„TV ist noch lange nicht tot"

| 05.04.2017

Wrabetz statt Drozda beim ersten IAA Business Communication Lunch 2017.  

Krankheitsbedingt war es Bundesminister Thomas Drozda nicht möglich zur Online-Werbeabgabe zu referieren. Trotz kurzfristiger Themenänderung konnte sich IAA Präsident Richard Grasl über zahlreiche Gäste beim ersten IAA Business Communication Lunch 2017 freuen. Generaldirektor Alexander Wrabetz erklärte sich spontan bereit einzuspringen und sprach in einem äußerst interessanten Vortrag über branchenspezifische Entwicklungen und aktuelle ORF-Themen.

„Laut einer AGTT-Studie ist es immer noch so, dass über 80 % der Bewegtbildnutzung über klassisches Fernsehen erfolgt und rund 17 % durch diverse Downloadangebote. Allerdings greifen in der Zielgruppe der 14 -29jährigen mittlerweile fast 40 % auf lineare Angebote zurück, YouTube alleine hat einen Marktanteil von 7 %, Tendenz steigend“, erklärt Alexander Wrabetz. Daher will der ORF künftig zusätzliche neue Kanäle, wie z.B. den beantragten YouTube-Kanal nutzen, ohne dabei die eigenen Formate zu kanibalisieren.

Der ORF wird verstärkt in der Social Media Welt agieren und vor allem mit seinem Publikum vermehrt interagieren, auch in Fragen, die den ORF selbst betreffen. Informationen die in anderen Medien lanciert werden, finden ihre Fortsetzung und Verbreitung auf diversen Social Media Plattformen, daher muss die Möglichkeit genutzt werden, hier Stellung zu beziehen.

Eine weitere Herausforderung sieht Wrabetz in der Programmzusammensetzung von ORF1. Trotz derzeitiger Marktführerschaft in Österreich, muss man sich für die Zukunft rüsten und neue zusätzliche Themenbereiche finden. Bisherige Schwerpunkte, wie die Ausstrahlung amerikanische Formate, werden mittlerweile stark z.B. von Netflix und Privatsendern bedient, große Sportübertragungen wandern voraussichtlich in Richtung Pay-Bereich ab, damit wird eine Neupositionierung von ORF1 unumgänglich. Neben der Erweiterung der Diversität mit mehr Information und Infotainment in einer ORF1 adäquaten, urbanen Sprache, ist aber auch eine komplexe Neuorganisation alter Strukturen notwendig.

Eine weitere Diskussion die derzeit geführt wird, ist jene um das Finanzierungsmodell des ORF. Aus Sicht Wrabetz ist eine Haushaltsabgabe ebenso denkbar, wie eine Erweiterung des Gebührenbegriffs, eine Budgetfinanzierung hält er für keinen gangbaren Weg westlicher Demokratien. Zum Schluss forderte Wrabetz alle österreichischen Medien zum Schulterschluss in Bezug auf Programmatic Buying auf: Momentan saugen Google, Facebook & Co bereits 50 % des heimischen Online-Werbemarktes ab, weltweit sind es fast 80 %. Die Etablierung eigener österreichischer Plattformen mit dem Ziel, gemeinsame digitale Angebote zu verwerten, würde der gesamten heimischen Medienwirtschaft helfen.

Mit dabei: Oliver Böhm, ORF-E, Mariusz Jan Demner, DM&B, Corinna Drumm,VÖP, Markus Kienberger, Google, Rudi Kobza, Kobza Media, Harald Kräuter,GIS,  Peter Lammerhuber, GroupM, Rudi Reisner,WIRZ, Katharina Swoboda,Siemens,  Roland Weissman,/ORF, Martina Zadina,IAB, Walter Zinggl, IP Österreich, u.v.a.

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