„Es geht nicht um den großen Gewinn"

Thomas Waldner, Donauinselfest-Projektleiter, im Interview über die Zukunft von Großevents, Sicherheitsmaßnahmen, neue Partnerschaften im Tourismusbereich und die Strahlkraft des Donauinselfests. 

Mit 2,8 Millionen Besuchen an allen drei Festivaltagen, mehr als 200 Acts und über 600 Stunden Programm ist das Donauinselfest Europas größtes Open-Air-Festival mit freiem Eintritt. Für den reibungslosen Ablauf sorgten über 2.000 Mitarbeiter der Wiener Polizei, der Wiener Feuerwehr, des Arbeiter Samariterbunds, der beteiligten Magistratsabteilungen sowie 600 Securities und zahlreiche ehrenamtliche Helfer. leadersnet hat Thomas Waldner, Donauinselfest-Projektleiter, zum Interview getroffen und mit ihm über Herausforderungen in Sachen Sicherheit, Investitionen in die Infrastruktur, Mülltrennsysteme und Visionen für die Zukunft gesprochen.

leadersnet: Das Donauinselfest hat bereits Tradition und ist wohl das größte Musikfestival im Freien auf der ganzen Welt. Lohnt sich dieser Aufwand für die Veranstalter?

Thomas Waldner: Das Donauinselfest ist Europas größtes Open-Air-Festival mit freiem Eintritt und hat als solches eine 34-jährige Tradition. Für Wien bringt es eine Umwegrentabilität von rund 50 Millionen Euro und im Tourismus rund 50.000 Nächtigungen. Beim Donauinselfest setzen wir stark auf Lieferanten und Produzenten aus der Region; damit tragen wir zur lokalen Wertschöpfung bei. Zudem prägt das Donauinselfest Wiens Image als weltoffene, junge und kulturell vielseitige Metropole. Rund drei Millionen Besuche pro Jahr zeigen deutlich, dass nicht nur die WienerInnen „ihr“ Donauinselfest lieben, sondern auch immer mehr Menschen aus dem angrenzenden Ausland zum Donauinselfest nach Wien kommen.

leadersnet: Welche Bilanz ziehen Sie über 2017? Wieviele Besucher pilgerten auf die Insel?

Thomas Waldner: Insgesamt haben wir heuer bei Tropenhitze und Regenschauern 2,8 Millionen Besuche verzeichnet.;Auch das Programm, das auf 16 Inseln mit elf Bühne für jeden Geschmack etwas bietet, war heuer besonders attraktiv und hat mit beispielsweise „Eurowings Stage-Flying“, „Schöller Waterslide“ oder „DMAX The Beast“ auch atemberaubende Highlights abseits der Musik-Acts geboten. Wir sind also mehr als zufrieden.

leadersnet: Auf dem riesigen Gelände von der Reichsbrücke bis zur Nordbrücke muss die Infrastruktur stets neu aufgebaut werden. Wie kann man den Aufwand hierfür in Grenzen halten? Welche Kosten mussten hierfür aufgewendet werden?

Thomas Waldner: Wir haben jährlich Investitionen von rund vier Millionen Euro in das Programm und den gesamten Aufbau. Dank langjähriger Sponsoren wie Wien Energie, Wiener Städtische, Österreichische Lotterien oder UniCredit Bank Austria schaffen wir es, den WienerInnen diese einzigartigen drei Tage zu bieten. Am Aufbau und dem gesamten Donauinselfest sind rund 2.000 Menschen beteiligt. Wir suchen natürlich Synergien mit anderen VeranstalterInnen wie heuer der FIVB Beachvolleyball WM oder „Rock in Vienna“.

leadersnet: Welches Budget stand zur Verfügung? Welche Umsätze konnten erzielt werden?

Thomas Waldner: Beim Donauinselfest geht es nicht um den großen Gewinn, sondern darum, das Veranstaltungsformat überhaupt zu ermöglichen. Wir arbeiten kostendeckend und sind froh, dass wir jedes Jahr gemeinsam mit unseren PartnerInnen dieses Programm für die WienerInnen bieten und sogar um neue Höhepunkte ausweiten können. Für absolute Zahlen ist es noch etwas zu früh, da wir gerade mitten in der Abrechnung stecken .Das Budget beläuft sich auf rund vier Millionen Euro. Ab Ende August geht es dann schon wieder in die Planung und Akquisition neuer PartnerInnen, die von der Strahlkraft des Donauinselfests profitieren möchten.

leadersnet: Wieviele Mitarbeiter werden benötigt, um ein Event in solchen Dimensionen abzuwickeln?

Thomas Waldner: Das Kernteam umfasst rund zehn Personen, die ganzjährig an dem Projekt arbeiten. Zum Donauinselfest selbst sind es dann mit den Einsatzkräften und Ordnern circa 2.000 MitarbeiterInnen. Ich möchte mich an dieser Stelle auch für den unermüdlichen Einsatz und die profiessionelle Zusammenarbeit der HelferInnen bedanken.

leadersnet: Wie garantieren Sie einen reibungslosen Ablauf und die Sicherheit von abertausenden Fans?

