Im vergangenen Jahr sind die Retail Umsätze weltweit um rund sieben Prozent gestiegen, für 2022 wird – Status Februar 2022 – mit einem weiteren Anstieg von fünf Prozent gerechnet. Das ergab die Analyse der Expert:innen von CBRE im Rahmen des Global Retail Outlook. Der Report gibt einen Überblick über die aktuelle Situation auf den globalen Retailmärkten und skizziert die Entwicklungen und Trends der kommenden Monate.
Expansionsstrategien im Einzelhandel
Drei große Expansionstrends werden den stationären Handel in den kommenden Monaten weltweit dominieren:
1. Lokale wie regionale Marken zeigen in vielen Märkten – wie z.B. China – starkes Interesse zu expandieren. Diese machen sich die Tatsache zunutze, dass internationale Einzelhandelsketten sich aus einigen Märkten zurückgezogen haben.
2. Mehr und mehr Stores – vor allem im Luxussegment – werden zu Flagshipstores aufgewertet, um die Marken- und Consumer Experience im Store zu steigern. Brand Building kann als Motivation für mehr E-Mobilitätsanbieter gesehen werden, ihre Showrooms in den Innenstädten etablieren.
3. Service und Erlebnis stehen im Vordergrund. Im Bereich Food & Beverages wird mit neuen Konzepten wie Drive Thrus oder Dark Kitchens expandiert.
Rückgänge kompensiert
Die durch die Pandemie und die Lockdowns im Jahr 2020 verursachten Rückgänge im Einzelhandel seien den Expert:innen zufolge im Jahr 2021 mehr als kompensiert worden und neue Services bringen die Menschen zurück in den Einzelhandel. Das Shopping Verhalten hat sich allerdings – im Vergleich zum Jahr 2019 – verändert: Erlebnisse und Services wie F&B oder Entertainment werden immer wichtiger, um Menschen in Shopping Center bzw. in den stationären Handel zu bringen. "Die Menschen geben heute für Entertainment und Freizeit Aktivitäten tendenziell mehr aus als noch vor der Pandemie", so Walter Wölfler, Head of Retail Austria und CEE bei CBRE. Die Expert:innen von CBRE stellen auch fest, dass medizinische sowie Beauty Angebote die Besucherzahlen positiv beeinflussen, ebenso alle Services, die die Customer Experience beeinflussen. Neu sind auch "instagrammable" Events – etwas, das sich online nicht umsetzen lässt und für einzigartige Erlebnisse sorgt.
Die E-Commerce Umsätze haben sich in allen Märkten in den vergangenen Monaten stabilisiert, sind aber deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. Der Markt mit der stärksten E-Commerce Penetration ist nach wie Südkorea. Dort – wie auch in anderen, bereits etablierten E-Commerce Märkten – wird der Online Handel durch bereits etablierte Online Händler noch weiter wachsen. In Ländern wie Kroatien, Südafrika oder Portugal ist E-Commerce noch weniger etabliert, wird aber wichtiger.
So entwickeln sich die verschiedenen Sektoren
Die Entwicklung im Travel Retail ist nach wie vor durch das geänderte Reiseverhalten gebremst, erst in den Jahren 2023/24 ist mit einer vollständigen Erholung zu rechnen. Der Lebensmittelhandel hat sich als der resilienteste Sektor während der Pandemie erwiesen, der Anteil von E-Commerce sollte hier, auch durch immer professionellere Lieferservices, weiter wachsen. Ebenfalls als relativ resilient haben sich die Baumärkte erwiesen, auch hier zeigt alles in Richtung Wachstum. In den USA und in China haben sich die Umsätze im Luxushandel am schnellsten erholt und befinden sich bereits über den Niveau von 2019. Bain & Company geht davon aus, dass bis 2025 die Luxusumsätze weltweit jährlich um sechs bis acht Prozent steigen werden. Im stationären Fashion Handel, einem der Verlierer der Pandemie, ist von einem Anstieg bei Umsätzen weltweit auszugehen – vorausgesetzt, dass keine weiteren Lockdowns verhängt werden. Auch der Food & Beverages Sektor erholt sich weiter, getrieben durch den großen Appeti der Konsument:innen nach den Lockdowns, wobei Outdoor Konsumationen am beliebtesten sind und die Umsätze für Lunches nach der Rückkehr in die Offices auch wieder ansteigen dürften. "Während der Pandemie haben sich eine Reihe innovativer Omnichannel Strategien und Modelle und Ideen etabliert. Wir gehen davon aus, dass diese auch weiterhin bestehen werden"; so Wölfler.
"Das globale und europäische Wirtschaftswachstum zeigte sich weiterhin robust. Eine aktuelle Prognose zu treffen wird aufgrund der hohen Inflation in Verbindung mit der Ungewissheit im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise erschwert", so Wölfler abschließend. (jw)
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