"In den nächsten Monaten muss der Fokus ganz stark auf konsumstimulierende Maßnahmen gesetzt werden"

HENN-Chef Martin Ohneberg im Interview zu seinen Ambitionen Präsident der Industriellenvereinigung zu werden.

Am 18. Juni wird für viele in der Industriellenvereinigung (IV) nicht nur ein neuer Präsident gewählt, sondern über eine grundsätzliche Ausrichtung der Interessensvertretung entschieden. Martin Ohneberg, Eigentümer des Automobilzulieferers HENN und Präsident der IV-Vorarlberg, will IV-Präsident werden. LEADERSNET hat bei Ohneberg nachgefragt, warum er an die Spitze der IV möchte.

LEADERSNET: Herr Ohneberg, warum engagieren Sie sich ehrenamtlich seit vielen Jahren als Interessenvertreter und was reizt Sie Präsident der Industriellenvereinigung Österreich zu werden?

Ohneberg: Ich engagiere mich, weil ich von dieser Organisation und der Wichtigkeit einer starken Industrie für unser Land felsenfest überzeugt bin. Ich bin vor 28 Jahren der Jungen Industrie in Wien beigetreten. Später war ich viele Jahre Bundesvorsitzender der IV-Nachwuchsorganisation und zwei Jahre Vorsitzender des europäischen Jungunternehmerverbands. Dadurch habe ich ein großes Netzwerk aufgebaut und viel über Standortpolitik gelernt. Mittlerweile bin ich seit fünf Jahren Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung und habe miterlebt, was alles positiv verändert und gestaltet werden kann. Das motiviert mich.

LEADERSNET: Welche ersten Schlüsse ziehen Sie aus industrieller Sicht bisher aus der Coronakrise?

Ohneberg: Auch wenn es bei vielen aktuell nicht so präsent ist: Die Industrie war und ist von den einschneidenden Maßnahmen der Coronakrise enorm betroffen. Aber viele Betriebe haben es geschafft, ihre Produktionen auf unterschiedlichen Niveaus aufrechtzuerhalten. Rückblickend hat sich gezeigt, dass die Industrie der stabile Anker in unserem Land ist. Die Industrie hat zur Versorgungssicherheit wichtiger Produkte beigetragen, ist stabiler Faktor für viele vor- und nachgelagerten Betriebe und hat vor allem Arbeitsplätze gesichert. Jetzt hat die Industrie beim Hochfahren für die gesamte Wirtschaft auch eine große Verantwortung. In dieser Zeit der Unsicherheit, sind positive Signale besonders wichtig und hier kann die Politik einen wichtigen Beitrag leisten.

LEADERSNET: Welchen Beitrag kann die Politik denn aktuell leisten?

Ohneberg: Indem der Fokus für die nächsten Monate ganz stark auf konsumstimulierende Maßnahmen gesetzt wird. Die Betriebe brauchen außerdem investitions- und innovationsfördernde Initiativen in Zukunftstechnologien. Für eine positive Standortpolitik braucht es einerseits Initiativen auf österreichischer Ebene, aber vor allem auch ein starkes Europa, um im Wettbewerb mit Amerika und Asien zu bestehen. Neue Belastungen für Betriebe und Menschen, wie sie auch in Österreich von einigen Entscheidungsträgern gefordert werden, sind sicherlich der falsche Ansatz.

LEADERSNET: Welches sind neben der aktuellen Bewältigung der Wirtschaftskrise wichtige Themen für den Industriestandort?

Ohneberg: Ich wurde in den letzten Wochen bei den vielen Gesprächen sehr oft auf europäische Themen und die aktuelle Kapitalmarktpolitik angesprochen. Unser gemeinsames Europa hat aktuell leider einen schweren Stand. Hier müssen wir als Betriebe und als Industriellenvereinigung proeuropäische Flagge zeigen. Wir müssen das große Ganze und Gemeinsame in den Vordergrund stellen. Trotz teilweiser berechtigter EU-Kritik leben wir als Entscheidungsträger in den Betrieben von einem funktionierenden gemeinsamen Markt, der auch global stark auftreten kann. Und beim Kapitalmarkt braucht es eine noch engere Zusammenarbeit zwischen produzierenden Unternehmen und dem Finanzdienstleistungssektor.

LEADERSNET: Sie treten mit einem großen und prominenten Team rund um die Salzburg Aluminium-Eigentümerin Karin Exner-Wöhrer, Porr-Chef Karlheinz Strauss und den IV-Landespräsidenten Christoph Swarovski (Tirol), Peter Unterkofler (Salzburg) sowie Timo Springer (Känten) an. Wie sehen sie die Situation mit Ihren Mitbewerbern um das Amt des Präsidenten?

Ohneberg: Für mich ist es eine besondere Ehre, dass mich so kompetente potenzielle Stellvertreter bei der Kandidatur unterstützen. Uns ist sehr wichtig, dass wir uns auf die relevanten Themen der Mitglieder fokussieren, die Organisation danach ausrichten und diese in der öffentlichen Diskussion vertreten. Inhaltlich schlagen wir einen kompakten Strategieprozess mit unseren Mitgliedern vor, dessen Ergebnisse wir bereits Anfang Oktober präsentieren möchten. Generell finde ich es gut, dass sich drei ausgezeichnete Kandidaten der Wahl zum Präsidenten stellen, denn Wettbewerb belebt das Geschäft. Das wissen wir in der Industrie sehr genau.

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