Während eine aktuelle Umfrage zum Ergebnis kam, dass die Österreicher:innen autonomen Autos (noch) ziemlich skeptisch gegenüberstehen (LEADERSNET berichtete), treiben die Hersteller die Technologie mit Nachdruck voran. Wie hier der Technologiestand derzeit aussieht, haben sich der ÖAMTC und sein deutsches Pendant, der ADAC, nun angesehen. Konkret haben die beiden Mobilitätsclubs aktuelle Systeme zum assistierten und automatisierten Fahren in Premiumautos, BMW 5er und Mercedes (EQS), analysiert. Im Vergleich standen der BMW Highway Assistant (Level 2+) und der Mercedes Drive Pilot (Level 3). Ziel war es, den praktischen Nutzen und die Grenzen beider Technologien zu bewerten.
"Der Vergleich zeigt deutlich, dass beide Systeme ähnliche Vorteile haben. Mit dem Sprung auf vollautomatisierte Level-3-Unterstützung wird der Ablauf der Übergabe komplexer, und das Fahrzeug reagiert empfindlicher auf Unregelmäßigkeiten", erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. L2-Systeme seien bereits weitverbreitet und würden Fahrer:innen unterstützen, die jedoch stets eingriffsbereit bleiben müssten. L3-Systeme erlaubten es dagegen, unter bestimmten Bedingungen die Kontrolle vollständig an das Fahrzeug zu übergeben – "einschlafen ist aber dennoch nicht drin, das Fahrzeug hält im Zweifel an", so Kerbl.
BMW Highway Assistant © ÖAMTC/Kirsch
Assistiert oder automatisiert – wo die Unterschiede liegen
Der BMW auf Level 2+ ermöglicht freihändiges Fahren bis 130 km/h, wobei die Verantwortung bei der:dem Fahrer:in bleibt. Das System hilft beim Spurhalten und Abstand, verlangt aber volle Aufmerksamkeit.
Der Mercedes Drive Pilot geht weiter: Als Level-3-System übernimmt er die Fahrsteuerung bis 95 km/h – allerdings nur auf digital kartierten Autobahnabschnitten und unter klar definierten Bedingungen. Das ist derzeit in Deutschland erlaubt, in Österreich aber noch nicht. Währenddessen darf sich der:die Fahrer:in rechtlich abgesichert vom Verkehrsgeschehen abwenden, etwa um zu arbeiten oder Medien zu konsumieren. Die Verantwortung liegt beim Hersteller – ein wichtiger Schritt Richtung Automatisierung. Beim autonomen Fahren sei schließlich "gar kein:e Lenker:in mehr notwendig – das Fahrzeug fährt alle Szenarien eigenständig", so der ÖAMTC-Experte.
Mercedes Drive Pilot © ÖAMTC/Kirsch
Testergebnisse: Entlastung mit Einschränkungen
Im Praxistest überzeugte der BMW durch größere Flexibilität und stabile Leistung auch bei Regen oder Dunkelheit. Der Mercedes Drive Pilot biete zwar mehr Komfort, sei aber stark durch Witterung, Streckenwahl und Verkehrsdichte begrenzt, so die Tester:innen. "Level-3-Systeme wie der Drive Pilot markieren den nächsten Technologiesprung", betont Kerbl. Sie ermöglichten erstmals echte Entlastung und könnten die Sicherheit erhöhen, weil der Mensch in komplexen Situationen weniger gefordert sei. Dennoch stehe automatisiertes Fahren erst am Anfang – in Österreich sei es bislang nicht zugelassen, in Deutschland nur auf bestimmten Autobahnstrecken.
Ausblick
Der Test verdeutlicht das große Zukunftspotenzial automatisierter Systeme – vor allem hinsichtlich Sicherheit, Komfort und Effizienz. Damit diese Technologien den Massenmarkt erreichen, müssen Hersteller technische Grenzen ausweiten und Politik sowie Gesetzgeber klare Rahmenbedingungen schaffen.
Kurzfristig dürften sich vor allem hochentwickelte Assistenzsysteme (Level 2+) weiter verbreiten. "Assistenzsysteme unterstützen, aber auch bei modernsten Technologien ist volle Aufmerksamkeit gefordert", so Kerbl abschließend. Entscheidend sei, die Einsatzgrenzen und rechtlichen Vorgaben zu kennen und realistische Erwartungen zu haben. Langfristig könnten höhere Automatisierungsstufen erheblich zur Verkehrssicherheit und zur Entlastung im Alltag beitragen.
www.oeamtc.at
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