Thomas Waldner: Das Donauinselfest zählt zu den friedlichsten und sichersten Großveranstaltungen seiner Art. Wir evaluieren das Sicherheitskonzept laufend in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und haben heuer nochmals deutlich nachgeschärft, um das Wohlbefinden und die Sicherheit der BesucherInnen zu gewährleisten. Einerseits haben wir die Hausordnung optimiert und beispielsweise Rucksäcke, große Taschen und Drohnen untersagt. Andererseits waren 1.000 Polizisten und 600 private Sicherheitskräfte und OrdnerInnen im Einsatz. Wir sind froh, dass wir auf ein friedliches und schönes Donauinselfest zurückblicken können. Die Maßnahmen haben bestens gegriffen. Von vielen Gästen haben wir gehört, dass sie sich durch die erhöhte Präsenz der Polizei besonders sicher und beschützt gefühlt haben.

leadersnet: Sind in Zeiten von nahezu täglichen Terrorwarnungen und Anschlägen neue Herausforderungen für die Sicherheit zu bewältigen? Welche Vorsichtsmaßnahmen können für den Fall einer Massenpanik getroffen werden?

Thomas Waldner: Wie schon gesagt, wird unser Sicherheitskonzept laufend in enger Zusammenarbeit mit den Behörden adaptiert und an die aktuelle Sicherheitslage angepasst. Das ist natürlich Jahr für Jahr eine gewisse Herausforderung. Laut Behörden herrscht in Österreich derzeit jedoch keine konkrete Gefährdung. Wir bitten um Verständnis, dass wir aus strategischen und sicherheitstechnischen Gründen keine Detaillinformationen aus dem Sicherheitskonzept bekannt geben dürfen.

Bei der Abfahrt haben wir ein gestaffeltes Bühnenende eingeführt, um den Abstrom der Besucher zu entzerren. Am Donauinselfest selbst kommunizieren wir mit unseren Besuchern über Videowalls und – falls notwendig – über Lautsprecherdurchsagen, die wir zentral steuern können. Das heißt, dass unser Besucher zum Beispiel schon direkt nach dem Konzert weiß, dass es bei der U-Bahn zu längeren Wartezeiten kommt und über welche Route er schneller nach Hause kommt. Außerdem stehen am Donauinselfest große freie Flächen zur Verfügung, um zu dichtes Gedränge zu vermeiden.

Ich bin auch dieses Jahr sehr dankbar, dass wir traditionell wieder ein friedliches Fest im Zeichen der Freude und des gesellschaftlichen Miteinanders feiern durften.

leadersnet: Wie sehen Sie die Zukunft der Eventbranche und im Speziellen von Großevents?

Thomas Waldner: Menschen wollen gemeinsam feiern und unvergessliche Momente verbringen. Diese Freude werden wir uns bestimmt durch Einzelfälle nicht nehmen lassen! Weiters liegt bei uns seit einigen Jahren der Fokus ganz klar auf der Qualitätssteigerung in allen Berichen und der Erarbeitung kreativer Einbindungsmöglichkeiten unserer PartnerInnen.

leadersnet: Eine Veranstaltung dieser Größenordnung produziert naturgemäß auch viel Müll. Wie können Umweltschäden vermieden werden?

Thomas Waldner: Wir haben unter anderem 600.000 Mehrwegbecher von Cup Solutions im Einsatz, die bis zu 300 Mal gereinigt und wiederverwendet werden können. Die MA48 leistet einen großartigen Job – übrigens nicht nur am Donauinselfest, sondern bei allen Großveranstaltung. Das hat internationale Vorbildwirkung. Wir setzen alle Maßnahmen, um so umweltfreundliche wie möglich zu produzieren. Die Wiener Linien und die ÖBB tragen durch ihr Engagement maßgeblich dazu bei, dass unsere Gäste öffentlich anreisen und damit der Individualverkehr massiv entlastet wird. Gastronomen haben ein eigenes Mülltrennsystem direkt auf der Insel. Zusätzlich haben wir uns ein absolutes Drucksortenverteilverbot am Festgelände auferlegt und tragen so auch maßgeblich zur Müllvermeidung bei, denn die klassischen Flyer werden in der Regel nach wenigen Metern schon wieder auf den Boden geworfen. Auch unser Fuhrpark ist auf E-Mobilität umgestellt, so bewegt sich das Organisationsteam mit Golfcaddys und E-Scootern am Festgelände.

leadersnet: Welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Thomas Waldner: Wir wollen jedes Jahr besser werden und mit dem Donauinselfest ein Zeichen für Wien auch über die Landesgrenzen hinaus setzen. Deswegen stärken wir unsere Partnerschaften im Tourismus: Mit „Eurowings“ hatten wir heuer erstmals einen Official Air Carrier und der „Twin City Liner“ fungierte als „Official Waterway Carrier“ zwischen Wien und Bratislava. Mit Hilton Hotels & Resorts haben wir eine weitere Kooperation begonnen, die wir weiter ausbauen werden. Trotz Brexit bin ich davon überzeugt, dass Europa weiter zusammenwachsen wird und Wien als Zentrum von Europa der geeignete Ort für ein Festival ist, das ein Leuchtturmprojekt für gesellschaftliches Miteinander darstellt. Wir setzen in allen Bereichen auf Qualitätssteigerung.

www.donauinselfest.at

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