entspricht rund der 26-fachen Menge die rückgespeist werden konnte. Zwei Bundesländer machten die Ausnahme und konnten mehr in das APG-Netz rückspeisen als entnehmen. Das waren Tirol mit rund 47 GWh Entnahme und 120 GWh Rückspeisung sowie das Burgenland, welches rund 48 GWh aus dem überregionalen Netz beziehen musste und rund 91 GWh überschüssige Energie rückspeisen konnte. (ts)

www.apg.at

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