Während die Coronakrise den stationären Einzelhandel von einer Herausforderung in die nächste jagt, lässt sie die Kassen im E-Commerce lauter klingeln als selten zuvor: Während aktuell wohl kein Unternehmen mehr davon profitiert als Amazon, freut sich auch Ebay in Deutschland über die Situation – das Geschäft des virtuellen Marktplatzes boomt in der Pandemie wie lange nicht mehr.
"Allein in der ersten Jahreshälfte kamen so viele neue Kunden zu uns wie im gesamten Jahr 2019. Ende 2019 zählten wir 18 Millionen aktive Kunden. Inzwischen sind viele weitere dazugekommen", so Ebay-Deutschland-Chef Oliver Klinck im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
"Coronaputz": Pandemie macht Lust auf Ausmisten
In Zeiten der COVID-19-Pandemie und des Lockdowns verbringen die Menschen viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden und merken offenbar zum Teil, wie viel Zeug man daheim hat, das man eigentlich gar nicht braucht. Die zusätliche Zeit wird also nicht nur fürs Verschönern des Eigenheims, sondern auch zum Ausmisten genutzt. Dementsprechend wird auf Flohmarkt- und Auktionsplattformen wie Ebay aktuell mehr angeboten. Aber nicht nur das: Auch der verstärkte Trend zu Nachhaltigkeit kommt dem Unternehmen gerade zu Gute.
Und dann wäre da noch das Timing: Weihnachten ist weniger als einen Monat entfernt, es ist die umsatzstärkste Zeit des Jahres für Einzelhandel und Co. Diese müssen aber gerade entweder (wie bei uns in Österreich) durch den Lockdown geschlossen halten oder zählen pandemiebedingt weniger Kunden als sonst. Durch Black Friday und Black Week beginnt das Feiertagsgeschäft nun zudem früher als sonst.
Klinck mutmaßt, dass unsere deutschen Nachbarn ihre Weihnachtsgeschenke womöglich früher zu Hause haben wollen, "vielleicht weil sie wissen, dass sie mehr Geschenke verschicken müssen und nicht persönlich überreichen können", so der 52-Jährige. Dem Standard zufolge rechnet der deutsche Einzelhandel ungeachtet des teilweisen Lockdowns aufgrund der Corona-Krise mit einem Umsatzplus im Weihnachtsgeschäft – eben weil der Onlinehandel boomt.
Gutscheine sollen "aus Käufern Verkäufer machen"
Die durch die Coronakrise dazugewonnenen Kunden will Klinck, der seit September das Deutschlandgeschäft und damit Ebays größten Markt nach den USA und Großbritannien verantwortet, unbedingt halten und dafür hat man sich auch Strategien zurechtgelegt: "Dafür haben wir zum Beispiel Gutscheine im Angebot, um aus Käufern auch Verkäufer zu machen, was erfahrungsgemäß den Umsatz antreibt. Zudem werden wir bis Ende 2021 unsere Lieferzeiten und Bezahlmöglichkeiten weiter vereinheitlichen und die Artikelangaben noch mehr standardisieren. Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand", so der Manager, der in früheren Positionen für Office Depot und den Modeversandhändler Otto tätig war.
Trennung von Ebay Kleinanzeigen steht bevor
Ebay hat durch den "Corona-Boom" und den Verkauf seiner Online-Anzeigenportale Ebay Kleinanzeigen und Mobile.de an den norwegischen Konkurrenten Adevinta um 9,2 Milliarden Dollar auch das nötige Kleingeld dafür: "Wir bereiten gerade die Trennung von Ebay Kleinanzeigen vor, die voraussichtlich im ersten Quartal erfolgt. Aber bereits jetzt sind das zwei getrennte Plattformen", sagte Klinck, der sich nicht dazu äußern wollte, was Ebay mit der Geldspritze plant. Erst kürzlich hat das deutsche Bundeskartellamt grünes Licht für den Deal gegeben.
www.ebay.at
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