Österreichische Anleger sind zufrieden mit ihrer Bank, online-affin und skeptisch beim Anlegerschutz

Die LGT Bank hat ihre fünfte länderübergreifende Anlegerstudie "LGT Private Banking Report" veröffentlicht.

Vermögende österreichische Anleger sind mit ihrer Bank und ihrem Berater recht zufrieden, allerdings wesentlich weniger als deutsche oder Schweizer Anleger. Das geht aus dem diesjährigen "LGT Private Banking Report" hervor. Im Auftrag der LGT erstellte die Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Teodoro D. Cocca die seit 2010 fünfte umfassende Studie zum Anlageverhalten von Private-Banking-Kunden in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dazu wurde im Frühjahr 2018 eine repräsentative Anzahl vermögender Anleger befragt.

Österreicher nur bedingt zufrieden mit ihren Ergebnissen

Trotz der positiven Marktentwicklung in den letzten Jahren hält sich die Euphorie der Anleger weiterhin in Grenzen. Die durchschnittliche Vermögensallokation in allen drei untersuchten Ländern habe sich im Vergleich zur Studie von vor zwei Jahren nicht stark verändert. Der Cash-Anteil der österreichischen Befragten liege nahezu unverändert bei hohen 43 Prozent (2016: 42 Prozent), der Aktienanteil sei nur um ein Prozent auf 27 Prozent gestiegen und der Anleihenanteil habe sich leicht reduziert (von 19 auf 16 Prozent).

Andere Anlageklassen wie Derivate, Rohstoffe oder alternative Anlagen fristen nach wie vor ein Schattendasein. Auffällig sei die insgesamt hohe Heimmarktorientierung der Anleger. Bei den österreichischen Befragten beispielsweise sind 44 Prozent der Aktien (2012 waren es 56 Prozent) Titel heimischer Unternehmen – deren Risiko von den Studienteilnehmern darüber hinaus systematisch tiefer eingestuft wird als dasjenige ausländischer Aktien. Genau wie die nach wie vor fehlende Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg, sei auch die geographische Streuung der Anlageportfolios gering.

Mit den im letzten Jahr erzielten Renditen sind die österreichischen Befragten bedingt zufrieden. Sie erzielten eine durchschnittliche Rendite von 8,8 Prozent, nur 49 Prozent der Studienteilnehmer freuten sich darüber. Die schweizerischen und deutschen Befragten sind in diesem Bereich wesentlich positiver eingestellt: Schweizer Befragte erzielten im Schnitt 11,7 Prozent Rendite, 76 Prozent waren damit zufrieden. Die Deutschen erreichten durchschnittlich 6,3 Prozent Rendite, was 75 Prozent zufriedenstellte.

Österreichische Banken leisten gute Arbeit

Hohe Zufriedenheitswerte erreichten in der diesjährigen Studie Banken und Berater. 74 Prozent der österreichischen Befragten sind mit ihrer Bank, 59 Prozent mit ihrem Berater zufrieden oder sehr zufrieden. Obwohl diese Werte hoch und für die Banken sehr erfreulich sind, erweisen sich auch in diesem Bereich die österreichischen Befragten als wesentlich kritischer als die Deutschen und die Schweizer.

71 Prozent der Schweizer und 78 Prozent der Deutschen sind mit ihrem Berater zufrieden oder sehr zufrieden. Und 82 Prozent (Schweiz) bzw. 95 Prozent (Deutschland) sind mit ihrer Bank zufrieden oder sogar von ihr begeistert. Die Weiterempfehlungsrate ist für Banken in allen drei Ländern relativ erfreulich. 43 Prozent der österreichischen Studienteilnehmer haben ihre Bank im vergangenen Jahr aktiv weiterempfohlen – in der Schweiz waren es 51 Prozent, in Deutschland ebenfalls 43 Prozent.

