"Wollen wir die Wertschöpfung der heimischen Gründerszene ins Ausland abgegeben?"

Die AVCO Jahrestagung hatte das Thema Digitalisierung zum Motto. Mit dabei waren unter anderem Ministerin Schramböck, Mei-Pochtler von Think Austria und AVCO-Chef Kinsky.

Bereits zum 16. Mal fand heuer die Jahrestagung des österreichischen Dachverbandes für Private Equity und Venture Capital, AVCO, statt. Das Motto lautete diesmal "Digital Austria – woher kommt das Kapital für die technische Revolution? Best Practice Europe!" stand. 60 Experten aus dem In- und Ausland, darunter Speaker wie Rolf Kjærgaard, Finanzvorstand des dänischen Staatsfonds "Vækstfonden", kamen dabei zu Wort.

Die Digitalisierungspläne der Regierung

Bundesministerin Margarete Schramböck präsentierte dazu die Digitalisierungsagenda der Regierung. Danach wurde in unterschiedlichen Formaten – Vorträge, Podiumsdiskussionen und Panels – über die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Kapitalmarkt auf europäischer und nationaler Ebene gesprochen sowie mögliche Fonds-Konzepte vorgestellt. Ulrike Hinrichs, Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften, gab einen Überblick über die aktuelle Private Equity-Situation in Deutschland. Den Abschluss machte Antonella Mei-Pochtler, Head of Strategy Unit, Think Austria, mit einer Übersicht über die Pläne der Bundesregierung.

Rudolf Kinsky, Präsident der AVCO, erklärte: "Wir können die so wichtige Anschlussfinanzierung lokal nicht heben, weil auch – bis auf wenige Ausnahmen – keine Fonds hier sind, die dazu finanziell in der Lage wären. Da muss man sich die Frage stellen, wollen wir die Kontrolle und damit die Wertschöpfung der heimischen Gründer- und KMU-Szene ins Ausland abgegeben? Gibt es kein Interesse an einer aus Österreich heraus agierenden vitalen Wachstumskapital-Industrie, die heimische Champions mit dem notwendigen 'Treibstoff' versorgen kann?"

Zur strategischen Positionierung Österreichs als Technologieland brauche es einen funktionierenden Kapitalmarkt, zeigte sich Kinsky überzeugt. Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmenswachstum müssten zum strategischen Imperativ erhoben werden, weil nur so neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.

Gefährdung für heimischen Wohlstand

Alle Studien zu diesem Thema würden aufzeigen, dass die Innovationskraft einer Volkswirtschaft direkt mit der lokalen Verfügbarkeit von Venture Capital und Private Equity zusammenhänge. Der Mangel an einem vorbörslichen Kapitalmarkt, wie dies in Österreich aktuell noch der Fall sei, werde in letzter Konsequenz notwendigerweise zu einer Schwächung des Standortes führen und gefährde damit den heimischen Wohlstand.

Die EU habe wegen des Mangels an Risikokapital gegenüber USA und Asien einen echten Wettbewerbsnachteil. Es gebe Initiativen der Kommission, der EIB und des EIFs, die in die richtige Richtung weisen, allerdings ist die AVCO der Ansicht, dass es wesentlich mehr private Initiativen brauche. Die Interessensvertretung der heimischen PE/VC-Industrie fordert international kompetitive, rechtliche Rahmenbedingungen, eine kompetitive Steuerregelung und eine Befreiung der Pensionskassen und Versicherungen von unnötigen Einschränkungen. (red)

Fotos von der Jahrestagung finden Sie hier.

www.avco.at

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