"Der Österreicher braucht sein Wirtshaus – lassen Sie uns öffnen, wir können damit umgehen"

Kommt sie oder kommt sie nicht, die Gastro-Öffnung am 15. März?

Das Hin und Her rund um die Wiedereröffnung der Gastronomie und Hotelleriebetriebe in Österreich reißt nicht ab: Seit Wochen wechseln sich neue Meldungen und Ankündigungen gefühlt im Stundentakt ab, den Gastronomen und Hoteliers geht nach eigenen Aussagen "langsam der Atem aus" und setzen nach der Öffnung für Einzelhandel und körpernahe Dienstleister mit "Freitesten" nun auf eine baldige Möglichkeit, mit Tests und entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen auch endlich wieder Gäste begrüßen zu dürfen.

Nachdem die heimischen Gastronomiebetriebe seit Anfang November geschlossen halten müssen, machte nun eine Forderung der Wirtschaftskammer zumindest in der Bundeshauptstadt Hoffnung auf eine Öffnung Mitte März (LEADERSNET berichtete).

Gastronomie will noch vor Ostern öffnen

Vor diesem Hintergrund deponierte die Gastronomie ihre Wünsche, bevor die Regierungsberatungen am kommenden Montag über Öffnungen entscheiden sollen. Am Dienstag trat nun der Obmann des Fachverbandes für Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich, Mario Pulker, vor Journalisten und formulierte diese Wünsche wie orf.at berichtet wie folgt: Die ersten Öffnungsschritte sollen ab 15. März, also rund zwei Wochen vor Ostern, gesetzt werden. Dazu sei man bereit, ein umfangreiches Sicherheitskonzept umzusetzen und nicht nur die Mitarbeiter regelmäßig zu testen, sondern auch alle Gäste auf aktuelle negative Tests zu kontrollieren.

"Lassen Sie uns öffnen, wir können damit umgehen", appellierte Pulker an die Regierung. Die Branche habe der Regierung zugesagt, dass nur getestete Gäste in die Lokale gelassen werden, "damit können die getesteten Gäste in unserem lokal unbekümmert ihr Getränk genießen, unbekümmert konsumieren", so Pulker. In einer Umfrage hätten 81 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gesagt, sie würden sich für einen Besuch im Wirtshaus testen lassen. So wäre die Öffnung der Gastronomie ein großer Schub für flächendeckende Tests, so Pulker. Das würde helfen, besonders ansteckende Personen rascher zu identifizieren. Jetzt würden 50 Prozent aller Ansteckungen im privaten Bereich stattfinden, es wäre viel sicherer, wenn sich stattdessen die Menschen frisch getestet in Lokalen treffen würden.

Öffnung mit Tests, Gästeregistrierung und FFP2-Masken

Pulker meint, dass die Branche etwa 14 Tage Vorlaufzeit brauchen würde, um wieder hochzufahren, wobei es "betriebswirtschaftlich keinen Sinn" machen würde, die Schanigärten zu öffnen. Keinen Sinn sieht der Obmann auch darin, die Betriebe nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten anlaufen zu lassen. Die Lokale sollen "zumindest bis 22 Uhr, besser bis 23 Uhr" geöffnet werden, wenn es nach Pulker geht. Die Regelung à 20 Quadratmeter pro Gast sieht er als "wirtschaftlich für Lokale nicht möglich, aber auch nicht nötig" an, da ja alle Gäste und Mitarbeiter getestet wären.

Andere Modalitäten sollen wie schon vor dem Lockdown gehalten werden, wie zwei Meter Abstand zwischen den Tischen und auch eine Rückkehr der Gästeregistrierungspflicht soll kommen. Darüberhinaus sollen FFP2-Masken überall außer direkt beim Sitzen am Tisch getragen werden müssen. Mario Pulker schätzt, dass ohne Nachtgastronomie und Saisonbetriebe 60 bis 70 Prozent der Gastronomiebetriebe wieder aufsperren könnten.

Öffnung nur bei "explosionsartigen" Infektionszahlen unmöglich

Was nicht akzeptiert werden soll, sind die sogenannten "Nasenbohrertests", also Selbsttests, weshalb man auch auf maximal 48 Stunden alten Tests bestehen wolle, so Pulker. Auch die Gästeregistrierung, die es im Sommer schon gab, soll es wieder geben. Nur wenn die Fallzahlen in den nächsten Tagen "explosionsartig" wachsen, wäre eine Öffnung unmöglich, sagte Pulker.

Selbst wenn die Zahlen leicht steigen, wäre die Öffnung aus seiner Sicht möglich, Pulker sieht sogar die Chance, dass durch die Verlagerung von Treffen aus dem unkontrollierten privaten Umfeld in die streng kontrollierte Gastronomie die Fälle zurückgehen könnten. "Der Österreicher braucht sein Wirtshaus, er muss sich mit den Leuten zusammensetzen können, es muss für die Psyche wieder etwas Gutes getan werden können, und das geht eben nur mit einer geöffneten Gastronomie", meinte der Gastronomieobmann.

Rückendeckung von Politikern

Auch seitens zweier politischer Lager bekommen Gastronomie und Hotellerie Unterstützung in der Forderung nach schneller Öffnung: Die NEOS sprachen sich unter Mandatar Sepp Schellhorn für eine Tourismusöffnung samt kontrolliertem "Hineintesten" noch vor Ostern aus und auch FPÖ-Klubchef Herbert Kickl kündigte einen Antrag im Parlament an, um eine Art "Schutzschirm gegen den Ausverkauf des Tourismus" zu schaffen, unter anderem mit der Argumentation, dass er "eine Pleitewelle auf dieses Land zurollen" sehe und betonte erneut das Motto "Aufsperren – solange es noch etwas gibt, das aufzusperren ist". Auch Schellhorn appellierte, dass die schwer angeschlagenen Branchen nun endlich "Planungssicherheit und eine gewisse Fahrt auf Sicht" brauchen würden und kritisierte die "erratische" Kommunikation der Bundesregierung zu diesem Thema. (red)

www.wko.at

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