Laut LGT Private Banking Report 2018 ist für die Kunden das wichtigste Merkmal einer Bank ihre finanzielle Stabilität – in allen drei Ländern. Auf Platz 2 rangiert in Österreich ein guter Online-Zugang zu Dienstleistungen, gefolgt von der fachlichen Kompetenz des Kundenberaters. Alle drei Merkmale werden in Österreich überdurchschnittlich gut erfüllt.

Private Banking ist und bleibt ein "People's Business"

Wichtig ist den Kunden bei ihrer Bank auch, dass sie ihnen einen guten Online-Zugang zu Dienstleistungen bietet. Über alle drei Länder hinweg rangiert dieses Merkmal auf Platz vier. Die Digitalisierung schreitet – nicht zuletzt getrieben von sich verändernden Kundenbedürfnissen – auch in der Finanzbranche mit großen Schritten voran. Der Anteil derjenigen, die überhaupt kein Online- bzw. Mobile-Banking nutzen, die sogenannten "Digital Deniers", nimmt weiter ab – in Österreich sind es nur noch acht Prozent (2016: neun Prozent). Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten die "Digital Deniers" bis zum Jahr 2022 bereits komplett verschwunden sein.

Bei wichtigen Anlageentscheidungen möchte die Mehrheit der Befragten ihren Kundenberater persönlich treffen. Bei der Gegenüberstellung von Mensch und Roboter, gewinnt der Mensch deutlich. Rund 60 Prozent der Befragten sagen, dass sie ihr Vermögen nie von einem Robo-Advisor verwalten lassen würden. Auch beim Thema digitale Währungen sind die Befragten vorsichtig. Obwohl ein Großteil schon von diesem Thema gehört hat, ist der Anteil derer, die damit bereits Erfahrungen gesammelt haben, gering – in Österreich liegt er bei 14 Prozent (Schweiz: neun Prozent, Deutschland: fünf Prozent) – genau wie das generelle Interesse der Österreicher an digitalen Währungen, mit nur zehn Prozent.

Österreicher halten Anlegerschutz für wenig wirksam

Ähnlich wie die Digitalisierung ist auch die Regulierung seit Jahren ein omnipräsentes Thema in der Finanzbranche. Umfassendere und schärfere Gesetze wurden nach der Finanzkrise vor allem aus Gründen des Anlegerschutzes eingeführt. Rund 80 Prozent der Befragten des LGT Private Banking Reports sind der Meinung, dass die Banken aufgrund ihrer Versäumnisse in der Vergangenheit selbst Schuld daran sind, dass sie stärker beaufsichtigt werden. 44 Prozent der Österreicher würden sich sogar wünschen, dass die Banken noch strenger beaufsichtigt werden.

Die Wirksamkeit der verstärkten Regulierung zum Schutz der Anleger wird im Ländervergleich sehr unterschiedlich gesehen: In Österreich glauben nur 35 Prozent, dass Kunden heute besser geschützt sind (Schweiz: 53 Prozent, Deutschland: 83 Prozent).

Nachhaltigkeit bei Anlageentscheidungen wichtig

Ein weiterer wichtiger Trend in der Finanzbranche ist das Thema Nachhaltigkeit. Bei institutionellen Investoren sind nachhaltige Anlagen mittlerweile Mainstream. Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass das Thema auch für Privatanleger immer wichtiger wird. Nachhaltigkeit wird in allen drei Ländern als wichtiges Thema betrachtet, um das sich nach Ansicht der Befragten nicht nur die Politik, sondern auch Banken und Unternehmen kümmern müssen.

Die Befragten aller drei Länder sind davon überzeugt, dass nachhaltige Vermögensanlagen einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung sozialer Bedingungen und ethischer Standards leisten können. Nur 27 Prozent der insgesamt Befragten halten Nachhaltigkeit für ein Modethema, das zu viel Aufmerksamkeit erhält. Für 55 Prozent der österreichischen Befragten hat das Thema Nachhaltigkeit bei Anlageentscheidungen in der Vergangenheit bereits konkret eine Rolle gespielt. (red)

Bilder von der Präsentation des "LGT Private Banking Reports" finden Sie hier.

www.lgt.com

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