AmCham Business Lunch über europäische Geldpolitik

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny im Sofitel Vienna Stephansdom.

Das erste Business Luncheon des Jahres ging mit zahlreichen Mitgliedern der U.S. Handelskammer sowie Vertretern der Medien im Sofitel Vienna Stephansdom über die Bühne: Die American Chamber of Commerce in Austria – Präsidentin Sandra Kolleth begrüßte ihre Gäste zum Gespräch mit Oesterreichische-Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny über “Perspektiven der europäischen Geldpolitik“.

Der 1944 in Wien geborene Ewald Nowotny, studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien und habilitierte 1972 an der Johannes Kepler Universität Linz. Von 1973 bis 1978 war er Präsident des Verwaltungsrates der Österreichischen Postsparkasse und zwischen 1978 und 1999 ausserdem Abgeordneter zum Nationalrat. Von 1999 bis 2003 bekleidete Novotny das Amt des Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg.  Vor seiner Berufung zum Governeur der Oesterreichischen Nationalbank im Jahr 2008 zeichnete Novotny als Generaldirektor der BAWAG P.S.K. verantwortlich. 2008 wurde ihm das Ehrendoktorat von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt verliehen, seit 2013 ist er Mitglied des Universitätsrats der Wirtschaftsuniversität Wien.

Zinspolitik, Wirtschaftsaufschwung und Sanktionen

Inflationsraten sind stark von Energiepreisen getrieben die sich dem Einfluss von Notenbanken entziehen. In den letzten Tagen hat die EZB eine Neuorientierung der Geldpolitik vorgenommen, infolge dessen wurde das Ankaufsprogramm von 30 auf 15 Milliarden Euro begrenzt, mit Ende des Jahres  soll dieses wieder eingestellt werden.
Insgesamt wurden im Rahmen des Programms Assets und Staatspapiere im Wert von über 2.000 Milliarden Euro angekauft, parallel dazu werden die Zinsen kurzfristig aber nicht erhöht.

“Im Gegensatz zur amerikanischen FED, die ein duales Mandat hat, hat die EZB nur ein Preisstabilitätsziel, nämlich eine Inflation von unter, aber nahezu zwei Prozent“, erklärt der OeNB-Gouverneur. Die expansive Politik der EZB hatte zum Ziel, ein Deflationsszenario zu vermeiden und das Wachstum zu unterstützen. “Dieses Ziel ist erreicht worden“, betont Nowotny.

Anders sieht es in der benachbarten Schweiz aus, wo die Notenbank eine Inflationsobergrenze von zwei Prozent nicht überschreitet. Aus diesen Rahmenbedingungen heraus konnten sich die Vereinigten Staaten deutlich schneller von der Wirtschaftskrise erholen, haben dabei aber ein deutlich höheres Defizit aufgebaut.

“Niedrige Zinsen helfen zwar, bringen allein aber keinen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich nur nachfragebedingt entwickelt“, ergänzt Nowotny. Zusammenbrüche von Großbanken stellen ein fundamentales Problem für Volkswirtschaften dar, künftig sollen auch private Investoren wie Käufer von Bankanleihen verstärkt in die Verantwortung gezogen werden, wenn Banken in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Wirksamkeit von Sanktionen sei dabei in Frage zu stellen. “Banken werden durch Sanktionen, die eine politische Waffe sind, stark getroffen“, so Nowotny abschließend.

Unter die Gäste mischten sich unter anderen Matthias Albert (Bank Gutmann), Markus Beuchert (Autobank AG), Martin Brodey und Christian Dorda (DORDA Rechtsanwälte), Sherrie Doyon de Toma (UBS Wealth Management), Michael Edelsbrunner (Citibank), Wolfgang Fenkart-Fröschl (Western Union), Marta Haustein (U.S. Embassy), Conor Hayden (Wiener Privatbank), Patricia A. Helletzgruber (Drucker Society), Michael Hilbert (Roland Berger), Klaus Hölbling (Alix Partners), Rudolf Kemler (Roland Berger), Martin Köberl (Procter & Gamble), Sandra Kolleth (Präsidentin AmCham Austria), Norbert B. Lessing (Hilton Hotels & Resorts), Christian Maetz (AT&T), Patricia Neumann (IBM), Friedrich Rödler (Erste Group), Elisabeth Thun-Hohenstein (TNS Networking Services), Martin Winkler (Oracle Austria, designierter Präsident der AmCham Austria) sowie Georg Zanger (Jurist) und viele mehr. (jr)

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