leadersnet.at hat Thomas Leskoschek, Vorsitzender der Geschäftsführung der Styria Multi Media, zum Interview getroffen und sich mit ihm über Lebenswelten von Lesern, zielgruppenorientierte Medien, die Vorteile von Kundenclubs, heikle Daten und warum sich Digital und Print Hand in Hand gehen, unterhalten.
leadersnet.at: Sie haben vor kurzem gesund.at vorgestellt. In letzter Zeit investieren sehr viele Verlags- und Medienhäuser in das Thema Gesundheit. Was waren Ihre Beweggründe, sich diesem Themenbereich zu widmen?
Leskoschek: Ja, wir haben mit dem Magazin Hausarzt begonnen, das sich an jeden niedergelassenen Arzt in Österreich richtet. Diese Marke haben wir weiter entwickelt und ausgebaut. Im Bereich Zielgruppen haben wir dazu noch ein Produkt, das sich direkt an die Assistentin und ein weiteres, das sich an die Patienten richtet. Um als ernstzunehmender und vollwertiger Partner in diesem Bereich wahrgenommen zu werden, haben wir uns letztes Jahr entschlossen den Gesundheitsbereich um einen weiteren Baustein zu erweitern. In der Zwischenzeit veranstalten wir vier bis fünf Kongresse in Österreich. Ich denke, dass gesund.at und der KiloCoach zwei Bereiche sind, die hier gut dazu passen. Im Frauen- und Sportbereich sowie im Corporate Publishing sind wir schon sehr lange sehr erfolgreich unterwegs.
leadersnet.at: Ist es geplant, irgendwann ein entsprechendes Printprodukt zu gesund.at zu launchen?
Leskoschek: Das lässt sich derzeit noch nicht sagen. Wir beginnen jetzt damit, die einzelnen Cluster zu verschränken. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wienerin Gesund. Ich glaube auch, dass beim KiloCoach die Möglichkeiten noch viel größer sind. Wenn man sich beispielsweise vergleichbare Portale in England anschaut, dann gibt es dort begleitend ein erfolgreiches Printprodukt, das zwölf Mal im Jahr erscheint, einen riesigen Merchandisingshop, wo es vom Kochlöffel über die Schürze alles gibt und es werden noch die entsprechenden Bücher dazu verlegt. Die Möglichkeiten sind also sehr groß und wir stehen erst am Anfang.
leadersnet.at: Heißt das, dass die Entwicklung immer mehr Richtung Markenwelten und die 360 Grad-Abdeckung eines Themas geht?
Leskoschek: Wir versuchen die Lebenswelten unserer Leser abzudecken. Das kann auch über unterschiedliche Marken von statten gehen. Wir schauen deswegen nicht darauf, dass jedes Printmagazin seine eigene digitale Plattform und jede digitale Plattform ihren eigenen Shop hat. Wir wissen aber auch wie wichtig, das Thema Digital – gerade bei der jungen Zielgruppe – ist. Ein gutes Beispiel dafür ist miss.at, wo die Zugriffszahlen innerhalb von ein paar Monaten regelrecht explodiert sind. Wir sind der festen Überzeugung, dass die größten Werte einerseits die Marken und andererseits das Wissen über den eigenen Leser sind. Zielgruppen werden bei den Werbenden immer wichtiger und entsprechend auch immer teurer.
leadersnet.at: Das Thema Daten von Lesern ist ein sehr spannendes und sehr heikles. Kooperieren Sie da mit Markenartiklern, die an diesen Daten interessiert sind?
Leskoschek: Nein, das machen wir nicht. Wir gehen sehr behutsam mit diesen Daten um und es würde auch keinen Sinn machen, den Leser dauernd mit Dingen abseits des eigentlichen Magazins oder Produkts zu penetrieren.
leadersnet.at: Ist ein Kundenclub ein Thema für die Zukunft?
Leskoschek: Ja, das halte ich für ein sehr wichtiges Thema, gerade im Hinblick auf die Leserbindung. Mit dem „Wienerin VIP Club" haben wir bereits einen Kundenclub, den wir im Herbst weiter forcieren wollen. Er wird ein neues Gesicht bekommen und mit neuen Leistungen aufgeladen werden.
leadersnet.at: Gibt es Pläne, bestimmt Inhalte nur über eine Paywall zugänglich zu machen?
Leskoschek: Ich glaube schon, dass man darüber nachdenken sollte, dass spezieller und einzigartiger Content etwas kosten darf. Und darüber denken wir auch nach. Momentan ist es dennoch noch kein Thema. Aber es wird die Verlagsbranche die nächsten Jahre definitiv beschäftigen. Die Kosten für den digitalen Bereich sind enorm und man muss sich überlegen, wie man diese Investitionen wieder rein bekommt. Ich denke dass die Leser bereit sind, für Inhalte, die exklusiv und hochwertig sind, etwas zu bezahlen – die Frage ist nur, wie viel.
leadersnet.at: Bewegtbild ist auch ein Thema, das in aller Munde ist. Gibt es von Ihrer Seite Pläne in diesem Bereich mehr zu tun?
Leskoschek: Wir tun bereits enorm viel. Wir laden täglich vier bis fünf neue vermarktbare Videos hoch, die wir zu einem Großteil selbst bzw. mit unserem Partnerunternehmen, der Styria, produzieren. Wir sind einer der ganz großen Aktiven in diesem Bereich. Die Zugriff- und Downloadzahlen sind, egal ob bei sportnet.at, miss.at oder Wiener Online, auch entsprechend hoch und steigen kontinuierlich.
leadersnet.at: Print, Online, Bewegtbild, App – ist es so, dass man als erfolgreiches Medienhaus heute alle Mediengattungen anbieten muss?
Leskoschek: Der Markt verlangt das sicherlich zum Teil und wir machen das auch sehr erfolgreich. Der Leser ist an eine Marke, egal ob Print oder Online, gewöhnt und da wäre es natürlich dumm, ihn nicht auch über andere Kanäle zu bedienen. Wenn sich ein Leser in Zielgruppenmedien bewegt, hat er auch einen gewissen Anspruch an den redaktionellen Inhalt. Ich glaube, dass es heute notwendig ist, mehr als nur Print oder nur Digital zu machen. Digital sehe ich etwa als zusätzliche Gattung, die zum Bestehenden dazu gekommen ist und Print beispielsweise gut ergänzt. Der Werbemarkt verlangt auch die unterschiedlichen Plattformen. Deswegen würde ich auch gar nicht so stark zwischen Print und Digital unterscheiden.
leadersnet.at: Derzeit ist auch eine Diskussion über die Vereinheitlichung und Neuerung der Messmethoden für Onlinewerbung im Gange. Der VÖZ fordert neue Qualitätsstandards und setzt auf das Thema „Visibility". Ist das eine Entwicklung, die sie befürworten?
Leskoschek: Ich finde es auf jeden Fall positiv, dass die Qualität in den Vordergrund rückt. Meiner Meinung nach hat sie bereits gesiegt. Das zeigt sich auch daran, dass die Massenmedien europaweit große Verluste und enorme Umsatzeinbrüche hinnehmen müssen. Qualität wird also immer wichtiger. Digital ist noch eine junge Mediengattung, bei der die Messkriterien in den nächsten Jahren immer wieder angepasst werden müssen.
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